11.02.2020

Michelle Schrenk & Emily Ferguson - Feel my soul (New York Dreams 1)

368 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch im Montlake-Verlag am 14.01.2020
 „Wären wir ein Song, dann wären wir ein unvollständiger. Aber ist das am Ende auch der Grund? Muss unser Lied noch fertiggeschrieben werden?“
(Mary in Feel my soul)

Worum geht’s?

Die junge Mary liebt es zu singen. Abends schleicht sie sich mit ihrer Gitarre auf einen Leuchtturm und spielt einfach darauf los. Doch in einer Nacht ist alles anders. Sie trifft auf Tad, der emotional aufgewühlt am Geländer des Leuchtturms steht. Doch Marys Stimme verzaubert ihn und versetzt ihn in einen Ruhezustand, den er verzweifelt zu suchen scheint. Langsam verlieben Tad und Mary sich ineinander und in die Musik, die sie miteinander machen. Doch dann, ohne Vorwarnung, verschwindet Tad. Fünf Jahre später hat Mary es nach New York geschafft. Immer wieder singt sie abends in einer Bar. Und immer wieder muss sie dabei an Tad denken. Doch dann tritt ein Unbekannter in ihr Leben und plötzlich steht alles Kopf…

Feel my Soul ist Band 1 der New York Dreams Reihe. Das Buch ist jedoch in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden.


Schreibstil / Gestaltung

Das verträumte Cover in verschiedenen Pastellfarben mit der New Yorker Skyline im Hintergrund und zahlreichen Lichtreflexen wirkt sehr schön. Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt und passt zum Untertitel der Reihe. Es wirkt zart und passt zum Genre. Das Buch wird ausschließlich von Mary als Ich-Erzähler erzählt. Das Buch startet in der Gegenwart mit der 23-Jährigen Mary, springt aber nach wenigen Seiten aufgrund einer Erinnerung für etwa ein Fünftel des Buches in die Vergangenheit und erzählt die Vorgeschichte von Tad und Mary. Anschließend wird die Geschichte in der Gegenwart chronologisch erzählt. wer aktuell erzählt. Der Schreibstil ist sehr flüssig und gut lesbar. Sprachlich bewegt sich das Buch im Bereich der (junge) Erwachsenen-Literatur. Das Buch beinhaltet wenige erotische Szenen, die jedoch nicht sonderlich explizit sind.

Mein Fazit

Ein schönes Cover und ein ansprechender Klappentext über ein Mädchen, die in den Big Apple möchte, um zu singen? Genau mein Ding. Von beiden Autorinnen habe ich bisher noch nichts gelesen, umso gespannter war ich. Doch konnte mich Feel my soul überzeugen? Leider nicht so vollständig.

Das Buch startet in der Gegenwart, bei der Mary sich vorbereitet, um zu einem Auftritt aufzubrechen. Durch ein Lied wird sie in ihrer Erinnerung fünf Jahre zurück katapultiert, in einen Sommer in Florida. Hier hat Mary in einer Bäckerei gearbeitet und abends immer auf einem Leuchtturm ihre Lieder geübt. Und hier traf sie auf Tad. Er war neu in der Stadt, hing mit den falschen Jungs ab, hat falsche Sachen gemacht – und er hatte jede Menge Probleme. Doch Mary wurde sein Anker, sein Ruhepol. Und so entwickelte sich eine süße Jugendliebe. Doch als eines Abends ein schrecklicher Unfall passiert, verschwindet Tad spurlos aus Marys Leben. Er hinterlässt nichts außer Herzschmerz, zerplatzte Träume und einen nichtssagenden Abschiedsbrief. Noch immer, Jahre später, schmerzt Mary das Herz, wenn sie an Tad denkt oder wen sie singt, was sie mittlerweile auch professionell machen möchte. Immer donnerstags singt sie in einer Bar. Und hier wartet jedes Mal ein Unbekannter, der ihr zuhört, aber stets verschwindet, sobald sie fertig ist. Als wenig später eine Agentur an sie herantritt, ob sie ein privates Konzert geben könnte, sagt sie ja. Sie ahnt nicht, dass dieses Konzert sie in einen Strudel aus Emotionen und Erinnerungen ziehen wird.

