464 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im LYX-Verlag am 28.08.2020 |
„Wir schreiben. Und reden. Und dann? Warten wir, bis die Welt es wieder rausfindet und kaputtmacht?“
(Ella zu Jae-Yong in When we fall)
Worum geht’s?
Nachdem sich am Ende von Band 1 die Ereignisse überschlagen haben und Jae von seinem Management vor die knallharte Entscheidung zwischen Ella und seiner Karriere gestellt wurde, herrscht zwischen Ella und Jae Funkstille. Ella leidet, denn obwohl sie weiß, dass es richtig war, Jae gehen zu lassen, vermisst sie ihn sehr. Als dann auch noch das Internet anfängt, in Ellas Privatleben herumzustöbern, fangen die Dinge an, noch komplizierter zu werden. Zwischen Sehnsucht, dem Druck der Öffentlichkeit und den drohenden Konsequenzen müssen sich Jae und Ella der Frage stellen, ob ihre Liebe noch eine Chance hat…
When we fall ist Band 2 der dreiteiligen NXT-Reihe. Es werden Vorkenntnisse aus Band 1 benötigt, da es eine direkte Fortsetzung ist. Das Buch wird mit When we hope fortgesetzt.
Schreibstil / Gestaltung
Auch bei Band 2 ist erneut das Cover mit verschiedenen Pastellfarben gehalten. Es ist ähnlich zu Band 1, aber hat einen anderen Farbverlauf. Das Cover wirkt wieder sehr verträumt und spricht mich an. Das Buch wird wieder ausschließlich von Ella in der Ich-Perspektive erzählt, lediglich ein Epilog aus Jaes Sicht kommt vor. Die Geschichte verläuft linear mit einigen Zeitsprüngen. Der Schreibstil ist locker-leicht, wirkt jugendlich und passt gut zur Geschichte. Das Buch enthält keine explizite Sprache, jedoch angedeutete Intimszenen.
Meine Meinung
Endlich geht es weiter mit Ella und Jae. Nach einem wirklich süßen Band 1, der richtig schön zum Schmachten und Träumen war, habe ich mich sehr auf When we fall gefreut. Ich habe allerdings auch darauf gehofft, dass die Geschichte „jetzt mal losgeht“, denn in Band 1 hatte ich das Gefühl, dass alles ein langer Prolog war und viel zu wenig Energie in die Liebesgeschichte investiert wurde. Ob sich dies in Band 2 gebessert hat?
Am Ende von Band 1 müssen Ella und Jae getrennte Wege gehen. Nachdem mit einem simplen Foto alles aufgeflogen ist und Jae in Schwierigkeiten mit seinem Management gerät, müssen sie den Kontakt abbrechen. Seitdem leidet Ella sehr. Es sind einige Tage vergangen und sie ist ein Schatten ihrer selbst. Zusätzlich hat sie noch Stress mit ihren Schwestern Liv und Mel, weil sie Jae und den Trip nach New York geheim gehalten hat. Radikal hält Ella sich von jeglicher Berichtserstattung fern und versucht, Jae aus ihrem Kopf und ihrem Herzen zu verbannen. Doch dann schlagen die Fans zu und Ellas Identität wird gelüftet. Das Internet überschlägt sich und Ella steht so einigen Problemen gegenüber, etwa einer großen Reportermeute. Aber die öffentliche Diskussion ruft auch Jae wieder auf den Plan, der Ella vermisst und sich Sorgen um sie macht. Werden sie eine zweite Chance haben oder wird außer einem gebrochenen Herzen am Ende nichts übrig sein?
