230 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch als Selfpublisher am 21.01.2020 |
„Es kostet mich alle Kraft, die ich aufbringen kann. Unsere Körper scheinen wie Magnete zu sein, die sich wehren wollen, auseinander gerissen zu werden.“
(Travis in Lighting Shadows)
Worum geht’s?
Um den Schatten ihrer Vergangenheit zu entfliehen und einen Neuanfang zu starten, fliegt Luna von Mailand nach New York. Hier möchte sie auf der Ballett Akademie die Karriere starten, auf die sie schon lange hinarbeitet und von der sie sich auch nach dem Drama um ihre Familie nicht abhalten lässt. Als sie sich in New York einlebt, trifft sie auf Travis. Ihre Freunde warnen sie vor ihm und tatsächlich scheint Travis nicht die beste Wahl zu sein. Doch Luna kann nichts dagegen tun, sie fühlt sich magisch zu ihm hingezogen. Doch wo Gefühle im Spiel sind, kommt schnell Schmerz hinzu…
Lighting Shadows ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Schreibstil / Gestaltung
Das in einem hübschen, aquarellmäßige Cover mit Blau- und Erdtönen ist sehr hübsch und schlicht. Die Gestaltung ist sehr zurückhaltend und gibt keine Hinweise auf den Inhalt Preis. Es ist für mich kein Hingucker, der meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Das Buch sowohl aus Sicht von Luna als auch Travis in der Ich-Perspektive erzählt, die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar, das Buch präsentiert jedoch eine inkonstante Kommasetzung. Die Sprache ist modern, wirkte für mich aber teilweise etwas zu gewollt-cool. Das Buch beinhaltet Schimpfwörter und niveauvolle Erotikszenen.
Mein Fazit
Nachdem zahlreiche Stimmen sehr euphorisch von diesem Buch geschwärmt haben und mir das Lesen ans Herz gelegt haben, habe ich mir den Klappentext einmal näher angeschaut. Eine Ballerina, die in New York einen Neuanfang sucht? Klang für mich nach einer Geschichte, die ich so noch nicht so oft gelesen habe. Also wollte ich den Jubelstürmen glauben und griff zu diesem Buch. Leider muss ich aber sagen: Ich kann sie nicht komplett nachvollziehen. Aber woran liegt das?
New York soll für Luna ein Neuanfang sein. Nachdem ein schrecklicher Vorfall ihre Familie ausgelöscht hat und sie noch immer von den Gedanken daran gejagt wird, will sie in New York an der bekannten Ballett Akademie einen Platz ergattern. Hierfür zieht sie von Mailand nach New York und sucht einen Platz in einer WG. So landet sie bei Emily und Jane, die sie direkt ins Herz schließt. Durch Emily und Jane lernt sie Travis kennen, der die Aura eines Bad Boys hat und Luna irgendwie unter die Haut geht. Sie weiß nicht so ganz, was sie von ihm halten soll. Als sie eines Abends ausgehen, passiert eine große Katastrophe und Luna wird verletzt. Auf einmal steht ihre Karriere, ihre neue Zukunft und auch ihr Herz auf der Kippe. Kann sie Travis vertrauen?