Die Geschichte von Mary und Tad vereint die Story um eine Jugendliebe, die in der Gegenwart weiterhin präsent bleibt und unter anderem auch Marys Muse für ihre Songs ist. Nachdem Tad ihr nur einen Brief hinterlassen hat, denkt Mary auch in der Gegenwart noch an ihn. Als ein Unbekannter immer zu ihren Auftritten kommt, fragt sie sich irgendwann sogar unweigerlich, ob es Tad sein könnte. So sehr nimmt der Verlust sie immer noch mit. Dabei hat Mary seitdem viel erreicht. Sie hat ihr Studium abgeschlossen, ist eine selbstständige junge Frau geworden, die singt und Songs schreibt. So sucht sie auch eine Anstellung als Songwriterin und tritt regelmäßig in der Bar Jone’s auf. Doch der Unbekannte scheint ihr Leben recht schnell aus dem Gleichgewicht zu bringen, der er will um jeden Preis geheim bleiben. Doch das hat mehrere Gründe, die sich im Laufe der Geschichte langsam enthüllen. Hier muss ich sagen, dass bis auf wenige Feinheiten ich recht schnell vorhergesehen habe, wie sich alles entwickeln wird und wo die Probleme liegen. Dennoch war ich angetan, weiterzulesen und mehr zu erfahren, weil ich es verstehen wollte, was dort passiert. Hin und wieder bin ich dabei an Punkte gestoßen, die mir sauer aufstießen. Zwischendurch hat man auch manchmal das Gefühl, dass das Buch künstlich in die Länge gezogen wird durch eine beiläufige Ereignisse und auch aufgrund zahlreicher Ausflüchte des Unbekannten, der immer wieder beteuert, später alles zu erklären. Irgendwann war ich davon leicht angenervt, weil es Zeit für Erklärungen wurde, die aber wirklich bis fast zum Schluss ausbleiben und dann so rasant durchgepeitscht werden. Dennoch fand ich die Geschichte um Mary und ihre Beständigkeit zur Musik sehr schön und es hat mir gut gefallen, ihre Entwicklung mitzuerleben.

Mary ist ein sehr sympathischer Charakter. Seit Anfang an mochte ich sie und ihre gutmütige Art. Im späteren Verlauf war ich so manches Mal etwas enttäuscht von ihr, dass sie sich so schnell um den Finger wickeln lässt, konnte es jedoch im Gesamtkontext auch gut verstehen. Mary kümmert sich viel um ihr Umfeld und hilft, wo sie kann. Sie ist stark und glaubt an sich, auch wenn es schwer wird. Tad hingegen fand ich recht eindimensional. Man erfährt nicht so viel über ihn, was vor allem auch an der Erzählperspektive liegt. Oftmals gibt es daher Handlungsmomente, die für mich nicht nachvollziehbar waren. Tad ist sehr sprunghaft und sehr unzufrieden mit seinem Leben, ihm sind aber zugleich die Hände gebunden, etwas daran zu ändern. Dennoch legt er einige Züge an den Tag, die ich nicht korrekt fand und auch hart an seinem Traumprinz-Image gekratzt haben. Manchmal fiel es mir schwer, die Liebe von Tad und Mary als eines der Ziele des Buches zu akzeptieren, einfach weil ich manchmal das Gefühl hatte, Mary hat etwas Besseres verdient. Neben Tad und Mary gibt es einige Randcharaktere, die wirklich toll in die Geschichte integriert sind und eine durchaus wichtige Rolle spielen. Die Mitbewohnerin Sam ist eine gute Freunde mit klugen Ratschlägen, Jone aus dem Jone’s ist in fast schon väterlicher Art für Gegenwarts-Mary so und für Jugend-Mary gab es den tollen Bäckereibesitzer Mr. Bakerfield, der immer an das Gute geglaubt hat und viel Inspiration mit auf den Weg gibt. Es sind Nebencharaktere, die definitiv in Erinnerung bleiben werden.

