„Mein kleines Mädchen ist hier sicher. Warum macht mich das traurig? Achja, weil wir morgen gehen.“
(Harley in Twist of a love affair)
(Harley in Twist of a love affair)
Worum geht’s?
Was für eine Unruhe: Bei der großen Familienfeier zur Einweihungsparty von Romes Restaurant steht plötzlich eine Frau mit einem Kleinkind im Raum und beschuldigt Denver, es sei seine Tochter. Doch Denver weiß von nichts und kennt die Frau, die sich als Harley vorstellt, nicht. Rome hingegen hat vage Erinnerungen an einen One-Night-Stand. Ist die Kleine Calista etwa seine Tochter? Und was möchte Harley von ihm? Rome kann nicht ahnen, dass Harleys Auftauche nichts mit Geld zu tun hat, sondern vielmehr mit der Gesundheit seiner gerade erst aufgetauchten Tochter…
Twist of a love affair ist Band 3 der Baileys-Reihe. Jeder Band ist in sich geschlossen und unabhängig lesbar, die Charaktere der Folgebände kommen aber bereits vor und die Charaktere der zurückliegenden Bände können spoilern.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover zeigt wieder ein Pärchen, dieses Mal in einer etwas anzüglicheren Pose. Es wirkt stimmig, passt zur Reihe und ist dennoch angenehm unaufdringlich. Die Geschichte wird durch Rome und Harley wechselnd aus der Ich-Perspektive erzählt und verläuft linear mit einigen Zeitsprüngen nach vorn. Der Schreibstil ist locker, teilweise humorvoll und sehr angenehm zu lesen. Die Charaktere sprechen gelegentlich auch zum Leser. Es gibt einige explizite Intimszenen.
Meine Meinung
Die Baileys sind zurück! Nach einem wirklich überraschenden Epilog in Band 2, bei dem Harley auf einmal auftauchte, war meine Vorfreunde auf dieses Buch sehr hoch. Nicht nur das Wiedersehen mit dem sehr verrückten Bailey-Haufen war hierfür der Anlass, sondern eben auch die mehr als prekäre Situation, dass plötzlich einer der Bailey-Zwillinge der Vater eines Mädchens sein soll. Versprach viel Aufregung – geliefert wurde aber leider in meinen Augen eher eine zähe Geschichte ohne Spannung und Spaß.
Das Buch startet ja noch durchaus turbulent mit Harley, die in Lake Starlight ankommt und nach Denver sucht. Denver, so hieß der Typ, mit dem sie einen One-Night-Stand hatte, sagte er zumindest. Und als sie Denver in den Nachrichten sah, wusste sie, wo sie ihn suchen muss. Der Grund der Suche ist aber weder Geld oder irgendwelche Verpflichtungen, sie will nur seine DNA, um einen Erbkrankheiten-Test machen zu lassen. Denn ihre Tochter Calista hat ein seltenes Syndrom, bei dem kleine Verletzungen zu tödlichen Blutungen führen können. Jedenfalls findet Harley Denver – und muss feststellen, dass es ihn zweimal gibt. Recht schnell löst sich dann auf, dass Rome sich als Denver ausgegeben hat. Zugleich sind alle Baileys vom plötzlichen Familienzuwachs mehr als angetan. Und ab hier war die Luft auch schon komplett raus. Rome kann Harley noch überzeugen, eine Woche in Lake Starlight zu bleiben, damit er eine Beziehung zu seiner Tochter aufbauen kann. Doch der geneigte Leser weiß: Einmal angekommen, verlässt man das Örtchen nicht mehr so schnell und so kommt es auch hier. Harley bleibt und langsam entwickelt sich aus dem One-Night-Stand mehr.
