256 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im Mosaik-Verlag am 13.04.2020 |
Was ist das?
Spätestens seit der Netflixserie „The Home Edit – jetzt wird aufgeräumt“ ist die Firma The Home Edit (THE) in vieler Munde. Clea Shearer und Joanna Teplin betreiben in den USA diese Firma, die beim Aufräumen und Organisieren von Wohnung und Häusern hilft, seit 2015 und konnten hierbei auch viele Stars von ihrer Arbeit überzeugen. Viele Follower lassen sich von dem Instagramaccount von The Home Edit inspirieren und zum Aufräumen motivieren. Mit Happy at Home bringen die beiden Autorinnen ihr Konzept in einer Kombination aus Bildband und praktische Anleitung auch analog an den Mann.
Happy at home ist ein Softcover-Buch mit einem weißen Einband. Auf dem Cover erhält man einen Einblick in ein nach dem THE-Prinzip aufgeräumtes Küchenregal, die Rückseite ist schlicht mit einem aufgeräumten Beistelltisch gestaltet. Das Buch verfügt über innenliegende Klappen, die Infos zu den Autorinnen und dem Buch bereitstellen, die Innenseiten des Covers zeigen zudem einige Bilder von fertig aufgeräumten Projekten. Der Titel und der Untertitel sind goldfoliert, ebenfalls der Buchrücken mit dem Titel. Dies wirkt sehr edel und einladend. Generell ist die äußere Gestaltung sehr gradlinig und ansprechend, ohne zu überladen zu wirken. Mit einer Größe, die in Höhe und Breite ungefähr dem A4-Format ähnelt, ist das Buch recht groß. Ebenfalls sind die eingebundenen Bilder immer recht groß. Die Seiten sind aus matten, unbeschichteten Papier von dickerer Qualität.
Auch die Innengestaltung ist sehr gradlinig und zurückhaltend gestaltet worden. Es gibt verschiedene Kapitel, die jeweils seitlich mit einem Farbcode versehen sind, der jedoch nur seitlich am Buchschnitt erkennbar ist. Schwarz steht hierbei für allgemeine Infos, die als Einleitung verwendet werden. Im Anschluss folgen Musterlösungen sortiert nach dem jeweiligen Raum. Die Seiten haben sehr wenig Textlast, verfügen stets über große Farbbilder und im Musterlösungsteil über kurze Listen. Das Buch wirkt wirklich sehr aufgeräumt und durchdacht.
Was erwartet einen?
Das Buch ist eine Mischung aus Anleitung und Bilderbuch. Das sagt das Buch auch über sich selbst. Es soll grundlegende Tipps geben, aber vor allem mit seinen vielen Beispielen und Musterlösungen inspirieren. Entsprechend wenig Text ist in dem Buch enthalten. Nach knapp 50 Seiten Einleitung und Vorbereitung mit etwas mehr Text und einigen Tabellen und Übersichten folgen die Musterlösungen, die in der Regel aus einer Seite Bild und einer Seite Infos mit wenig Text bestehen. Im Buch enthalten sind hierbei Musterlösungen für: Eingangsbereich, Waschküche, Arbeitszimmer, Badezimmer, Spielzimmer, Kleiderschrank, Küche und Vorratskammer.
Mein Fazit
Ich bekenne mich schuldig: Ich habe alle 8 Folgen der Serie zu The Home Edit an einem Tag weggesuchtet. Ich kannte das Prinzip vorher nicht, ich kannte die Autorinnen nicht und auch den Instagram-Account habe ich noch nie gesehen. Und dennoch war es wie ein Rausch. Diese ganzen wunderbar aufgeräumten Zimmer, die Organisationsideen und jede Menge traumhaft aussehende Aufbewahrungslösungen – da war mein Wille gepackt, auch ein wenig aufzuräumen. Daher zog das Buch bei mir ein, da ich dachte, so eine gute Anleitung, hilfreiche Tipps und auch einige Inspiration zu kriegen.
