13.07.2020

Samantha Young - Fallen Dreams

496 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im Harper Collins Verlag am 18.05.2020
 „Weil ich jemandem versprochen habe, dass der nächste Mann, auf den ich mich einlasse, jemand ist, der mich so sehr liebt, dass ihm mein Glück wichtiger ist als sein eigenes.“
(Skylar zu Killian in Fallen Dreams)

Worum geht’s?

Täglich schlägt sich Skylar auf der Straße durch. Tagsüber spielt sie in der Fußgängerzone auf ihrer Gitarre und singt, nachts schläft sie in einem Zelt auf einem Friedhof. Sie hat sich das Leben ein Stück weit ausgesucht, denn Skylar ist auf der Flucht: Vor den Paparazzi, dem Ruhm, dem Druck des Showbiz und auch vor sich selbst. Denn eigentlich ist Skylar eine weltbekannte Poprock-Prinzessin und ihre Band hat enorme Charterfolge. Doch nach einer persönlichen Tragödie ist die junge Frau ausgebrannt und will weg. Als der Manager Killian auftaucht und von Syklars Stimme begeistert ist, bietet er ihr das einzige an, was sie nie wieder wollte: Einen Plattenvertrag. Doch als sich die Ereignisse überschlagen und Skylar plötzlich in Gefahr gerät, nimmt sie widerwillig das Angebot an. Ein Album, keine PR-Aktionen, das verspricht Killian ihr. Doch kann sie ihm vertrauen?

Fallen Dreams ist Band 2 der „Play on“-Reihe, jedoch unabhängig lesbar und in sich geschlossen.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in schwarz gehalten und verfügt über zahlreiche goldfarbene Highlights. Das Cover erinnert ein wenig an eine Diskokugel. Es wirkt edel und stimmig. Die Gestaltung ist sehr zurückhaltend und gibt keine Hinweise auf den Inhalt. Das Buch wird ausschließlich von der Protagonistin Skylar in der Ich-Perspektive erzählt. Die Story verläuft größtenteils linear, es gibt jedoch zwischendurch vereinzelte Rückblenden auf Skylars Zeit bei der Band. Das Buch ist sehr gut lesbar und überzeugt mit einem mitreißenden, aber nicht überladenen Schreibstil. Im Buch sind explizite Erotikszenen enthalten. Zudem werden im Buch zwischendurch immer wieder Songtexte abgedruckt.

Mein Fazit

Nach einem doch eher enttäuschten ersten Versuch mit Samantha Young (Boston Nights konnte mich leider nicht überzeugen), wollte ich mit Fallen Dreams einen neuen Versuch starten. Schon immer mochte ich Rockstar-Romanc-Storys und Bücher über die Schattenseiten des Ruhms sehr. Daher habe ich mir viel von diesem Buch versprochen. Und ich muss sagen: Ich bin froh, dass ich der Autorin eine zweite Chance gegeben habe. Denn Fallen Dreams war wirklich ein starkes Buch.

Seit einigen Monaten lebt Skylar bereits auf der Straße von Glasgow. Nach ihrer Flucht aus dem Leben als weltbekannte Sängerin führte sie ihr Weg hier final hin – mit einem nur noch kurze Zeit gültigen Visum und keinem Geld. Denn Skylar hat zwar Millionen auf dem Konto , möchte jedoch nicht, dass ihre Managerin erfährt, wo sie ist. Immerhin hat sich jeglichen Kontakt zur Band abgebrochen, aus vielen Gründen. Also steht sie jetzt täglich in der Fußgängerzone, singt und spielt, sammelt Geld. Sie duscht im Schwimmbad, schläft auf dem Friedhof und isst meist nur einmal am Tag. Aber immerhin ist sie dem Druck der Medienwelt entkommen. Eines Tages taucht ein attraktiver Unbekannter auf und möchte mit Skylar sprechen. Er castet Künstler und möchte sie unter Vertrag nehmen. Doch das kommt für Skylar nicht in Frage – immerhin ist sie doch genau deswegen abgehauen. Als ihr jedoch kurze Zeit später etwas Schreckliches zustößt, ist der Unbekannte der einzige, der ihr helfen kann, denn er hat ihr Geheimnis gelöst. Doch Killians Hilfe hat einen Preis: Er will den Plattenvertrag mit Skylar. Widerwillig stimmt sie zu. Ein Album, keine medienwirksame PR; Respektieren ihrer Privatsphäre, das sind ihre Bedingungen. Aber kann Killian sein Versprechen halten? Oder wird Skylar wieder von einem Mann enttäuscht werden, der sich langsam in ihr Herz geschlichen hat?