Das Buch hatte für mich keine richtigen Höhen und Tiefen. Nachdem die anfängliche Auflösung nach wenigen Seiten sämtliche Spannung nahm, geht es fortan nur noch darum, ob Rome, Harley und Calista eine Familie werden können. Rome krempelt sein Leben um, Harley lässt ihr Leben zurück, beide bauen sich ein Leben auf. Zwischendurch gibt es immer wieder Momente mit Calista, leicht prickelnde Momente zwischen Harley und Rome und ganz viel Lake Starlight. Was gab es dafür nicht? Hitzige Wortgefechte, das berauschende Kleinstadtleben, die mehr als energiegeladenen Baileys – irgendetwas, was dem Buch Pepp verliehen hätte. Denn leider verkommt Band 3 dieser von mir geliebten Reihe zu einer zähen, dahinplätschernden Geschichte. Die Entwicklung der Liebesgeschichte? Mehr als mau. Von Anfang an sind einfach Gefühle da, die mittelfristig zum Unvermeidbaren führen. Die Entwicklung der Geschichte um Calistas Krankheit? Untergeordnet, relativ undramatisch und ehrlich gesagt auch komplett vorhersehbar. Die Bailey-Bande? Handzahm, kuschelig, total vernarrt in das kleine Mädchen. Tiefe und Hintergrundgeschichten? Nur ganz leicht angeschnitten, schnell abgehandelt und für den Fortlauf auch nicht wirklich relevant. Natürlich waren die Piper Rayne Bücher nie für ihre großen Dramen oder gigantischen Twists bekannt, weshalb ich die Bücher wirklich gern zwischendurch gelesen habe. Natürlich sind sie auch keine tiefgründigen Meisterwerke, was ich auch gar nicht erwarte. Aber hier? Wirkt alles wie Kaugummi. Es passiert wenig bis nichts, es entwickelt sich kaum etwas und ich habe eigentlich die ganze Zeit darauf gewartet, dass dieses „jetzt geht’s los“-Gefühl kommt, aber da war das Buch schon vorbei.
Selbst jetzt mit einigen Tagen Abstand vom Buch muss ich gestehen, dass die Geschichte in meinen Erinnerungen schon total verblasst, einfach weil es nichts gibt, was besonders hängengeblieben ist. Wer ist eigentlich Rome? Ich habe so wenig von ihm mitbekommen. Eigentlich weiß ich nur , dass er sich selbst als jemand betitelt, der kein Interesse an Beziehungen hat, der ein wenig in den Tag hineinlebt und seinen Traum vom Restaurant verfolgt. Hierzu steht nur leider im krassen Gegensatz, wie er sofort, ohne zur Zögern die Verantwortung für Calista übernimmt, ein liebevoller und umsichtiger Dad für sie wird und alles auf den Kopf stellt für Harley und Calista. Es wirkte auf mich so unstimmig und unpassend für den Charakter, dass ich zu Rome wirklich keine Verbindung aufbauen konnte und auch keinerlei Schmacht-Momente hatte. Noch weniger kann ich aber leider beantworten, wer eigentlich Harley ist. Zwar wird ihre Pflegefamilienvergangenheit eingebracht, um zu erklären, wieso ihr Familienverbundenheit so wichtig ist, aber sie hat einfach mir nichts, dir nichts ihr ganzes Leben in Seattle zurückgelassen – ihre Freundin, ihre Beziehung, ihre Ausbildung. Es wirkte alles so einfach, so konstruiert, so wenig überzeugend. Rome und Harley sind so überraschend platt und eindimensional in diesem Buch, dass ich wirklich enttäuscht bin.
Auch die für mich sonst immer so überzeugenden Punkte fallen dieses Mal eher vom Tisch. Die mitreißende Familienstruktur der Baileys spielt wenig Rolle in diesem Band, außer dass sich alle um die kleine Calista reißen und auf sie aufpassen möchten und vielleicht noch bei einigen Sachen mithelfen. Keine tadelnden Worte, keine Zankereien, keine Wortgefechte – wo sind die Baileys, die ich kenne und liebe? Selbst den so leichtfüßigen Humor, der mich immer wieder zum Schmunzeln bringt, ist in diesem Buch sehr rar dosiert. Zwar lässt sich das Buch wieder gewohnt schnell durchlesen, aber es hat weder mein Herz noch meine Lachmuskeln erreichen können. Es war für mich einfach nur ein entspannter, handlungsarmer Liebesroman für Zwischendurch. Das komplett überzogene Finale, was auf einem eigentlich fast schon lachhaften Missverständnis aufbaut, das wiederum aber auf einer ausgeklammerten Thematik (wie konnte das passieren?!) fußt, wirkt dann auch nur noch unpassend und gewollt.
Mein Fazit
Twist of a love affair war für mich bisher das schwächste Buch der Baileys-Reihe und auch das schwächste Buch, was ich von Piper Rayne gelesen habe. Eine zähe Liebesgeschichte, die dahinplätschert, ohne den bezeichnenden leichtfüßigen Humor und die energiegeladenen Baileys, wie man sie kennt. Rome und Harley können mir ihre Geschichte nicht greifbar verkaufen und durch fehlenden Spannung ist das Buch auch allenfalls ein netter Lesemoment für Zwischendurch.
Bewertung: ★★★☆☆
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]