05.12.2020

Julie Johnson - Golden Throne (Forbidden Royals 2)

304 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im LYX-Verlag am 27.11.2020
 „Zum Teufel mit der Krone, die sie mir auf den Kopf gesetzt haben, ohne je zu fragen, ob ich sie überhaupt wollte.“

(Emilia in Golden Throne)


Worum geht’s?

Emilias Leben wurde gänzlich auf den Kopf gestellt. Vor 2 Monaten war sie noch eine Bürgerliche und jetzt plötzlich ist sie die Kronprinzessin. Nach den dramatischen Ereignissen am Ende von Band 1 muss Emilia mehr denn je den Weg in ihre neue Aufgabe finden. Eine Aufgabe, die sie nicht haben wollte, von der sie aber bald merkt, dass sie als Kronprinzessin mehr als nur eine hübsche Statue ist. Als ihr dann noch von zahlreichen Verehrern der Hof gemacht mir und ihre Gefühle für Carter ihr zunehmend den Atem rauben, geschieht eine unfassbare Katastrophe, die ihr Leben ein für alle Mal aus den Kopf stellen wird…

Golden Throne ist Band 2 der Forbidden Royals-Reihe. Es werden Vorkenntnisse aus Band 1 benötigt und das Buch ist nicht in sich geschlossen. Die Bücher können nicht unabhängig gelesen werden.
Schreibstil / Gestaltung

Auch das Cover von Golden Throne kann wieder überzeugen. Passend zum Titel ziert das Cover ein goldener Thron und wie bei Band 1 bereits die herumfliegenden Partikel. Es ist ein stimmungsvolles und ansprechendes Cover, was zum Setting und zur Geschichte passt. Das Buch wird wieder linear durch Emilia als Ich-Erzählerin berichtet. Dem erneut zynischen Prolog ist zudem ein Stammbaum zur besseren Übersicht der Charaktere vorgeschaltet. Der Schreibstil ist sehr angenehm, das Buch lässt sich flüssig und leicht lesen.

Meine Meinung


Es war einmal eine Leserin, die sich bereits in den Seiten von Silver Crown verlor und so begeistert war, dass sie Golden Throne nicht abwarten konnte. Als das Buch endlich kam, verzog sie sich in ihr stilles Kämmerlein und las es – ein einem Rutsch. Was wie ein Märchen klingt, ist bittere Realität. Denn Golden Throne war eines dieser Bücher, was man nicht weglegen konnte.

Nachdem mich ja Silver Crown wirklich überraschte (ich bin auf den Klappentext reingefallen und habe eine nette, heiße Lovestory erwartet und stattdessen ein mitreißendes Drama mit ein bisschen Liebe bekommen), war ich sehr gespannt, ob die Autorin den hohen Erwartungen standhalten kann. Silver Crown war ein Knall. Ein vielseitiger, interessanter, leicht zynischer, intriganter und zugleich mitreißender Knall. Kronprinzessin Emilia, die in die royale Welt eintritt und alles boykottiert, was geht. Und sich dann doch irgendwie geschlagen gibt, bis am Ende eine Katastrophe passiert, dies alles umwirft. So denkt man. Denn Golden Throne startet direkt mit der ersten fetten Überraschung. Nicht, dass dies eine sehr große Rolle spielt – denn in diesem Buch geht es viel mehr um die Entwicklung von Emilia. Etwa die erste Hälfte des Buches beleuchtet facettenreich, wie es Emilia zwischenzeitlich ergeht. Mal ganz abgesehen von den Alpträumen, die sie seit der Katastrophe plagen, der stets in ihren Adern kriechenden Angst vor den Monarchiegegnern und dem auf sie lastenden Druck, die Rolle als Kronprinzessin auszufüllen, macht auch die Schachmatt-Situation mit Carter ihr das Lebe nicht gerade einfacher. Als dann Lady Octavia noch anfängt, weiter Druck aufzubauen, muss Emilia sich fügen. Denn wenn man bereits eins gelernt hat: Mit Erpressungen, Drohungen und Deals kommt man im royalen Leben weiter.