Das erste Fünftel und das letzte Viertel des Buches haben es mir etwas schwer gemacht. Der Flashback am Anfang, der Mary in die Vergangenheit holt und dem Leser die Geschichte von Tad und Mary erklärt, wirkt sehr zäh. Es plätschert etwas vor sich hin, mir haben vor allem die Gefühle stark gefehlt und hier und da wirkte es etwas abrupt und sprunghaft. Es ist zwar durchaus süß, wie die beiden sich kennengelernt haben und wie sich ihre kurze Liaison entwickelt hat, wirklich abholen konnte mich der Flashback aber nicht. Erst nach dem Sprung zurück in die Gegenwart und den hin und wieder von Mary gesponnenen Gedankengängen zu Tad habe ich gemerkt, wie wichtig diese Beziehung für Mary war und wie nachhaltig sie von dieser beeinflusst wurde. Das Ende hingegen ist vor allem von einem schnellen Durcheinander geprägt. Es gibt ein Hin und Her, viele Fragezeichen, einige Antworten und in meinen Augen eine etwas halbgare Erklärung, was mit Tad passiert ist und wie sich das in der Gegenwart auswirkt. So wirklich vollendens überzeugt bin ich nicht, es ist aber zugleich ein schönes Ende, fast schon etwas kitschig und übertrieben, aber dennoch ein solches, was einen zufrieden stimmt. Man hätte hier aber vielleicht noch etwas Zeit investieren können, um einige Frage rund um Tads Familie sauberer aufzulösen. So wirkte es etwas abgebügelt.

Die Botschaft des Buches, dass man seinen Träumen folgen und für sie manchmal auch kämpfen muss, hat mir sehr gut gefallen. Mary ist mutig und obwohl ihre Eltern sie immer wieder zur Rückkehr auffordern, bleibt sie hartnäckig und möchte ihren Traum verfolgen. Grundsätzlich war das Buch recht positiv gestimmt, was auch an dem Bäckereibesitzer lag, der als Randfigur vorkam und Mary ein Notizbuch voller Zitate geschenkt hat, die ihr helfen sollen. Genau dieses Notizbuch kommt immer wieder im Buch vor und beeinflusst an so mancher Stelle die Protagonisten. Die Idee hat mir sehr gut gefallen.

Das Buch beinhaltet wenige Sexszenen, die jedoch durchweg nur angerissen und nicht explizit beschrieben werden. Der Fokus liegt hierbei eher auf der Bedeutung für die Protagonisten als auf dem Akt als solcher. Die Szenen sind grundsätzlich sehr kurz. Allerdings führen vor allem in der Gegenwart die Sexszenen bei mir zu einigen vorwiegend moralischen Fragezeichen.

Insgesamt ist Feel my soul ein niedlicher Liebesroman, der sowohl eine süße Jugendliebe abdeckt als auch eine starke Gegenwartsgeschichte. Nach einem eher zähen Start, der überraschend gefühlslos wirkte, nahm die Geschichte Fahrt auf und konnte mich größtenteils mitreißen. Es fehlte mir allerdings etwas an Gefühl, viele Punkte wurden sehr schnell abgehandelt und insbesondere zu Tad fehlte mir stark der Zugang. Es gibt in diesem Buch keine gigantischen Dramen, aber dennoch das ein oder andere Problem. Obwohl die Geschichte für mich fast vollständig vorhersehbar war, habe ich mitgefiebert und mich gut unterhalten gefühlt. Daher ein Buch, was ich durchaus empfehlen kann, man sollte aber nicht zu viel erwarten. Sehr gut für Zwischendurch!

 Bewertung: ★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]