„Ich habe genug verzichtet. Wenn ich jetzt nicht versuche, aus meiner Komfortzone auszubrechen, mit den richtigen Menschen an meiner Seite, werde ich es nie tun.“
(Fenn in A Poet’s heart)
(Fenn in A Poet’s heart)
Worum geht’s?
Als Yva von einem Tag auf den anderen eine neue Wohnung in Stockholm finden muss, kommt das Apartment neben der WG ihres besten Freundes wie gerufen. Womit sie nicht gerechnet hat, sind die sanften Gitarrenklänge, die nachts durch die Wand dringen: Fenn, ihr wortkarger Nachbar, ist leidenschaftlicher Singer-Songwriter. Tief berührt lauscht Yva seiner Musik in der Dunkelheit, bis sie ein unerwartetes Post-it von Fenn an der Tür entdeckt. Sie antwortet – und mit jeder weiteren Nachricht schreiben sie Zeile für Zeile ihren gemeinsamen Song. Wäre da nur nicht diese eine Sache, die Fenn vor Yva zu verbergen versucht …
A poet’s heart ist Band 1 der Broken Artists-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Yva und Fenn geschrieben. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Themen wie Mobbing und toxische Beziehung.
Meine Meinung
Als die neue Reihe von der Autorin mit diesen wunderschönen Covern vorgestellt wurde, war ich sofort Feuer und Flamme. Es hatte bereits eine Jugendbuchreihe von der Autorin gelesen und fand diese wirklich schön geschrieben. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an A poet’s heart und alles in allem wurde ein Großteil der Erwartungen für mich auch erfüllt.
Die Geschichte begleitet Yva, die in Stockholm wohnt, in einem Tonstudio arbeitet und in einer Beziehung ist. Normalerweise finde ich Geschichten, die damit beginnen, das einer der Charaktere in einer Beziehung ist, immer relativ schwierig. Hier war das aber für die Geschichte notwendig und durch die Entwicklung auch gar kein Problem. Denn es geht bei Yvas Geschichte darum, dass sie in einer toxische Beziehung mit häuslicher Gewalt ist. Die Autorin bedient das Thema hierbei auf zwei verschiedenen Ebenen - einmal lässt sie Yva bestimmte Aspekte erleben, gleichzeitig hat aber auch ihre Schwester in stärkerer Form das alles vor einiger Zeit erleben müssen und Yva erkennt daher recht schnell die entstehenden Dynamiken und zieht sofort die Reißleine. Die Botschaft hier ist in meinen Augen klar erkennbar: je mehr Erfahrungen wir durch unser Umfeld oder eben auch durch Medien wie dieses Buch mit dem Thema sammeln, desto einfacher wird es sein, frühzeitige waren Zeichen zu erkennen und entsprechend zu handeln. Aber auch das Aufzeigen, dass man nicht alleine ist und dass man sich nicht schämen muss, ist in meinen Augen super gelungen und absolut richtig und wichtig. Ich bin froh, dass wir uns auch im Romance Genre mittlerweile soweit entwickelt haben, dass eben nicht nur die schönen Seiten, sondern auch die gefährlichen und erschreckenden Seiten von Beziehungen Raum in Geschichten finden. Yvas Geschichte ist der Schwerpunkt des ersten Drittels, würde ich sagen. Es geht hierbei vor allem auch darum, dass ihr nunmehr Ex die Trennung nicht akzeptiert und dass sie natürlich zeitnah eine neue Unterkunft finden muss - so landet sie in einer Wohnung neben der WG von Fenn.
Fenn bleibt anfangs in der Geschichte etwas zurück. Man erlebt ihn hauptsächlich durch Yvas Augen und wundert sich über sein Verhalten, denn er spricht nicht mit Yva, aber sie hört ihn häufiger singen. Langsam nähern sich beide an und somit erfährt Yva, dass Fenn eine Sprachstörung hat und stark stottert, was dazu führt, dass er sich sehr zurückzieht und wenig präsent ist. In seiner WG ist er mehr ein Schatten, im Tonstudio kommt er nur rein und geht wieder raus – aber mit Yva an seiner Seite und auch den Jungs aus der WG merkt Fenn, wie viel er vom Leben verpasst. Natürlich tut er dies nicht freiwillig, denn er hat immer viel Mobbing und Unverständnis für seine Sprachstörung erhalten. Doch die Autorin versteht es, Fenn hier behutsam und mit viel Unterstützung aus seinem Umfeld den Mut zu fassen, wieder unter Menschen zu gehen. Es gibt tolle Szenen mit der Clique, es gibt süße Momente zwischen Fenn und Yva, das Buch ist ohne Spice, aber mit sehr viel Gefühl und Verständnis. Der Autorin gelingt es, aufzuzeigen, dass Kommunikation nicht immer nur die gesprochene Sprache sein muss. Mit der Musikthematik gibt es hier schon sehr viel Input, aber auch mit den Lösungen, die Fenn im Alltag findet, um mit seinem Umfeld kommunizieren zu können.
Insgesamt ist das Buch auf eine schöne Weise undramatisch, es jagt hier nicht ein Plot Twist den nächsten, es gibt wenig Geheimnisse, die den Charakteren auf die Füße fallen können, jede Menge Verständnis, Vertrauen und Zuversicht. Gepaart mit dem schönen Schreibstil und dem einfühlsamen Umgang mit beiden Thematiken hat man hier ein wirklich schönes Buch. Die Liebesgeschichte gerät allerdings auch sehr seicht, da hätte ich mir ein bisschen mehr Knistern gewünscht. Was mich leider nicht ganz so sehr abholen konnte, war das Ende. Es war für mich irgendwie zu perfekt und zu idealistisch, auch wenn ich natürlich für Yva und Fenn nur das Beste wollte und ich verstehen kann, dass die Autorin einen mit einem guten Gefühl entlassen möchte. Aber so ganz überzeugt war ich hier von nicht. Dennoch freue ich mich sehr auf die beiden Folgebände und bin mir sicher dass die auch wieder sehr schön werden.
Mein Fazit
A Poet’s heart ist eine schön geschriebene, sanfte Geschichte um zwei sehr sympathische Charaktere, die sich jeweils ihr Leben zurückholen. Die Autorin beweist ein tolles Fingerspitzengefühl und bringt dem Leser die jeweiligen Schicksale behutsam näher. Ich hätte mir dennoch etwas mehr Knistern gewünscht.
Bewertung: ★★★★☆
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]