13.07.2020

Emma Winter - Hopelessly in Love (Weston High 2)

352 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im Forever-Verlag am 02.06.2020
 „Die Liebe ist kein Selbstbedienungsladen, in dem man sich Nähe und Unterstützung nimmt, wenn man sie braucht, aber null Commitment zeigen muss, wenn man mal grad Bock auf ein bisschen Freiheit hat.“
(Sasha zu Ben in Hopelessly in Love)

Worum geht’s?

Sashas Herz ist gebrochen. Nie hätte sie erwartet, dass Ben sie so verraten und verletzen könnte. Doch gleichzeitig kommt sie nicht von Ben los. Zwischen all den Zweifeln und Hoffnungen weiß sie nicht, was sie tun soll. Als sich dann die Ereignisse überschlagen, neue Geheimnisse aufkommen und die Familien mehr denn je in das Leben von Sasha und Ben eingreifen, scheint plötzlich nicht nur der Traum von Yale mehr als gefährdet.

Hopelessly in Love ist Band 2 der dreiteiligen Weston High Reihe und ist nicht in sich geschlossen. Vorkenntnisse aus Band 1 werden benötigt, die Geschichte wird in Band 3 fortgesetzt.


Schreibstil / Gestaltung

Das verspielte Cover ist dieses Mal in Gelbtönen gehalten mit goldfarbenen Schriftzug und einer goldfarbenen Verzierung. Die Reihenzugehörigkeit ist sofort erkennbar. Das Buch wird wieder wechselnd aus Sicht von Ben und Sasha in der Ich-Perspektive erzählt, zudem kommt noch Sashas Freundin June als weitere Erzählerin hinzu. Die Geschichte hat einen linearen Verlauf und setzt unmittelbar nach dem Ende von Band 1 an. Der Schreibstil ist sehr locker und leicht gehalten, generell wirkt das Buch recht jugendlich und frisch. Das Buch beinhaltet keine explizite Sprache und nicht sonderlich explizite Intimszenen.

Mein Fazit

Here we go again. Band 2 der Weston High Reihe. Man mag kaum glauben, dass ich nach einem wirklich in fast allen Punkten durchgefallenen Band 1 weiterlesen werde, aber das Ende und viele offene Fragen haben mich dazu bewegt, es noch einmal zu probieren. Nach der Lektüre von Band 2 bleibe ich sehr zwiegespalten, was die Reihe angeht. Sehr viel Potenzial, sehr wenig genutzt. Aber immerhin: Band 2 hat einiges besser gemacht als Band 1, dafür aber auch gefühlt kaum Handlung. Aber von Anfang an.

Wie konnte Ben ihr das nur antun? Nach dem dramatischen Ende von Crazy in love ist Sasha tottraurig und enttäuscht. Sie hat sich so sehr in Ben getäuscht und verlässt fluchtartig die Szene. Doch Ben denkt gar nicht daran, seine große Liebe ziehen zu lassen. Alles nur ein Missverständnis, sagt er. Sasha will ihm glauben, doch zeitgleich nagen Zweifel an ihr. Als sich dann aber die Ereignisse überschlagen, Bens Schwester plötzlich schwerverletzt im Krankenhaus liegt und Ben Informationen über seinen Vater zugespielt werden, steht alles Kopf. Ben muss sich entscheiden, was er macht: Steht er ein für die Sache, an die er glaubt, oder schützt er seine Familie? Jede seiner Entscheidungen kann der berüchtigte Funken sein, der alles in Flammen aufgehen lässt – auch seine Beziehung zu Sasha, die weiterhin ein großes Problem ist und daher von beiden geheim gehalten wird. Und während es so scheint, als würde alles vielleicht doch ein glückliches Ende nehmen, tauchen Leute und Anschuldigungen auf, die gar nicht daran denken, Sasha und Ben ihr Happy End zu gönnen…

