18.02.2020

Tessa Bailey - Duty & Desire: Verboten sinnlich (Duty & Desire 2)

368 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im Kyss-Verlag am 18.02.2020
 „Die schüchterne Katie existiert im Moment nicht. Das hier ist die mutig Katie, die neue Dinge ausprobiert, wie einen sehr attraktiven Mann zu küsse. Und ich mag sie.“
(Katie über sich selbst in Duty & Desire 2)

Worum geht’s?

Polizeirekrut Jack hat Probleme, die er regelmäßig mit Sex und Alkohol zu lösen versucht. Immer auf der Suche nach einer neuen Bettgeschichte trifft er eines Abends auf die irische Touristin Katie. Irgendetwas an ihr fasziniert Jack und entgegen seiner üblichen Art möchte er einfach nur Zeit mit ihr verbringen, statt mit ihr in die Kiste zu springen. Und so sind sie den ganzen Abend zusammen unterwegs. Doch bereits kurz danach folgt der große Schock: Katie ist die neue Ausbilderin von Jack und soll den Rekruten Schießen beibringen. Denn sie ist prämierte Olympia-Siegerin und nutzt die Trip für eine Flucht aus ihrem komplizierten Leben und vor den Ansprüchen ihres Vaters. Und eine Beziehung zu einem Rekruten? Das kommt nicht in Frage. Aber gegen Jacks Anziehungskraft kann sie sich nicht wehren…

„Duty & Desire – Verboten sinnlich“ ist der zweite Teil der „Duty & Desire“-Trilogie. Das Buch ist in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden, die Charaktere aus Band 1 und 3 kommen jedoch als Nebencharaktere vor.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist identisch zu Band 1, dieses Mal jedoch ausschließlich in Blautönen gehalten. Es zeigt eine beleuchtete Skyline einer Stadt. Das Cover ist ansprechend und hübsch gestaltet, gibt allerdings wie der Vorgänger keine Informationen über den Inhalt preis. Die Erzählweise des Buches erfolgt linear. Die Protagonisten Katie und Jack erzählen wechselnd in der Ich-Perspektive, der jeweilige Erzähler wird durch eine Überschrift deutlich gemacht. Der Schreibstil ist locker und leicht. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist sprachlich angemessen für (junge) Erwachsene. Das Buch enthält zahlreiche erotische Szenen von einiger Länge.

Mein Fazit

Nach einem wirklichen mauen Start mit Band 1 der Reihe war meine Lust auf Band 2 zugegebenermaßen etwas zurückhaltend. Da aber in Band 1 bereits ein Alkoholproblem von Jack angedeutet wurde, war ich interessiert daran, ob Band 2 durch diese Thematik mehr bieten kann und habe zugegriffen. Aber auch dieses Mal war ich nicht wirklich begeistert, wenngleich das Buch besser gelungen ist als Band 1.

An einem Abend tingelt Jack planlos durch seinen alten Stadtteil und trifft hierbei auf eine süße Touristin, die sich vor einer Kneipe den Hals verreckt. Jack, für den Alkohol und Frauen seine liebte Freizeitbeschäftigung sind und der nur aufgrund einer verlorenen Wette die Ausbildung zum Polizisten macht, hat sofort Blut geleckt und spricht sie an. Nach einigen Wortwechseln verbringen die beiden den Abend zusammen – für Jack ganz untypisch außerhalb des Bettes. Die Irin Katie ist für zwei Wochen in der Stadt und möchte hierbei ihre Abenteuerliste abarbeiten. Neben dem Erkunden von Mafia-Mordplätzen und dem Tanzen im Brunnen des Central Parks führt sie aber noch etwas anderes in die Stadt. Denn bald kommt der Schock: Katie ist die neue Ausbilderin an der Waffe für die Rekruten. Und mit Rekruten flirten oder gar etwas anfangen? Das geht gar nicht. Aber gegen Jacks Charme ist Katie einfach nicht immun. Doch Jack hat viele Probleme und die Schatten seiner Vergangenheit beeinflussen seine Gegenwart noch immer. Insbesondere sein Alkoholproblem, welches Katie bereits beim ersten Training erkennt, macht seinen Freunden das Leben schwer. Schritt für Schritt scheint Jack sich zu zerstören, doch damit verliert er auch immer mehr Katie. Für sie will er sich ändern. Doch kann er das schaffen? Und vor allem: Was passiert, wenn Katies Zeit abgelaufen ist?

Der Einstieg in das Buch war etwas mühselig. Das erste Aufeinandertreffen von Katie und Jack war irgendwie sehr künstlich und gestellt, es wirkte kurios und auch die zahlreichen Gedankengänge bei Jack fanden nicht so ganz den Weg zu mir. Im Gespräch hatte ich das Gefühl, die beiden springen von A nach B nach X. Es wirkt beinahe so, als hätte die Autorin gewollt, möglichst schnell das ganze Vorgeplänkel abzuarbeiten, um zum Kern zu kommen. Der Kern ist, dass Jack Katie will (erst körperlich, später noch mehr), Katie aber als Ausbilderin Tabu ist. Natürlich lassen sich beide davon nicht abhalten und es knistert gewaltig. Wieso, das wurde mir nicht so ganz klar. Es ist sicher eine sexuelle Anziehungskraft in der Luft, Katie berichtet immer wieder von Jacks Charisma und Jack schwärmt insbesondere in der ersten Hälfte immer wieder von Katies Art – und ihren Brüsten. In der ersten Hälfte des Buches habe ich die ganze Zeit nach etwas gesucht, was ich nicht gefunden habe: Handlung. Denn die stetig kreisenden Gedanken über Bettsport und Küsse werden von gelegentlichen Trainingseinheiten an der Akademie (hey, eine Steigerung zu Band 1, wo man nur in der Umkleide der Akademie war!) und gelegentlichen Zweifeln unterbrochen. Jack deutet zwar immer wieder an, dass es da etwas in seiner Vergangenheit gibt, das kommt aber alles erst in der zweiten Hälfte. Generell gibt es sehr viele Parallelen zu Band 1 und an vielen Stellen kam es mir wie eine Neuauflage von Band 1 vor, nur mit anderen Leuten.