Fallen Dreams ist ein sehr vielschichtiger, zugleich aber auch sehr ruhiger Roman. Erwartet man viel Drama, viele Twists und jede Menge Aufregung, wird man hier vermutlich nicht glücklich werden. Ganz im Gegenteil ist das Buch für mich eine überraschend tiefe Geschichte gewesen, die sehr viel Bezug darauf nimmt, was unter der Oberfläche brodelt. Im Fokus des Buches steht Skylar, die jung weltberührt geworden ist und dann erkennen musste, dass ihr Traum – mit ihren Freunden eine Band zu haben und bekannt zu sein – in Wirklichkeit eher ein Alptraum für sie ist. Im Verlauf der Geschichte gewährt sie dem Leser immer wieder Einblicke in die Vergangenheit. Es geht darum, wie sie zur Gejagten des Presse wurde, ihre Schritte stets kommentiert wurden und wie nah Fanliebe und Fanhass liegen können. Es geht um Erwartungen, Hoffnungen, Erfolg, Druck und Verzweiflung. Aber auch um missverstandene Jugendliebe, schlechte Einflüsse und Hilflosigkeit. Als das hat Skylar am Ende dazu gebracht, ihre Band zu verlassen und abzuhauen. Zuhause hielt sie nichts mehr, denn nach dem Mord an ihrer Mutter hat sie alles verloren. Bis in die Gegenwart gibt Skylar sich hierfür die Schuld und zerbricht an den Ereignissen und dem Zusammenspiel der vielen Faktoren. Wie verzweifelt muss jemand sein, lieber auf der Straße zu leben als sich seinem alten Leben zu stellen? Das war eine der zentralen Fragen des Buches. Und sie führt zu vielen Problemen und Möglichkeiten. Denn als Killian auftaucht und Skylar einen Vertrag anbietet, ist sie nicht interessiert. Zwar geht ihr der Unbekannte direkt unter die Haut, aber nie würde sie freiwillig zurückkehren ins Rampenlicht. Kurze Zeit später muss sie diese Entscheidung aber überdenken. Denn das Schicksal schlägt zu und trifft sie sehr hart. Killian wittert seine Chance und sichert sich Skylars Vertrag. Ob das so richtig ist oder er ihre hilflose Lage ausnutzt? Das ist sicher ein Punkt, über den man sich viel streiten kann. Von da an gibt es aber ein bewegendes Hin und Her und viel Entwicklung – nicht nur für Skylars Persönlichkeit, sondern auch im Bezug auf die Beziehung von Killian und Skylar und Skylars Meinung zum Ruhm.