Und so fängt Emilia an, offizielle Aufgaben zu übernehmen, etwa Eröffnungen oder Empfänge. Mit ihrer gewohnt zynischen Art kommentiert sie den verrückten Zirkus – aber macht zugleich auch langsam eine Wandlung durch. Denn durch die Tätigkeit merkt sie, wie viel sie dem Volk geben kann und wie viel Liebe das Volk für seine Royals übrig hat. Anders als in Band 1 geht es bei Golden Throne weniger um das innerhöfische Gezanke (wobei Emilia hier und da auch gut aneckt, etwa als sie sich ihre eigenen Beschützer zusammensuchen möchte, denen sie vertrauen möchte) und auch Intrigen sind eher rar gesät – bei all dem, was aus dem Programm steht, ist das aber sogar ganz angenehm, da das Buch sonst schnell überladen hätte sein können. Viel mehr steht Emilias innerer Kampf im Vordergrund, ihre persönliche Entwicklung. Sie ist zwar immer noch nicht in diesem neuen Leben angekommen, aber sie versucht mittlerweile, das Beste daraus zu machen. Und hier muss ich sagen, dass mich die Autorin wirklich abholen konnte. Es ist keine von 0 auf 100 Entwicklung, aber eben auch kein „Emilia ist ein Sturkopf“-Gedöns. Die Autorin schafft es, eine starke und zugleich greifbare Geschichte zu entwickeln, die Emilia nicht ihre zynischen Kommentare nimmt, aber sie zugleich reflektieren lässt, welche Erkenntnisse sie zunehmend gewinnt. Absolut mitreißend, beeindruckend und dennoch wird so nicht die Fahrt aus dem Buch genommen.

Doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Vor allem in der zweiten Hälfte des Buches überschlagen sich die Ereignisse auf eine unglaubliche Art. Aus Band 1 schwillt ja immer noch der Konflikt um die Monarchiegegner, die Frage nach dem Palastbrand und weitere Problemfelder sind zwischenzeitlich dazugekommen. Dem muss sich auch Emilia in Golden Throne stellen. Und sie geht einen Weg, der wieder beeindruckt: Sie will Aufklärung, sie will Insights und sie will vor allem nicht in Watte gepackt werden. Dennoch gehen auch an ihr die Ereignisse nicht spurlos vorbei und man merkt, wie das alles sie belastet. Es ist ein Spagat, der ihr vieles abverlangt und der gleichzeitig für den Leser enorm interessant ist. Und dann, in einem Moment tiefster Zufriedenheit, trifft der endgültige Wahnsinn ein. Diese Schlüsselszene des Buches, so fernab von der Liebesgeschichte und der Frage, ob ein Rollkragenpulloverkleid angemessene Kleidung für ein Date ist, ist so erschütternd und bedrückend, dass ich beim Lesen Gänsehaut bekam und fassungslos war. Und so gipfelt das Buch erneut in einem fiesen, schrecklichen Cliffhanger, der noch viel heftiger und einschneidender ist als der von Band 1. Und mit ihm bleiben viele Fragen, deren Antwort Band 3 hoffentlich bereithält. Fragen, die weit über das „was nun“ hinausgehen. Und eine Grundkonstellation, die Raum für enorme Möglichkeit mitbringt. Ich bin mehr als gespannt, welchen Weg die Autorin gehen wird.

Für die Liebesroman-Fans wird auch Golden Throne wieder eine kleine Enttäuschung sein. Carter und Emilia haben zwar vereinzelte Momente miteinander, aber die Liebesgeschichte bleibt stark untergeordnet. Vielleicht leidet sie hierunter auch ein wenig, denn je mehr sie in den Hintergrund gerät, desto schwieriger waren für mich einige Themen und Entscheidungen nachzuvollziehen. Durch das Werben zahlreicher Verehrer, die Emilia allesamt abblockt, kommt natürlich noch ein wenig Würze in die Geschichte. Aber es ist mehr als offensichtlich, dass Emilia und Carter das große Finale sein sollen. Die Frage ist nur, wie der Weg dahin führt. Und da die Autorin so viel mehr Augenmerk auf das Drumherum und Emilias Werdegang legt, denke ich nicht, dass da noch sehr viel kommen wird. Aber ich bin ehrlich: Stören tut es mich überhaupt nicht. Denn die Forbidden Royals Reihe ist für mich jetzt schon viel mehr als eine Cinderella-Story. Und Emilia? Die braucht für mich keinen Kerl an ihrer Seite.

Mein Fazit

Golden Throne ist eine wahnsinnig gelungene, intensive und mitreißende Fortsetzung. Die Geschichte um Emilia fasziniert mit Einblicken in das Leben am Hof, einer starken Protagonistin, hochspannende Twists und zugleich viel Gefühl. Die Geschichte einer jungen Frau, die zu etwas gemacht wurde, was sie nie sein wollte, aber bereit ist, die Rolle auf ihre Art zu übernehmen. Eine entwicklungsstarker Folgeband, der Band 1 in nichts nachsteht und mit einem großen Knall das Finale einleitet. Ein wahrer Lesegenuss und ganz sicher nicht die Cinderella-Story, die man erwartet.

Bewertung: ★★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]