Habe ich bei meiner Rezension von Band 1 vor allem kritisiert, dass es zumeist am „Warum“ und der damit einhergehenden Erklärbarkeit der Geschichte mangelte, muss ich sagen, dass Band 2 in vielen Punkten stimmiger geworden ist. Fehlte mir in Band 1 eine klare Ausrichtung, welches Genre, welches SUB-Genre und welche Thematiken bedient werden sollten, wurde es hier für mich klarer. Dafür tut sich aber ein neues Problem auf: Das Was. Ich habe lange gehadert, wie ich die Story des Buches zusammenfassen soll. Denn ehrlich gesagt hat Hopelessly in Love in meinen Augen überschaubar wenig Handlung. Nach einem Schnellstart, der Bezug auf Band 1 nimmt und in einer rasanten Geschwindigkeit das Cliffhanger-Problem beseitigt, schlägt die nächste Garante ein: Bens Schwester Hanna hat einen schweren Unfall und hierdurch werden direkt zwei Geheimnisse enthüllt, die vielleicht etwas willkürlich, zugleich aber auch vielversprechend klangen. Daraus gemach wurde in meinen Augen nichts – zumindest nicht in diesem Teil. Denn so schnell wie das Thema kam, so fix ist es auch wieder vom Tisch. Zwar wird Hannas Schicksal manchmal in Nebensätzen erwähnt, aber die Frage „wieso gibt es diesen Handlungsstrang eigentlich“ blieb unbeantwortet. Und danach? Danach kommt das große Nichts.

Es tut mir leid, es so sagen zu müssen, aber irgendwie passiert nichts so wirklich. Hin und wieder treffen sich Ben und Sasha, hin und wieder spricht Sasha über ihre familiären Probleme, hin und wieder gibt es freundschaftliche Szenen, hin und wieder geht Ben in die Redaktion – und zack, kommt das nächste große Ding. Denn Ben wird eine richtige Bombe zugespielt, die er hochgehen lässt – zum Leidwesen seiner Familie. Das führt unmittelbar zu seiner Verstoßung. Und dann? Naja, kommt wieder nichts. Es ist kurios, aber wenn Sasha und Ben sich treffen, ist das Ganze irgendwie nie Thema. Zeitgleich wird nochmal kurz Yale erwähnt, Ben zeigt sich (trotz komplizierter Lebenslage) als wahrer Superheld und Sasha entwickelt auf absolut willkürliche Art eine Beziehung zu ihrer Oma, obwohl es noch so viel zur Familiengeschichte zu klären gibt. Ich habe in meiner Rezension zu Band 1 gesagt „Es wirkt so, als hätte man eine Kiste mit Puzzleteilen ausgekippt, der Leser darf sich dann selbst etwas zurechtpuzzeln. Zwar ist das Buch wirklich kurzweilig und gut lesbar, es ist nicht sonderlich anspruchsvoll und wirklich angenehm für Zwischendurch, zugleich fehlt es aber auch an einem roten Faden (es wirkt eher wie eine sehr willkürliche gestrichelte Linie, die sich durch das Buch zieht)“ – und das gilt leider auch uneingeschränkt für Band 2. Hopelessly in Love wirkt wie ein Lückenfüller, den es nicht braucht, mit Thematiken, die so schnell vom Tisch sind, dass man sich fragt, wieso sie überhaupt aufkommen. Soll das alles Vorspiel für Band 3 sein? Wenn ja, ist das ein verdammt langer Prolog!

Immerhin muss ich sagen, dass es einige Verbesserungen im Vergleich zu Band 1 gibt. Sasha etwa ist nicht mehr so sprunghaft. Leider kommunizieren Sasha und Ben aber weiterhin etwas zu wenig, als dass es greifbar ist, wie sich einige Sachen entwickeln. So startet das Buch ja mit einer schwerwiegenden Anschuldigung, die dazu führt, dass Sasha etwa die erste Hälfte des Buches durchweg zweifelt, irgendwann sind diese Zweifel aber unerklärlicherweise weg – bis zum Ende. Aber zum Ende komme ich später noch. Während ich mich in Band 1 extremst an Sashas Wahnsinn gestört habe, für jeden Mist eine Liste zu machen und Schlüsselwörter stets zu zählen, wurde dies in Band 2 deutlich besser. Wohldosiert schreibt sie manchmal Listen (ob die so sinnvoll sind, kann offenbleiben) und wirklich nur absolute Schlüsselwörter werden jetzt von ihr gezählt – Verbesserung, 12 Buchstaben! Ich weiß aber auch nicht, ob ich sonst bis zum Ende durchgehalten hätte, wenn passend zu der lauen Handlung noch dieser Wahnsinn dazugekommen wäre. Und auch auf Cupcakes müssen wir dieses Mal vielerorts verzichten.