Ich finde die Aufmachung des Buches wirklich ansprechend. Es wirkt aufgeräumt und die vielen Farbfotos lassen das Herz direkt höher schlagen. Es gibt wirklich eine große Anzahl an Inspirationen und zu jedem Bild gibt es noch ein paar kleine Sätze, selten mit Tipps, manchmal mit Erklärungen – meistens aber auch einfach nur mit der Beschreibung, was man da sieht, ohne Erklärung, was die Idee hierhinter ist. Wirklich informativ ist daher eigentlich nur der Einleitungsteil. Hier werden viele allgemeine Hinweise eingebracht. So wird etwa erklärt, nach welchem Prinzip man sich fragen sollte, ob man etwas ausmisten möchte oder nicht. Es wird erklärt, was die Idee hinter Beschriftungen ist, wie man am besten mit dem Neuordnen (und Ausmisten) startet und was man vielleicht bedenken sollte.
Mit knapp 25 Seiten ist der eigentliche Vorbereitungsteil tatsächlich eher schmal, hinzu kommen nochmal knapp 20 Seiten mit einer Vorstellung und den Idealen der beiden Autorinnen. Nach den Vorbereitungen kommen dafür aber fast 200 Seiten Musterlösungen, die jeweils zur Hälfte aus Fotos bestehen. Wie bereits oben gesagt, fallen die Informationen zu dem jeweiligen Bildern für meinen Geschmack aber dürftig aus. Oftmals ist es wirklich nur 2-3 Sätze Einleitung und dann 2-3 Punkte, die nur genau das Beschreiben, was man sieht: Wattestäbchen in Behältern, Hosen oben links, Behälter für Flaschen auf einem Drehsockel. Ganz ehrlich? Das kann man alles auch so erkennen. Wäre es nicht interessanter, wieso ein Drehsockel besser ist als eine Schublade? Das fehlt mir hier leider massiv. Es sind wunderbare Bilder, die wirklich auf einen wirken. Man will sofort loslegen und es ist motivierend. Aber die Anleitung fehlt mir. Mir fehlt, worüber man sich Gedanken machen sollte. Zwar ist im Vorbereitungsteil das Ausmisten echt gut angeführt, aber nach hinten geht dem Ganzen etwas die Luft aus. Vielleicht liegt es aber auch daran, weil die Autorinnen in der Serie selbst oft gesagt haben „man muss vor Ort gucken, was man machen kann und solange probieren, bis es passt“. Vielleicht können daher keine konkreten Tipps gegeben werden.
Insgesamt hat für mich das Buch daher eher Bilderbuch- und Inspirationscharakter. Es ist für mich leider keine Anleitung und ich habe mir wirklich mehr erhofft und auch mehr gewünscht. Keine Frage, die Bilder sind toll. Die Ideen sehen beeindruckend aus. Aber sie wirken oft auch, als würden sie sich wiederholen oder nur im Grundprinzip abgewandelt. Man merkt, dass die Autorinnen in Amerika eine eigene Behälter-Reihe verkaufen, was den faden Beigeschmack einer Dauerwerbesendung hat. Ich muss auch sagen, dass sich mir der Mehrwert gegenüber der Instagramseite oder der Internetseite von The Home Edit nicht erschließt. Sicher nehme ich einige Ideen aus dem Buch mit, aber es ist mir zu eng gefasst, zu sehr auf Perfektion ausgelegt und auch einfach zu amerikanisch. Bei einigen Bildern musste ich auch müde lachen, etwa der Ballsaal-Kleiderschrank, der vermutlich größer ist als das durchschnittliche Wohnzimmer. Zum Träumen bestimmt nett, aber mehr leider auch nicht. Einige Punkte sind für mich wirklich zu unrealistisch und auf das perfekte Foto als eine funktionierende Ordnung ausgerichtet, was nicht zuletzt vielleicht auch daran liegt, dass man keine direkte Erklärung für bestimmte Organisationssysteme hat.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]