28.08.2020

Julie Johnson - Silver Crown (Forbidden Royals 1)

304 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im LYX-Verlag am 28.08.2020
 „Ein Märchen, das direkt von unseren Augen zerbricht.“
(Emilia in Silver Crown)

Worum geht’s?

Emilia ist eine ganz normale junge Frau, könnte man denken. Doch als der Palast des Königreichs Caerleon brennt und dabei das Königspaar stirbt, steht nicht nur die Welt des Volkes Kopf. Denn plötzlich wird Emilia von Männer in Anzügen in ein Auto geworfen – und zu ihrem Vater gebracht. Linus hat die Familie verlassen, als Emilia noch ein Baby war. Doch jetzt ist er wieder da. Denn Linus ist in der Thronfolge der nächste und somit steigt auch Emilia ein in die royale Welt, die sie nie wollte– plötzlich Kronprinzessin. Zwischen Intrigen, Gefahren und Protokollen muss Emilia herausfinden, was sie will.

Silver Crown ist Band 1 der Forbidden Royals-Reihe und nicht abgeschlossen. Die Geschichte wird in den Folgebänden fortgesetzt.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Silver Crown ist toll. Die hellen Farben, die Krone und einige herumfliegende Partikel sind stimmungsvoll und geheimnisvoll zugleich. Das Cover ist ein wahrer Hingucker und passt sowohl zum royalen Setting als auch zur Handlung. Das Buch wird linear durch Emilia als Ich-Erzählerin berichtet. Dem Prolog ist zudem ein Stammbaum zur besseren Übersicht der Charaktere vorgeschaltet. Der Schreibstil ist sehr angenehm, das Buch lässt sich flüssig und leicht lesen.

Meine Meinung

Es war einmal… So fangen die Geschichten an, die kleine Mädchen einst träumen ließen. Zahlreiche Geschichten, die die Bürgerliche zur Prinzessin machten, gibt es sowohl in der Literatur als auch der Realität. Und ich liebe sie, sehr sogar. Daher war für mich klar, dass ich Silver Crown unbedingt lesen muss. Und am Ende wurde ich von dem Buch, was für mich vor allem verboten heiß klang, extrem positiv überrascht.

Emilia und ihr bester Freund Owen sitzen eines Abends in einer Bar, als im TV darüber berichtet wird, dass der Palast brennt und das Königspaar in den Flammen gestorben ist. Das Volk ist erschüttert, die Thronfolge aus dem Gleichgewicht geraten – denn auch der Kronprinz liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Plötzlich tauchen Männer auf, die Emilia in ein Auto zerren und Owen zusammengeschlagen zurücklassen. Was ist hier nur los? Wird sie entführt? Emilia ist in Angst und plant ihre Flucht. Bis Carter auftaucht, der ebenfalls mit ihr zu einem bestimmten Ort gefahren wird. Und hier muss Emilia sich der grausamen Wahrheit stellen: Ihr Vater Linus, der die Familie früh verlassen und Carters Mutter geheiratet hat, hat Emilia holen lassen. Denn Linus ist der nächste in der Thronfolge und soll schon bald zum König ernannt werden. Und das bedeutet für Emilia: Jetzt ist sie Kronprinzessin. Ein Job, den sie nicht wollte. Umgeben von Leuten, die sie nie sehen wollten. An einem Ort, an dem sie nie sein wollte. Zwischen Prinzessinnenunterricht, gefährlichen Intrigen, blankem Hass von Linus Frau Octavia und knisternden Begegnungen mit Carter muss Emilia herausfinden, was sie will und ob sie bereit ist, ihr geerbtes Recht anzutreten…