Hopelessly in Love wirft aber auch unfassbar viele Fragen auf. Die erste: Was soll eigentlich die Handlung mit June? June, eine Freundin von Sasha, hat zahlreiche eigene Kapitel, in denen es um ihre Beziehung zu Bandkollegen Jess geht und darum, wie sie ihr Geheimnis bewahren kann. Es gibt 1-2 Interaktionen mit Sasha und ein Konzert, wo Ben und Sasha da sind, was zu einer Enthüllung führt, die wiederum den Plot irgendwie beendet. Es war komisch. Fast so, als hätte man vergessen, eine Kurzgeschichte aus der Geschichte herauszunehmen. Die Thematik um Sasha und die Familie ihres Vaters wird irgendwie gar nicht vorangetrieben. Zwar trifft sie sich mit ihrer Großmutter, aber irgendwie gibt es diesbezüglich keine Entwicklungen. Ebenso entwickelt sich die Beziehung von Ben und Sasha überhaupt nicht. Die raren Momente, wo beide aufeinandertreffen, sind kitschbelastet oder enden im Bett. Die komplette Thematik um Ben und seine familiäre Situation läuft komplett an Sasha vorbei und wird von ihr minimal kommentiert. Noch mehr verwirrt hat mich dann aber auch, dass Ben fröhlich zu Familientreffen geht und am Ende aus dem Nichts plötzlich Yale wieder ein Thema ist. Denn auf einmal sind die Ergebnisse da – inklusive Überraschungen und einer zündenden Idee, die wiederum zur Katastrophe wird und den Cliffhanger zu Band 3 bildet. Irgendwie wirkt Hopelessly in Love weiterhin so, als sei hier munter so manches zusammengewürfelt worden.

Sprechen wir über das Ende. Ich bin wütend. Das Buch fängt ja mit einem Cliffhanger aus Band 1 an, der binnen weniger Seiten und mit einer kräftigen Umarmung gelöst ist. Gleiches Thema wiederum bildet aber die Grundlage für einen Teil des Endes und für Entscheidungen von Sasha, die zu Probleme führen könnten. Ich rechne zwar damit, dass sich in Band 3 herausstellt, dass sich Sashas eigene Tat als „war doch nicht so“ herausstellt (falls nicht, gibt es sonst arge Erklärungsprobleme) und zugleich ihre Annahme über Ben eine Finte ist (hier bin ich mir sogar 1000% sicher, dass es so ist), aber gleichzeitig fühle ich mich so, als hätte ich meine Lesezeit verschwendet, weil wir quasi am gleichen Punkt stehen wie zu Beginn von Band 1 – nur dieses Mal durch Sashas aktives Zutun noch gesteigert und durch die finale Enthüllung um Sashas Yale-Platz noch getoppt. Ich bin mir eigentlich schon recht sicher, wie es sich entwickeln wird, wundere mich aber zugleich, dass irgendwie der Klappentext von Band 3 auf eine andere Problematik hingewiesen hat – die wohl noch on top kommt. Da hat sich die Autorin für Band 3 extrem viel vorgenommen. Und bei mir kommt unweigerlich die Frage auf: Wann ist viel einfach zu viel? Klar sitze ich jetzt auch hier wieder und habe – trotz aller Kritik – das Bedürfnis, Band 3 zu lesen. Die Cliffhanger und die offenen Fragen funktionieren. Aber zu welchem Preis?

Abschließend möchte ich noch etwas ansprechen, was ich bereits bei Band 1 thematisiert habe: Die Ähnlichkeit zur Maxton-Hall-Reihe. Sie bleibt eindeutig bestehen. In Band 2 der Reihe wurde auch eine weitere Erzählerin hinzugebracht, ebenso hatte die Schwester des Protagonistin das gleiche Geheimnis und es geht sogar so weit, dass der Grund fürs Geheimnis in beiden Reihen doch recht ähnlich, wenn auch nicht identisch ist. Selbst das finale Ende um Yale hat verdächtige Ähnlichkeit zum Ende von Band 2 der Maxton-Hall-Reihe – wenn da mal nicht in beiden Fällen sogar eine ähnliche Erklärung hinter steckt?! Ich möchte niemanden vorwerfen, sich irgendwo Inspiration geholt zu haben, ganz sicher nicht. Und man kann in dem Genre auch nicht alles neu erfinden, es gibt bestimmte Themen und Vorkommnisse, die sich wiederholen. Zugleich muss man sicher aber auch fragen, wie zufällig so detaillierte Überschneidungen sein können.

Zusammenfassend kann ich also sagen, dass Hopelessly in love in einigen Punkten vor Crazy in love liegt und deutlich angenehmer zu lesen war, zugleich dafür aber auch mit überraschend wenig Handlung und noch weniger Tiefe daherkommt. Die Geschichte plätschert ein wenig vor sich hin, wirkt wie ein Platzhalter und kann eigentlich nur mit einigen neuen Problemen, die offenbar Stoff für Band 3 sein werden, überzeugen. Eine kleine Verbesserung im Vergleich zu Band 1, aber es bleibt gut Luft nach oben für das Finale.

Bewertung: ★★★☆☆

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]