Die zweite Hälfte hingegen hatte schon etwas mehr Substanz. Hier kommen jetzt auch mal ein paar Themen auf den Tisch, die zwingend notwendig waren: Jacks Alkoholproblem, Jacks Vergangenheit, Katies Leistungsdruck und die Erwartungshaltung ihres Vaters. Wer allerdings denkt, dass es jetzt tiefgründig wird: Entwarnung! Alles wird angerissen, beiläufig erwähnt, wirr eingeflochten. Im Hinblick auf Jacks Vergangenheit und sein daraus resultierendes Alkoholproblem (was offenbar an der Akademie niemandem auffällt, stört oder Grund zur Sorge bereitet außer seinen Freunden) ärgert mich dies am meisten. Denn hier liegt eine wirklich schlimme Geschichte zugrunde, die in Büchern sehr selten vorkommt und der man in meinen Augen einfach mehr als 2 Seiten Aufmerksamkeit hätte schenken müssen. Stattdessen erzählt er, was passiert ist, man plaudert ein wenig und springt in die Kiste. Alle Handlungsstränge werden dann zurechtgebogen, dass es am Ende passt und alle glücklich sind. Wenn man bedenkt, dass 95% der Geschichte nur zwei Wochen Zeitraum abdecken, ist dies eine Meisterleistung. Jack, der jahrelang ein Alkoholproblem hatte und fast schon Pegeltrinker ist, kann natürlich auch nur durch Liebe bewegt werden, das Trinken aufzugeben und ein paar Anonyme Alkoholiker Treffen reichen auch, um alles wieder ins Reine zu bringen. Hochgradig unrealistisch und fast schon fahrlässig, aber was solls. Es ist ein Buch. Immerhin wird hier mehr Hintergrund präsentiert als in Band 1.

Die Beziehungsentwicklung kann man als solche gar nicht wirklich deklarieren. Von 0 auf 100 entwickelt sich eine sexy Übereinkunft, in Rahmen derer Katie natürlich auch ihr erstes Mal mit Jack hat und Jack die Bedeutung von Liebemachen wiederentdeckt. Garniert mit einigen Downs in der Beziehung durch Jacks Sucht und Katies familiären Druck wachsen beide aber natürlich daran und alles wird so nachhaltig verändert, dass auch eine dauerhafte Beziehung kein Problem ist. Zwei Wochen sind in Duty & Desire jedenfalls eine verdammt ertragreiche Zeit.

Auch bei den Charakteren muss ich wieder sagen, dass es nicht viel zu sagen gibt. Jack ist vor allem am Anfang sehr befriedigungsorientiert und entwickelt sich dann schnell zum Superhelden mit niedlichen Momenten. In der ersten Hälfte hat Jack mit genervt, er ist verantwortungslos, wirkt wie in der Pubertät hängengeblieben und ist alles anderes als sympathisch. In der zweiten Hälfte (aka eine Woche später) hat er seine 180-Grad-Wende zum alkoholfreien, super motivierten Polizeischüler. Katie hingegen startet als unschuldiges Mäuschen, die man schnell auf 16 Jahre schätzen könnte, entwickelt sich dann aber rasant zur selbstbewussten Frau, die weiß, was sie will. Sie war zwar wesentlich sympathischer, aber auch hier war alles eher eindimensional und oberflächlich. Charlie und Ever aus Band 1 kommen als absolute Randfiguren wenige Male vor, dafür wurden Danika und Greer mehr in den Fokus genommen und auf absolut unsubtile Art auf ihre mögliche Liebelei hingewiesen. Auch das wirkte schon wieder so gestellt, dass es willkürlich rüberkam.

Summa Summarum ist Duty & Desire 2 etwas stärker als sein Vorgänger und kann zumindest mit einer einigermaßen soliden Grundgeschichte überzeugen. Dennoch bleibt das Buch recht farblos und wartet eher mit einer soliden Bettgeschichte auf als mit großen Emotionen. Jeglicher Ansatz von Tiefgründigkeit wird in Mini-Absätzen abgeklärt und weggedrückt, während die zahlreichen Erotikszenen mehr Aufmerksamkeit kriegen. Für kurzweilige und anspruchslose Unterhaltung ist das Buch eine gute Wahl. Wünscht man sich allerdings etwas Substanz, etwas Tiefe und Nachvollziehbarkeit, sollte man die Finger davon lassen. Denn wie bereits bei Band 1 muss ich festhalten: Viel Sex, noch mehr Gerede über Sex, eine nicht so wirklich nachvollziehbare und vor allem blitzschnelle Beziehungsentwicklung und das Ankratzen von tiefgründigen (aber eigentlich gewichtigen!) Probleme ist nicht genug.

Bewertung: ★★★☆☆

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]