Es gibt viel Licht und viel Schatten in diesem Buch. Gute Ereignisse und schlechte Momente wechseln sich ab. Skylar schwankt permanent zwischen Zweifeln und dem Glauben an eine gute Zukunft. Sie vertraut Killian, auch wenn ihre Beziehung von Anfang an sehr schwierig ist. Denn Killian ist ein Meister darin, unterkühlt und unangreifbar zu sein. Mit kleinen Aktionen hier und da erlebt man aber immer wieder, wie viel ihm eigentlich an Skylar liegt. Sicher sind auch hier einige Sachen etwas unorthodox und fragwürdig, aber im Gesamtbild sagt es viel über ihn aus. Leider kam er und seine Geschichte für mich etwas zu kurz, was auch daran liegt, dass Skylar alleinige Erzählerin ist. Nur durch Killians Schwester Autumn und gelegentliche Äußerungen erfährt man ein wenig über ihn, was aber nur noch mehr das Bild vom unergründlichen Eisblock festigt. Doch Skylar kratzt gewaltig an seiner Oberfläche und motiviert ihn zu so manchen Änderungen in seiner Sichtweise. Generell geht es in dem Buch mehr um Reflexion und Entwicklung als um dramatische Wendungen. Das Buch verläuft bis auf wenige kleine Ausnahmen ruhig und konzentriert sich eben auf diese Punkte. Das führt auch zu so mancher Überraschung in der Handlung, bei der man gedacht hätte „oh, jetzt kommt richtig Drama“ – aber im Gegenteil verläuft es sehr entspannt. Das hat mir sehr gut gefallen und mich auch zu keiner Zeit gelangweilt. Allerdings fühlt es sich dadurch hin und wieder so an, als würde die Geschichte nicht immer vorwärts kommen. Gleichzeitig gibt es aber auch eine bewegende Entwicklung Preis, die sich auch anhand der Arbeit von Killian und Skylar sehr intensiv nachvollziehen lässt.

Skylar und Killian sind beide komplizierte Charaktere, die es dem Leser nicht immer leichtmachen. Skylar wandelt sehr stark zwischen naiv und selbstbewusst, zwischen hoffnungslos und zukunftsorientiert. Sie weiß manchmal nicht, was sie will. Das liegt aber nicht daran, dass sie keinen Plan hat, sondern von der Vergangenheit so sehr blockiert ist, dass sie wenig Licht in der Zukunft sieht. Sie hat Angst, dass sie die Geschichten wiederholt, die sie bereits durchgestanden hat. Killian hingegen wirkt von Anfang an so unnahbar und distanziert, dass es lange dauert, einen Zugang zu ihm zu finden und seine Geschichte zu verstehen. Er hat ebenfalls eine harte Vergangenheit hinter sich und ist daher auch recht kompliziert. Doch Skylar schafft es, an seiner undurchdringlichen Festung zu kratzen und legt somit auch für einige lebensverändernde Entscheidungen den Grundstein. Zusammen funktionierten Skylar und Killian für mich in einer wunderbaren Art und Weise. Mal streiten sie sich, mal sind sie unfair zueinander und dann geben sie sich gegenseitig Halt. Das Leben ist nie gradlinig und einfach – das erkennt man hier besonders gut. Die Beziehung der beiden konnte mich vor allem aber auch überzeugen, weil man merkt, dass es um mehr als körperliche Anziehung geht. Während in vielen Büchern beide zunächst im Bett landen und dann eine Verbindung aufbauen, ist es hier auf jeden Fall andersherum. Das macht die Beziehungsdynamik wesentlich glaubhafter.

Das Ende des Buches war für mich leider etwas zu perfekt. Es kam für mich nicht gerade überraschend, ganz im Gegenteil hatte ich ähnliche Probleme und eine derartige Lösung erwartet (vielleicht sogar erhofft). Mit einer gehörigen Portion Herzschmerz, aber auch jeder Menge zufriedenem Seufzen und einer wohldosierten Portion Kitsch entlässt das Buch am Ende den Leser aus dieser starken Geschichte. Das Ende ist durchaus stimmig, es ist auf jeden Fall zufriedenstellend, aber eben vielleicht auch etwas zu perfekt.

Insgesamt ist Fallen Dreams eine wirklich schöne Geschichte, die relativ ruhig verläuft, dafür aber mit starken Emotionen und bedrückenden Einblicken in das Starleben des Gitarrenmädchens Skylar überzeugen kann. Vielleicht hat das Buch ein paar Seiten zu viel als es bräuchte, aber die Geschichte ist so mitreißend, dass es einen nicht so sehr stört. Killian und Skylar konnten mich auf jeden Fall begeistern und ich kann das Buch eindeutig empfehlen.

Bewertung: ★★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]