336 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im Knaur Verlag am 03.06.2019 |
„Du hast nicht alles verloren, Ryan. […] Du bist nur gefallen
und nicht wieder aufgestanden.“
(Lena zu Ryan in New Beginnings)
Worum geht’s?
Ihr Au-Pair-Jahr in Amerika hat sich Lena sicher anders
vorgestellt: Statt in einer der pulsierenden Metropolen landet sich in einem
süßen Örtchen namens Green Valley. Umgeben von den Rocky Mountains, mitten in einem
Skiparadies, aber immerhin hat sie mit Jack, Amy und ihrem Sohn Liam eine süße
Familie gefunden, die ein Bed & Breakfast führen. Doch als Lena dann im
Green Valley ankommt, stellt sich heraus, dass sie einen weiteren Mitbewohner
hat: Ryan, Jakes Bruder, der weltbekannter Skifahrer war, bis bei einem
schrecklichen Unfall seine Karriere vorbei war. Und Ryan leidet unter seinem
Karriereaus, sehr sogar und lässt dies gern an seinem Umfeld aus. Wird Lena seine
Fassade durchdringen können?
New Beginnings ist Band 1 einer Dilogie um das Örtchen Green
Valley. Die Geschichte von Lena und Ryan ist in sich geschlossen, Band 2 wird
über ein andere Pärchen handeln, welches wir in diesem Buch bereits
kennenlernen.
Schreibstil / Gestaltung
Das wunderschöne Cover in seinen Pastelltönnen wirkt verträumt
und passt gut zum Buch. Die goldene Schrift mit der Verzierung sieht hübsch aus
und zieht das Auge an. Gestalterisch passt das Buch gut in die Richtung Romance
/ New Adult.
Das Buch wird chronologisch ausschließlich aus Sicht von
Lena in der Ich-Perspektive erzählt. Gegen Ende gibt es mehrere Zeitsprünge,
die entsprechend übertitelt sind. Der Schreibstil ist sehr locker-leicht,
angenehm und undramatisch. Er passt sprachlich gut in den Bereich Young Adult
und New Adult, es gibt keine Kraftausdrücke und wenig sexuellen Content.
Mein Fazit
Kleiner, idyllischer Ort, Skiparadies, ein gefallener Badboy
– das klingt nach einer guten Geschichte für mich. So freute ich mich sehr,
diese Reise in die Rocky Mountains zu erleben.
Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht. Die Geschichte
startet unmittelbar mit Lenas Anreise und schon kurz darauf trifft sie nach
einer etwas missratenen Ankunft auf Ryan, der von Anfang an mit seiner abneigenden
Haltung eine harte Nuss darstellt. Relativ schnell hatte ich den Eindruck, zu
wissen, wie der Hase in dieser Geschichte hoppeln wird. Und so kam es Schritt für
Schritt auch. New Beginnings ist in dieser Hinsicht weder innovativ noch
überraschend – das ist aber ok. Natürlich folgt die Story dem typischen Schema,
aber der Weg zum entscheidenen Drama hat mir sehr gefallen. Es ist der Ort, der
wirklich liebevoll gestaltet wurde und zum Träumen einlädt. Es ist die Familie Cooper,
für die Lena als Au Pair arbeiten soll. Und es ist vor allem Ryan, der mit
seiner Geschichte für mich der Hauptpunkt der Story ist und mich am meisten
begeistern konnte. Denn Ryan, der nah seinem Unfall fast schon depressiv in den
Tag herein lebt, wird durch Lenas Anwesenheit langsam Schritt für Schritt aus
seinem Schneckenhaus geholt – nur um dann in der nächsten Sekunde wieder
vollkommen dicht zu machen. Diese Kombination aus Frustration und Freude hat
mich begeistert. Viele Momente zwischen Lena und Ryan sind relativ klischeehaft
und vieles habe ich so erwartet, dennoch hat es mich überzeugt, einfach weil es
niedlich war. Einiges in der Geschichte ging etwas schneller, teilweise zu
schnell (z.B. Ryans „Besserung“), aber dennoch habe ich mich wohlgefühlt.
Wohlgefühlen ist wirklich das richtige Wort – New Beginnings ist eine dieser
Wohlfühlgeschichten. Bis zu etwa 75% der Geschichte ist das Buch wirklich
herrlich undramatisch, beschränkt sich aufs Wesentliche und fühlt sich gut an.
Ab da war für mich leider der Drops gelutscht. Im letzten Teil des Buches kommt
es zudem auch zu wenigen erotischen Szenen, die jedoch sehr kurz, niveauvoll
und oberflächlich gestaltet sind.
Charakterlich muss ich sagen, dass Lena mich nicht wirklich
begeistern konnte. Sie war mir teilweise etwas zu naiv, zu trotzig und ist oft verhältnismäßig
schnell in die Luft gegangen. Ich habe das Gefühl, Lena nicht wirklich
kennengelernt zu haben, obwohl sie mich durch die Geschichte geführt hat. Dazu
kommt, dass sie sehr flirty ist und gerade am Anfang der Geschichte nicht ganz
klar ist, auf wen genau sie steht. Ihre plötzliche Einsicht kommt daher auch
etwas unnatürlich daher und mehr als einmal habe ich mir an den Kopf gepackt,
weil sie offenbar das Offensichtliche nicht erkennt. Wer mich hingegen restlos
begeistern konnte, war Ryan. Ich konnte seinen Schmerz und seine Verzweiflung
spüren, habe mit ihm mitgelitten und gehofft, dass er aus seinem Tief wieder
herauskommt. Ryan zeigt hierbei allerdings auch einige unschöne
Charaktereigenschaften, was die Sache nur realistischer macht. Im Klappentext
wird er als Badboy beschrieben, was ich nicht nachvollziehen kann, denn er ist
alles, aber sicher kein Badboy. Ein Frauenheld vielleicht, aber das war’s auch.