Oh man, was soll ich zu diesem Buch sagen? Es fällt mir echt schwer, das Buch in Worte zu fassen. Nicht, weil es besonders schlecht war oder herausragend toll. Es ist irgendetwas dazwischen. When we fall ist wie When we dream, wirklich in jeder Hinsicht. Es ist zum Schmachten, zum Träumen, es ist niedlich, zuckersüß, leichtfüßig, locker und habe ich schon gesagt, dass es süß ist? Von Anfang an ist man super schnell wieder drin, die Geschichte setzt mit nur einigen Tagen Zeitsprung nach der Trennung an. Man kann verstehen, wie es Ella geht und begleitet sie dabei, wie sie leidet und versucht, sich ein „Leben nach Jae“ zurückzuerobern. Es gibt wieder einige Szenen im familiären Umfeld, Ella ist arbeiten und lernt mit ihrem Freund Matt, während sie gleichzeitig das Gefühl hat, mit der Wahl ihrer Studienfächer unzufrieden zu sein. Seite um Seite vergeht und eine angenehme Wohlfühlgeschichte entfaltet sich. Ella, weiterhin sehr sympathisch, aber irgendwie auch etwas kindlich, lässt uns an ihrem Alltag teilhaben, es gibt keine wahren Höhen und Tiefen, kein Drama, wirklich einen minimalen Spannungsbogen – und dennoch liest man immer weiter. Ist es, weil das Buch so süß ist? Weil man sich so wohlfühlt und sich einfach fallen lässt? Natürlich war von Anfang an klar, dass irgendwie Jae wieder ein Thema sein wird. Und das ist hier der Fall, nachdem Ellas Identität gelüftet wurde und sie sich einem Medienzirkus gegenübersehen muss. Der Autorin gelingt es sehr gut, diese wahnsinnige Welt ein wenig einzufangen. Es werden Kommentare der Onlinecommunity aufgegriffen, es wird von den Reportern vor dem Haus berichtet und einige Gerüchte aufgegriffen. Alles wirkt zwar auch sehr abgeschwächt, aber es reicht, um einen Einblick darein zu geben, wie schwer es wohl sein dürfte, als „Normalo“ einen Superstar zu daten. Hier hätte ich gern mehr von „den Schattenseiten“ gesehen. Es scheint immer so, als würde die Autorin eine sichere Bubble für Ella aufbauen wollen, die vor allem durch ein angenehmes Gefühl definiert wird, aber für mich als Leser die interessanten Aspekte ausklammert oder für meinen Geschmack zu kurz abhandelt. Die Schwerpunktsetzung liegt gefühlt zu sehr auf dem Umfeld als auf dem Kernthema – oder das Kernthema sollte eben nicht die Lovestory sein, da bin ich mir bis heute unsicher.
Die mediale Aufmerksamkeit führt auch dazu, dass Jae und Ella wieder zueinander finden. Anfangs unschlüssig, ob es eine gute Idee ist, den Kontakt wieder aufzunehmen, merken beide schnell, wie wichtig der Kontakt für beide ist. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Wie bei Band 1 ist Jae zum Großteil durch Chats oder kurze Telefonate präsent. Gelegentlich gewährt er Einblicke in sein Leben, erzählt von der Tour und manchmal erhält Ella durch Liv oder Google Informationen zur Band. Das Thema K-Pop und NXT ist für meinen Geschmack aber weiterhin sehr stark nebensächlich und das finde ich total schade. Dadurch, dass wieder nur Ella erzählt, geht eine einzigartige Möglichkeit der Einblicke in Jaes Welt verloren. Gerade K-Pop, ein in der New Adult Literatur bisher wenig präsentes Thema, wäre mal etwas gewesen, was mich als Leser interessiert hätte. Die Welt von Ella, die so herrlich normal und bodenständig ist, ist zwar nicht unbedingt langweilig, aber sie ist eben genau das - normal, alltäglich und gemeinhin bekannt. Ich finde es schade, dass hier das Potenzial um Jae nicht genutzt wurde. In meinen Augen führt das auch dazu, dass das Buch locker-fluffig und süß, aber eben auch undramatisch, extrem entspannt und zeitweise leider auch mit Längen verstehen ist. Wie bei When we dream gibt es so viel Drumherum, dass es eher wie eine Geschichte um Ellas Leben wirkt, in der Jae eben eine kleine Nebenrolle spielt. Da können auch später auftretende Szenen, in denen beide kurzzeitig im Fokus stehen, nicht viel helfen. Jae ist mir zu wenig präsent, er wird zu wenig in die Geschichte eingebracht und verkommt daher gefühlt zum Nebencharakter. Wer ist Jae? Auch nach zwei Bänden kann ich wenig dazu sagen. Ähnliches habe ich bereits bei Band 1 gesagt: Jae wirkt wie eine Nebenhandlung, die zufälligerweise dazugekommen ist. Ellas Leben steht zu sehr im Vordergrund, zumindest für mich, die hier eine klassische „Das Mädchen und der Star“-Geschichte erwartet hat.
