05.12.2020

Teagan Hunter - Wrong Number right guy (Texting 1)

384 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im Forever-Verlag am 02.11.2020
„Es ist nicht das Ende. Es ist der Beginn eines neuen Abenteuers.“
(Delias Ex zu Delia in Wrong Number, Right Guy)


Worum geht’s?


Eigentlich wollte sich Delia mit ihrem Bruder treffen, doch dann kriegt sie eine SMS, dass er das Treffen verschiebt. Eigentlich nichts Komisches, könnte man meinen. Doch schon bald muss Delia feststellen, dass statt ihrem Bruder ein Unbekannter hinter der Nummer steckt und es sich um eine Verwechslung handelt. Am anderen Ende der Leitung: Zach. Und schon bald führen Zach und Delia witzige Unterhaltung über Gott und die Welt – während es zwischen den Zeilen gewaltig knistert.

Wrong Number, Right Guy ist Band 1 der Texting-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der Folgebände kommen jedoch schon vor.
Schreibstil / Gestaltung

Das Cover zeigt einen Mann in einem T-Shirt und ist sehr zurückhaltend gestaltet. Das Cover passt zu Zach im Buch und zum Romance-Genre. Es ist jedoch kein Hingucker für mich. Die Geschichte wird ausschließlich von Delia in der Ich-Perspektive erzählt, es sind jedoch auch zahlreiche Chats eingebunden. Die Story verläuft linear. Der Schreibstil ist locker und leicht, manchmal auch etwas witzig.

Meine Meinung


Auf dieses Buch habe ich mich schon längere Zeit gefreut. Es klang einfach so witzig und vielversprechend: Moderne Kommunikationsmittel und ihre Tücken, die dazu führen, dass zwei Unbekannte zueinanderfinden und sich ineinander verlieben. Dazu noch eine Prise Witz und man sagte von Anfang an, dass wohl auch ein Ziegenbaby in der Story involviert sei. Was kann da schief gehen? Für mich leider jede Menge – und das habe ich nicht erwartet.

Im Fokus der Geschichte stehen Zach und Delia. Delia macht direkt am Anfang mit ihrem Freund Caleb (Protagonist von Band 2) Schluss, weil sie merken, dass sie eher Freunde als Liebende sind. Der Leser begleitet Delia ein wenig im Alltag und lernt auch ihre Freundin Zoe (Protagonistin Band 2) kennen. Schon zu Beginn erhält Delia eine Nachricht von Zach, die sie für eine Nachricht ihres Bruders missversteht, während Zach Delia für einen Kunden hält. Recht schnell löst sich dieses Thema aber, als beide merken, dass am anderen Ende der Leitung nicht die Person sitzt, die sie erwartet haben. Das hält beide aber nicht davon ab, fortan weiter miteinander zu schreiben. Warum? Das wird nicht so ganz klar. Ist letztendlich aber auch egal, weil witzige, manchmal auch leicht fiese Unterhaltungen folgen. Von „Was soll ich heute essen“ bis zu „lieber dies oder das“ reichen die Nachrichten. Und je mehr beide miteinander schreiben, desto mehr schleichen sich da Gefühle ins Spiel. Und so findet irgendwann unweigerlich das Aufeinandertreffen offline statt – was für viel Freude und später auch für viel Leid sorgen wird.

Ich muss ehrlich sagen: Ich bin zwiegespalten. Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut. Vielleicht auch zu sehr. Vielleicht war das Buch aber auch nicht mein Humor. Oder für mich zu überzogen. Ich weiß es nicht so ganz. Fakt ist: Ich war kurz davor, es beim Lesen abzubrechen. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und das Buch lässt sich gut lesen. Aber ich hatte ewig das Gefühl, nicht von der Stelle gekommen zu sein. So war ich knapp bei der Hälfte, als mich komplett die Lust verließ und ich wirklich kurz davor war, einen Haken hinter das Buch zu setzen. Ein wenig froh bin ich zwar, dass ich’s nicht gemacht habe, aber ich muss wirklich sagen, dass das Buch und ich eine schwere Geburt hatten. Es fehlte mir daran, die Charaktere kennenzulernen und sie zu verstehen. Es fehlte mir an einer gewissen Greifbarkeit, die vor allem in der ersten Hälfte an vielen Punkten für mich Fragezeichen hinterließ. Aber vielleicht ist das Buch auch wirklich einfach nicht meins gewesen. Es sind viele kleine Punkte, die für mehr Frust als Lust gesorgt habe. Und vor allem war es auch ein Stück weit eine gewisse Übertriebenheit, die die Geschichte zeitweise fast schon ins Lächerliche gezogen hat. Und das hat mich wirklich enttäuscht, da ich witzig-spritzige Bücher mag.