Zudem gefiel mir die Dynamik zwischen Lena und Ryan, die sich gegenseitig gern
mal necken. Die Nebencharaktere wie die Familie Cooper und die Freunde Izzy und
Will (diese werden die Protagonisten von Band 2 sein) haben mir gut gefallen,
wobei Will mir teilweise etwas zu aufdringlich war und mich Lenas Reaktion
hierauf zu so manchen Kopfschütteln gezwungen hat.
Was mir wirklich Probleme bereitet hat, war der komplette
letzte Teil des Buches. Während bis zu etwa 75% des Buches die Geschichte
wunderbar undramatisch und einfach nur schön war, kam hier der Twist, wie er in
jedem Buch dieser Art vorkommt. Das stört mich nicht, ich erwarte ihn sogar.
Diesen einen Moment, wo dem Leser das Herz rausgerissen wird und man sich nur
denkt „nein, wieso tut ihr mir das an“. Auch New Beginnings hat diesen Moment (streng
genommen sogar zweimal kurz hintereinander), nur leider hat das Buch es nicht
geschafft, mir das Herz zu brechen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich
mit Lena nicht warm geworden bin oder mir die Beziehungsentwicklung zu wenig
greifbar war. Ja, der Enthüllungsmoment hat mich überrascht und berührt, aber
nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte und von anderen Liebesgeschichten
gewohnt bin. Auch die Art, wie mit dieser Enthüllung umgegangen wurde, hat mir
leider nicht zugesagt. Es war für mich nicht greifbar, wie die beiden Protagonisten
weitergemacht haben, die Irrungen und Wirrungen wirkten zu künstlich (vor dem
Hintergrund der Beziehung) und zugleich zu realistisch (vor dem Hintergrund der
Zeit im Buch), als dass ich das große Drama nachvollziehen konnte. Zudem haben
wir hier zwei junge Erwachsene und gerade Lena zeigt in ihrer leicht naiv-trotzigen
Art zu wenig Entwicklung und Verständnis. Wieso genau, werde ich im Spoilerteil
ausführen.
Insgesamt muss ich sagen, dass New Beginnings wunderschön
anfing, mich trotz der fehlenden Dramatik und ohne wirklichen Spannungsbogen
gefangen genommen hat und vor allem mit dem idyllischen Charme von Green Valley
überzeugen konnte. Ich fand Ryan als Charakter wunderbar und habe mit ihm
mitgelitten, zu Lena fehlte mir aber leider der Zugang. New Beginnings ist ein
Buch, was wunderbar für einen Tag am Strand oder einem Abend eingekuschelt auf
dem Sofa geeignet ist, welches einem zum Schmunzeln und Schwärmen bringt, aber mich
mit seinem Ende leider nicht begeistern konnte. Dennoch habe ich die Lesezeit genossen
und finde das Buch wunderbar für entspannte Momente und zum Träumen.
+++ es folgen im Weiteren mögliche Spoiler +++
Natürlich braucht das Buch das typische Drama. So kommt es
auch hier, zwar nicht überraschend, aber auch nicht gerade vorhersehbar. Als Lena
erfährt, dass Ryan nach Europa geht, kann ich verstehen, dass sie verletzt ist.
Als die beiden dann kurze Zeit später wieder auf heile Welt machen (ohne, dass
es thematisiert wurde), für ein letztes Mal im Bett landen und Lena danach
enttäuscht ist, dass Ryan geht, habe ich die Augen verdreht. Ich weiß nicht,
was genau Lena erwartet hatte, aber ihre Erwartung war für mich auf jeden Fall unrealistisch.
Die folgenden Zeitsprünge machen es noch weniger greifbar, dass die beiden
wieder zueinanderfinden, insbesondere da sie nicht miteinander reden. Als Ryan
dann zur Vollendung des Happy Ends nach Wochen zurückkommt, war ich einfach nur
genervt, da es für mich zu unglaubwürdig und idealistisch war, auch, da die
Charaktere für meinen Geschmack zu wenig aufarbeiten, was zwischen ihnen steht
und stand. Daher konnte mich nach hinten heraus das Buch leider nicht ganz überzeugen.
Denn es wirkte alles zu verkrampft, es gab zu wenig Bindung und auch dadurch,
dass man nur Lenas Sichtweise und ihren Herzschmerz hatte, war es wenig
greifbar, dass Ryan plötzlich – aber nach Wochen – zurückkommt. Hier hätte man
sich insgesamt mehr Zeit lassen sollen und den Figuren Tiefe geben müssen. Es
wurde einfach zu schnell abgehandelt.
Bewertung: ★★★★☆
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass
mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon
nicht beeinflusst.]