Als ich das erste Mal auf die Seitenzahl schaute, merkte ich, dass bereits ein Viertel des Buches um war. Das war der Moment, wo ich bemerkte, dass einfach noch nichts passiert ist und Luna das erste Mal so richtig auf ihr Love Interest stößt. Gleichzeitig bemerkte ich aber auch, dass ich das Gefühl hatte, total viel gelesen zu haben, weil sehr viel erzählt wurde, nur eben nichts, was im Kern zur Handlung beiträgt. Und so sollte es sich durch das ganze Buch ziehen. Permanent bekam ich das Gefühl, dass es wahnsinnig viel Drumherum gab. Da sind Lunas ausladende Gedanken (in denen sie sich auch gern mit einem unterernährten Eichhörnchen vergleicht oder insgeheim andere Leute verurteilt), nette Momente mit den WG-Mitbewohnerinnen oder umfangreiche Beschreibungen von Erlebnissen – die aber für den Kern, zumindest den für mich vorwiegenden Kern der Liebesgeschichte, keine Relevanz hatten. Ich war stets auf der Suche nach dem roten Faden, der sich durch das Buch ziehen sollte, aber war mir zunehmend unsicher, ob es wirklich die Liebesgeschichte sein sollte. Denn sehr sprunghaft kommen immer wieder Szenen, bei denen man erst denkt „ah, auf geht’s“, aber am Ende passiert nichts oder es sind regelrechte Zwischensequenzen, die mehr ablenken als voranbringen. Wer es gern detailliert und umfangreich mag, wird sicher keine Probleme damit haben. Für mich litt nur durch das ganze Drumherum im Übermaß der Fokus zu sehr.
Lighting Shadows hatte für mich irgendwie recht wenig Handlung. Im Grunde genommen geht es um Luna und Travis, die aufgrund ihrer Freunde zusammenfinden, sich nicht so sicher sind, ob sie was miteinander anfangen wollen und dann ein wenig vom Schicksal und ihrer Vergangenheit tyrannisiert werden. Das Baletttanzen von Luna? Wird ganz vereinzelt angesprochen, vor allem eigentlich nur im Hinblick auf den Unfall, an dem Travis Schuld ist. Travis‘ Fotografie? Spielt hier und da eine Rolle, wird aber vor allem für das Thema Selbstakzeptanz von Luna verwendet. Travis‘ Probleme? Werden angesprochen und bisschen beleuchtet, aber dann auch irgendwie als „akzeptiert“ in die Story eingeflochten. Vor allem da musste ich stark schlucken. Denn der Unfall, an dem Travis Schuld ist, hat Fragezeichen und Ausrufezeichen hinterlassen. Ein junger Mann, der wie in Rage jemanden angeht und im Zuge dessen Luna verletzt, die ihn stoppen will? Wäre für mich Grund genug, abzuhauen, und zwar ganz weit. Vor allem, wenn besagte Person noch von ihrer schwierigen Impulskontrolle faselt, die gemeinsamen Freunde (scherzhaft?) fragen, ob er sie beim Aufeinandertreffen im Fitnessstudio vergewaltigt hat und sowieso jeder Luna vor Travis warnt. Aber Luna hängt dafür zu sehr an dem Typen, den sie erst kurz und eigentlich gar nicht kennt. Selbst, als sie zu sich sagt, er ist nicht gut, entscheidet sie Sekunden später, dass er schon nicht so schlimm ist. Schwierig, nicht nachvollziehbar, wenig greifbar. Wie so manche Entscheidungen und Erklärungen in diesem recht klassisch verlaufenden Buch.
Das wird allerdings noch durch ein weiteres Problemchen ergänzt: Die Schlüsselszenen sind viel zu kurz, als dass sie mich erreichen konnten. Es gibt einige Momente, die sicher ohne Zweifel als die Momente in der Geschichte hervortreten, die viel verändern, sei es nun die Charakterbeziehung oder die Handlung selbst. Da gibt es die Enthüllung von Lunas Geheimnis und Lunas Vergangenheit, die nur wenige Zeilen füllt. Da gibt es Einblicke in Travis Vergangenheit, die ebenso kurz sind. Als gegen Ende hin die Vergangenheit zurückkehrt und beide Welten aufeinanderprallen, wird auch dies so schnell erledigt, dass man es sich hätte sparen können. Zum Ende kommt nochmal ein üblicher Dramapunkt, der alles vergessen lässt, was noch im Raum stand (außer Sex, den vergisst man nicht so schnell!) und zu klären gewesen wäre. Wenn man sich das Verhältnis anschaut, mit dem einige „Normalszenen“ beschrieben werden und dann diese Emotionsgaranten, dann bin ich wirklich stark enttäuscht.