Streng genommen muss ich das Buch vermutlich nach erster Hälfte und zweiter Hälfte unterscheiden. Die erste Hälfte ist das Aufeinandertreffen online. Hier gibt es jede Menge Textnachrichten zwischen Zach und Delia, es ist ihre Kennenlernphase. Anfangs war noch alles gut, aber sobald beide anfangen, ein wenig miteinander zu schreiben, fand ich es fast schon unangenehm. Die Textnachrichten waren teilweise so überzogen oder so gewollt komisch, dass sie mich nicht abholen konnten. Es war für mich nicht nachvollziehbar, wieso beide überhaupt miteinander schrieben und dann, wie sich noch daraus etwas entwickeln konnte. Es bleibt alles so oberflächlich, so belanglos.Durch Delia als alleinige Erzählerin wirkt Zach in der ersten Hälfte extrem blass, eindimensional – und ehrlich gesagt manchmal auch etwas komisch. Es waren viele Sachen, die vielleicht echt süß sein könnten, aber fast schon gruselig wirkten. So telefoniert Zach zahlreiche Imbisse ab, um herauszufinden, wo Delia ihr Essen bestellt hat, um es für sie zu bezahlen. Der Höhepunkt ist dann vermutlich, wie beide über eine Babyziege reden – und Zach kurze Zeit später loszieht und sich eine Babyziege als Haustier holt. Marshmallow kommt fortan öfter in der Geschichte vor und ehrlich gesagt? Ich habe mich total darauf gefreut, weil es so süß klingt – im Buch wirkte es auf mich einfach nur kurios, zu gewollt, zu speziell. Und so kam wirklich irgendwann der Punkt, wo ich das Buch weglegen wollte. Es zog sich, man kam nicht vorwärts und das wenige bisher war für mich eher befremdlich und ein kleines bisschen cringeworthy.

Und dann kam die zweite Hälfte und ich wurde für mein Durchhaltevermögen zumindest ein bisschen belohnt. Als beide offline aufeinandertreffen, merkt man, dass da doch eine gewisse Chemie ist. Zwar verläuft die Geschichte auch von hier an eigentlich ohne wirklich Wumms (abgesehen vom kleinen Drama am Ende, was in seiner Auflösung vorhersehbar war und dann zu einer mal wieder komischen Reaktion von Delia führt), aber zumindest gab es hier etwas, was mich ein wenig begeistern konnte. Die beiden waren irgendwie niedlich zusammen. Zwar bleibt Zach ein wenig komisch und seine zu perfekten Dates, zu perfekten Reaktionen und zu perfekten Antworten machen ihn halt zu perfekt, aber nach dem harten Einstieg war mir vermutlich mittlerweile alles fast schon egal. Jedenfalls war die zweite Hälfte wirklich nett, aber zugleich auch nicht wirklich etwas Besonderes. Vielleicht hätte es mir alles besser gefallen, wenn die erste Hälfte mich nicht schon so verloren hätte und ich zu Delia und Zach kaum eine Verbindung aufbauen konnte. Oder wenn Marshmallow nicht zu einem unangenehmen Gag verkommen wäre (Delia möchte gerne noch 2 Ziegen, damit sie eine S’Mores Ziegenfamilie gründen können). Die Liebesgeschichte von Zach und Delia gewinnt für mich auf jeden Fall leider keinen Preis, aber zumindest floppt sie am Ende auch nicht komplett.

Zu den Charakteren muss ich am Ende sagen, dass ich überraschend wenig von ihnen mitbekommen habe. Zach wird sehr nerdig dargestellt, ist aber zugleich ein wahrer Hingucker. Ein sexy, heißer Nerd quasi. Was ihn so ausmacht, bleibt eher verborgen. Hin und wieder geht es darum, was er mit seinem Job bezwecken will und vereinzelt wird seine Vergangenheit erwähnt, aber so wirkliche Erkenntnisse habe ich nicht gewonnen. Bei Delia ist es leider ähnlich. Obwohl sie die Erzählerin ist, blieb wenig von ihr in Erinnerung. Sie wirkt manchmal deutlich jünger als 21 (fast 22) und der College-Background, den sie durch ihr Studium miteinbringt, ist eher vernachlässigbar. Die Rahmencharaktere wie Zachs Mitbewohner Robbie, Delias überdrehte Freundin Zoe und ihr Ex Caleb sind auch alle eher kleine Randstatisten, die man nur schonmal für Band 2 und 3 kennenlernen darf.

Mein Fazit

Wrong Number, right guy war für mich leider wrong book, wrong guy. Nachdem ich nach der Hälfte fast abgebrochen hätte, wird die zweite Hälfte zwar besser, aber ist immer noch entfernt von gut. Vielleicht war das Buch nicht mein Humor und für mich viel zu überzogen, aber begeistern konnte es mich auf jeden Fall nicht. Selbst Babyziege Marshmallow kann’s am Ende nicht reißen. Eine platte Liebesgeschichte, die anfangs sehr zäh und wenig greifbar, später dann solide aber auch ohne große Highlights daherkommt. Muss man mögen. Ich werde die Reihe auf jeden Fall nicht weiterlesen.

Bewertung: ★★☆☆☆

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]