Ich habe wirklich vieles erwartet. Eine süße royale Romanze, eine verbotene Romanze mit dem Stiefbruder – auf jeden Fall eine nette Lovestory. Silver Crown bietet wirklich vieles, aber Liebe? Spielt hier eine untergeordnete Rolle. Und damit konnte mich das Buch extrem begeistern. Schon von Anfang an merkt man, wie schwer es Emilia fällt, sich mit dem Thema Tod des Königs auseinanderzusetzen. Zwar weiß sie, wer ihr Vater ist, aber nachdem er die Familie verließ, gab es nie Kontakt und sie hat sich bewusst von allen royalen Schlagzeilen ferngehalten. Und jetzt plötzlich ist sie mittendrin im Trubel. Sie muss sich an ihren Vater gewöhnen, an ihre biestige Stiefmutter, den neuen Lebensort, die ganzen Regeln und Ansagen, selbst daran, bedient zu werden. Es ist eine komplett andere Welt. Und mit zynischen Bemerkungen führt Emilia den Leser dadurch, wie sie gezwungenermaßen in diese Welt stolpert und dann versucht, hier zu bestehen. Es ist ein stetes Hin und Her zwischen „ich gebe dem Ganzen eine Chance“ und „ich flüchte“. Man kann durch das ganze Buch hindurch Emilias inneren Kampf nachverfolgen, ihre Motivation begreifen und auch ihre Zweifel nachvollziehen. Der Leser darf dabei sein, wie sie ihre ersten Schritte als Prinzessin in Ausbildung macht, zugleich aber ihre bürgerlichen Eigenheiten nicht direkt ablegen kann. Man darf dabei sein, wie sie böse Stiefmutter jede Gelegenheit nutzt, um Emilia unterzubuttern. Silver Crown ist in einer gewissen Art ein Märchen, aber zugleich auch ein Alptraum. Und genau hiermit spielt die Autorin auch. Die ganze Zeit zeigt diese die vermeintlichen Vorteile und die knallharten Schattenseiten des Lebens am Hof und als Prinzessin auf. Sie demontiert das Märchen, was von Kindheitstagen an erzählt wird, das leichte Leben als Prinzessin. Doch gleichzeitig zeigt sie auch, was für ein umfangreicher Job es wirklich ist, für die Krone tätig zu sein.

Das Ganze wird dann noch mit der hochspannenden Geschichte gepaart, ob der Palastbrand ein Unfall oder ein bewusster Anschlag war. Generell geht es in Silver Crown auch viel um Intrigen, Geheimnisse und verborgene Pläne. Er scheint fast so, als hätte jede Person des Buches ihre eigene Agenda, wie sie das Leben als Royal für sich nutzen möchte. Während die einen Party machen und die Vorzüge genießen, zeigen andere machtbesessene Tendenzen und ein skrupelloses Verhalten. Es ist wie ein gigantisches Schachbrett, wo jede Figur langsam und bedacht ihre Stellung bezieht. Was wird hier gespielt? Ist Emilia in Gefahr, ist die komplette Königsfamilie in Gefahr? Immer wieder erhält man kleine Hinweise im Hintergrund und versucht genauso wie Emilia, die Lösung zu finden. So gipfelt das Buch in einem unerwarteten, schrecklichen Ende. Ein fieser Cliffhanger, der noch mehr verändert als zuvor. Sich überschlagende Ereignisse, bei denen man nur noch fragt „warum“ und „was nun“.

Etwas, was dafür in meinen Augen eine stark untergeordnete Rolle spielt, ist hingegen die Liebesgeschichte. Zwar trifft Emilia schon recht früh auf Carter und da ist von Anfang an eine gewisse (sexuelle) Grundspannung. Allerdings war für mich im Anschluss alles doch sehr wenig präsent. Carter und Emilia reden gelegentlich miteinander und man merkt schon, dass da Interesse ist. Aber bei so viel drumherum und nebenbei Handlungen nimmt das Ganze wenig Platz ein. Ich hatte immer das Gefühl, dass Carter vor allem als Helfer und guter Junge in der Not bereitsteht, der Emilia helfen möchte, am Hofe zu bestehen. Ich bin gespannt, ob sich Carters Rolle oder generell die Liebesgeschichte in den Folgebänden mehr in den Vordergrund drängt. Mich hat’s auf jeden Fall nicht gestört, dass hier der Fokus eher auf Drama und Spannung lag.

Mein Fazit

Insgesamt ist Silver Crown ein Buch, was mich sehr positiv überrascht hat. Habe ich eine romantisierte Cinderella-Story erwartet, so habe ich mich vollkommen getäuscht. Das hier ist die echte, unverblühmte Version von „Plötzlich Prinzessin“ gepaart mit Machtkämpfen, Intrigen und jeder Menge windigen Gestalten. Absolut Mitreißend, hochgradig spannend und so ganz anders als das traumhafte Märchen, was einem immer verkauft wird. Ich kann die Fortsetzung gar nicht abwarten!

Bewertung: ★★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]