Und so gehe ich aus dem Buch mit dem Gefühl, dass es nicht rund und nicht stimmig war. Es war kein Auf und Ab meiner Gefühle. Ich habe das Buch einfach so runtergelesen und immer darauf gewartet, dass ich etwas tut. Es ist nicht unbedingt so, dass die Charaktere eindimensional sind, das würde ich nicht sagen. Aber ich hatte das Gefühl, sie können sich nicht entfalten., Das Ende war klassisches Drama mit einem Schatten der Vergangenheit und einem Drama im Umfeld, aber selbst diese (doch eigentlich traurige) Szene konnte mich nicht erreichen. Es waren einfach nur Worte auf dem Papier.
Zu den Charakteren muss ich sagen, dass sowohl Luna als auch Travis mir nicht sympathisch waren und ich mit beiden bis zum Schluss nicht warmgeworden bin. Lunas traurige Vergangenheit begleitet sie auch in der Gegenwart und führt zu Panikattacken und Alpträumen. Ich hatte aber das Gefühl, mehr über ihre Zimmerausstattung zu erfahren als über ihr Seelenleben. Gleiches galt für Travis, der einige Leichen im Keller hat. Als die Anziehung der beiden unweigerlich immer größer wird, passiert es einfach. Ich habe das Knistern nicht gespürt, ich habe die Emotionen nicht nachvollzogen. Es war halt einfach irgendeine Anziehung da und fertig. Die Randcharaktere sind die WG-Mitbewohnerinnen, die bereits nach wenigen Stunden beste Freundinnen für Luna sind, sowie die Freunde von Travis, die auch mit den WG-Mitbewohnerinnen befreundet sind. Alle sind lustig, tragen etwas zum Spaß am Rande bei und geben mehr oder minder kluge Ratschläge. Aber auch hier war es so, dass viele Themen angelegt wurden, die dann ratzfatz abgehakt wurden, etwa eine aufkeimende Beziehung zwischen zwei der Randcharaktere oder die kürzliche Trennung der einen Mitbewohnerin.
Eine Sache, die mir neben der teils willkürlich anmutenden Kommasetzung aufgefallen ist, war das Gefühl, dass zwischendurch die Sätze einfach so runtergehauen wurden. Da ging es zack, zack, zack. Teilweise waren die Sätze wie ein Schnellschussfeuer direkt hintereinander weg, was manchmal so wirkte, als würde die Autorin schnell zu etwas anderem kommen wollen. Bei wenigen Szenen hatte ich das Gefühl hingegen nicht, etwa bei der seitenfüllenden Sexszene. Die wurde sehr gut geschrieben. An anderen Stellen aber wirkte das Buch wirklich gehetzt.
Insgesamt muss ich sagen, dass ich mit – vielleicht zu – hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Immer wieder wurde die Emotionalität des Buches betont und wie wunderschön die Geschichte sei. Ich kann dem nicht beipflichten und bleibe so irgendwo zwischen gut unterhalten und emotional nicht berührt zurück. Das Buch war zu schnell (mit dem Ganzen, was passiert), aber gleichzeitig zu langsam (oder eher zu kurz, was vor allem am Anfang den Zeitaspekt und dafür vorkommende Entwicklung angeht). Die Charaktere haben sich mir nicht erschlossen, die Schlüsselszenen waren mir deutlich zu sehr drübergebügelt und es hat mir vor allem deutlich die Tiefe gefehlt. Das ganze Drumherum ist sehr gut gelungen, unterhaltsam und sorgt für so manche Lacher, aber der Kern scheitert an einem für mich greifbaren roten Faden. Eine Geschichte, die sicher mit guten Ideen daherkommt, aber für mich einfach nicht rund umgesetzt wurde.
Bewertung: ★★★☆☆
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Vertrieb überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]