„Wie kommst du dadrauf, dass ich so tun müsste, als fände ich dich wunderbar?”
(Henry zu Nova in Covered Colors)
(Henry zu Nova in Covered Colors)
Worum geht’s?
Nova hat ein Problem. Die Edelsteinerbin braucht einen respektablen Job und – noch viel wichtiger – eine vorzeigbare Beziehung. Und zwar dringend. Am besten, noch bevor ihr Vater in die Stadt kommt. Nach einer stürmischen Nacht mit Henry Saint Clair, der so gar nicht in Novas übliches Beuteschema passt, beginnt ein Plan in ihr heranzureifen: Henry soll ihren Freund spielen. Im Gegenzug kann sie ihm dabei helfen, die eine Sache wiederzufinden, die er vor Jahren verloren hat: seine Liebe zur Kunst. Denn ausgerechnet Nova entpuppt sich als Muse des einstigen Kunstwunderkindes, durch die Henry mit einem Mal wieder dieses Kribbeln in den Fingern spürt …
Covered Colors ist Band 2 der Golden Hearts-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen. Vorkenntnisse sind nicht notwendig.
Inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird durch Nova und Henry in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet sexuellen Content.
Meine Meinung
Nach einem durchaus starken Band 1 mit Framed Feelings hatte ich micht sehr geferut, in die Münchener High Society zurückzukehren. Ich mochte die Gossip Girl Vibes, das schillernde Leben, aber auch den Bezug zur Kunst in Band 1 sehr. Als nun in Band 2 das Fake Dating Trope angekündigt wurde, war ich Feuer und Flamme. Aber leider hat mich die Geschichte von Nova und Henry nur bedingt begeistern können.
Schon der Einstieg in das Buch war nicht so meins. Nova ist von Anfang an eine sehr willensstarke Person, die sehr gerne flucht – ein Punkt, der mich schon bald sehr genervt hat – und mit vielen Aspekten eigentlich ihre innere Unsicherheit überspielen will: Sie entspricht nicht ganz dem gängigen Körperideal der Schickeria, aber sie steht zu ihrem Körper und generell ist die Plus Size Thematik sehr präsent im Buch, manchmal in Form von Zweifeln und manchmal in Form von Bestärkung. Nova ist von Beruf ein bisschen Typ Tochter und das merkt man. Zwar habe ich verstanden, dass die Autorin eigentlich eine Geschichte aufbauen wollte, bei der es darum geht, dass Nova so sehr versucht, ihrem Vater zu gefallen, dass sie ihre eigenen Interessen dabei hintenanstellt, aber es gab viele Szenen, die einfach nur verwöhnt-privilegiert waren und die ich echt unsympathisch fand. Nova nimmt den Besuch ihres Vaters zum Anlass, ihr Leben umzukrempeln – aber nicht, weil sie es will, sondern weil sie sich ein Lügenkonstrukt aufgebaut hat, was nun zusammenzubrechen droht. Und wie löst sie das? Mit weiteren Lügen – ihr Fake Boyfriend Henry, mit dem sie am Anfang einen feurigen One Night Stand hatte, und ihrem Fake-Job, der sich als Einstieg in einen neuen Berufszweig entpuppen wird. Ich denke, dass Novas Art einfach nicht so sehr meins war und sie sich es manchmal etwas leicht im Leben gemacht hat und erst, als sie die Konsequenzen tragen muss, darüber so wirklich nachdenkt. Die ganze Daddy Issue-Geschichte und ihre wirklich furchtbaren Halbgeschwister, die Nova absichtlich beleidigen, mobben und vorführen, war zwar schon unterhaltsam, aber gleichzeitig an so vielen Punkten vermeidbar gewesen, hätte Nova mehr für sich selbst eingestanden.
Ihr Gegenpol ist Henry. Ruhiger Typ, der mit der High Society nichts zu tun haben will. Sohn der Saint Clairs, der als junges Kind ein künstlicher Wunderknabe war, der von seinem Vater so sehr ausgebeutet wurde, dass er ausgebrannt ist und der gleichzeitig die psychische Ausnahmesituation seiner Mutter miterleben musste, was dazu führte, dass er nie wieder malen wollte. Bis er Nova trifft und der eigentliche One Night Stand-Wirbelwind wieder Farbe in sein Leben bringt. Doch dadurch balanciert Henry oft am Abgrund und ich hätte mir echt gewünscht, dass er und seine Geschichte mehr Raum in diesem Buch bekommen hätte, denn diese geht im Vergleich zu Novas Familiengeschichte doch fast schon unter. Es ist so viel verschenktes Potenzial liegengeblieben und es fühlte für mich so sehr abgehandelt an. Henry ist in erster Linie Supportcharakter für Nova, er ist immer da, er lügt für sie, er fängt sie auf und er gibt ihr Kraft. Zwar ist Nova auch für ihn da, aber bei weitem nicht so sehr, wie ich es mir gewünscht hätte.
Die Liebesgeschichte der beiden war leider nicht so mein Ding. Es startet als One Night Stand, es geht dank Nova weiter als Fake Dating und es entwickelt sich mehr – auch, weil Henry es sich zur erklärten Aufgabe gemacht hat, Nova einen Orgasmus zu schenken, denn bisher hatte sie immer nur selbst einen. Das Buch ist von zahlreichem Spice gespickt, mancher davon war ehrlich gesagt nicht so meins und ich habe mehr quergelesen. Ich habe von Anfang an gemerkt, wie sehr Henry auf Nova steht, aber wann Nova angefangen hat, in Henry mehr als nur eine nette Bettbekanntschaft zu sehen, war nicht so greifbar. Generell fehlte mir in dem Bezug der Beziehung die Tiefe und das Gefühl. Es ist eher körperliche Anziehung und ein bisschen Zusammenhalt als die großen Emotionen. Der ganze letzte Teil des Buches mit dem Knall, der Enthüllung und dem Drama war mir zu gehetzt, zu vorhersehbar und zu vermeidbar, sodass ich fast schon froh war, als das Buch dann endlich fertig war. Das Buch hat zahlreiche Stärken, keine Frage, vor allem der Umgang mit Novas Selbstbewusstsein und die bedingungslose Unterstützung durch Henry, aber leider auch einige Schwächen wie die fehlende Tiefe.
Was mir leider auch echt nicht so gefallen hat, war die umfangreiche Nutzung von „modernen“ Begriffen und Redewendungen. Das war ein Thema, was mich bei Band 1 schon etwas gestört hat und hier noch extremer war. Novas ständiges Fluchen mit einem polnischen Schimpfwort und Henrys ewiges Bloody Hell haben bei mir irgendwann nur noch zu Augenverdrehen geführt und dafür gesorgt, dass ich momentan zweifle, ob ich Band 3 noch lesen mag.
Mein Fazit
Covered Colors ist eine Fortsetzung, die mich nicht so wirklich abholen konnte. Die Liebesgeschichte bleibt oberflächlich, Nova ist als Charakter durchaus herausfordernd und Henry geht ein wenig unter. Für mich wurde einiges an Potenzial verschenkt und die Wortwahl hat mich leider auch nicht begeistert.
Bewertung: ★★★☆☆
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]