So bleibt auch die Liebesgeschichte für mich weiter wenig greifbar. Sie ist für mich nie über den Status einer Schwärmerei, allenfalls Verknallt-Sein herausgekommen. Zu wenig Zeit haben die beiden miteinander und füreinander. Das hat mir als Thema hingegen gut gefallen, wie immer wieder eingeführt wird, wie schwer es für Jae ist, sein Starleben und Ella zu managen. Er kann nicht einfach zu ihr kommen, kann sie nicht einfach immer anrufen, für sie da sein, wenn sie es braucht. Die Beziehung steht nicht nur deshalb auf wackligen Beinen, weil sie durch die mediale Aufmerksamkeit krachend zusammenstürzen könnte. Nicht nur deshalb, weil Jae unter dem Druck seines Managements leidet. Nein, sie ist eben auch eine extreme Fernbeziehung, die nicht nur auf etliche tausend Kilometer ausgelegt ist, sondern auch ein Kampf zwischen den Zeitzonen darstellt. Ich hätte hierüber so gern mehr gelesen. Ella und Jae sind ja wirklich süß und ihre Kommunikation ist auch niedlich zu lesen. Auch ihre Momente zusammen sind wirklich goldig. Aber es reicht für mich nicht, um eine glaubhafte Verbindung, eine solide Grundlage aufzubauen. Hinzu kommt, dass beide zwar wissen, dass das Management ihnen richtig gefährlich sein kann, die Bedenken aber eher wegwischen. Das zeigt wieder, dass die Charaktere manchmal deutlich jünger und naiver wirken, als sie eigentlich sind. So gab es auch eine Schlüsselszene, wo es etwas intimer wird, wo Ella auf mich wirkte, als sei sie wirklich deutlich jünger. Das Buch setzt sehr auf die süße, niedliche und unschuldige Art, die beide miteinander verbindet. Das funktioniert auch gut, wirkt auf mich aber manchmal dann leider auch so, als wäre ich hier eher im Bereich Young Adult. Ich finde es aber schwierig, dass selbst nach 2 Bänden (also 2/3 der Gesamtgeschichte) für mich die Lovestory noch so wenig Tiefe hat. Ich hatte so sehr gehofft, dass When we fall mehr Entwicklung, mehr Tiefe und mehr Dynamik mitbringt, aber es fühlte sich für mich nicht so an.
Etwas überrumpelt wurde ich vom Ende des Buches. Ich hatte schon während des Lesens große Fragezeichen, wie das Buch enden könnte. Angesichts des kommenden Band 3 war klar, dass es wieder ein offenes Ende sein muss und ich hatte erst Sorge, dass quasi das Ende von Band 1 neu aufgelegt wird. Dies ist zum Glück nicht der Fall. Die Autorin hat sich so gesehen für einen doppelten Cliffhanger entschieden, denn sowohl in Ellas als auch Jaes Leben passiert etwas, was beide verarbeiten müssen. Nur beeinflusst Jaes Ereignis leider auch die Beziehung zu Ella, die eine Erkenntnis gewinnt, die schon die ganze Zeit im Buch angelegt war und in der Natur der Beziehung und einer Fernbeziehung liegt. Das Ende ist für mich hinsichtlich Ella eher mau, hinsichtlich Jae aber sehr interessant. Ich hoffe, dass in Band 3 endlich auch Jaes Perspektive (wie im Epilog) aufgegriffen wird und vielleicht auch das Band-Thema mehr Beachtung findet. Vor allem aber hoffe ich, dass in Band 3 jetzt wirklich mal etwas mehr passiert und mehr Tiefe in das Buch kommt. Sicher, When we fall ist niedlich, süß und hinreißend, aber ich habe mir nach einem ähnlichen Band 1 deutlich mehr Einige kleine Themen sind noch angelegt, die sicher in Band 3 ihren Abschluss finden, etwa die Geschichte um Mel, um Ellas weitere akademische Laufbahn und den Australientrip ihrer besten Freundin, aber ich wünsche mir einfach mehr NXT und mehr Liebe im Vordergrund.
Mein Fazit
When we fall ist am Ende ähnlich wie Band 1 ein herrlich angenehmes Buch, was vor allem mit seiner niedlich-süßen Art überzeugen kann und mit einer Wohlfühlatmosphäre auch die dahinplätschernde Handlung etwas retten kann. Mir kommt aber weiterhin Jae einfach zu kurz und Ellas Drumherum-Leben ist mir zu präsent. Die Lovestory bleibt für mich eine Schwärmerei, der die Tiefe fehlt. Das Buch lässt sich zwar wieder gut und schnell lesen, ich habe mir aber einfach mehr erhofft und gewünscht.
Bewertung: ★★★★☆
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]