16.01.2020

Carrie A. Cullen - Newport Prince: Find you (Newport Prince 2)

370 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch als Selfpublisher am 16.09.19
„Als sie mich verlassen hat, war in mir etwas unwiederbringlich zerbrochen. Ich war leer ohne sie.“
(Aiden in Newport Prince – Find you)

Worum geht’s?

Es waren Schicksalsschläge, die alles für immer verändern sollten. Nach den schrecklichen Ereignissen am Ende von Band 1 sind drei Jahre vergangen. Ava ist gegangen und hat alles zurückgelassen, sogar ihren geliebten Hund und Aiden mit einem gebrochenen Herzen. Doch wie aus dem Nichts taucht sie plötzlich wieder auf und Aidens Welt steht Kopf und sein Herz in Flammen. Nie wieder wird sie weglaufen, verspricht sie ihm. Nur um ihr Versprechen kurze Zeit später zu brechen. Doch dieses Mal gibt Aiden nicht so leicht auf und folgt ihr. Nach Vancouver. Dem Ort, an dem sie sich offenbar ein neues Leben aufgebaut hat. Wird Aiden in diesem Leben einen Platz finden? Und kann er sein Herz überzeugen, sich erneut auf Ava einzulassen?

Newport Prince – Find you ist Band 2 einer mehrbändigen Reihe. Die Geschichte ist nicht in sich geschlossen, es werden Vorkenntnisse aus Band 1 benötigt und die Geschichte wird in Band 3 fortgesetzt.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist dieses Mal in zarten Pastelltönen gehalten und zeigt einen idyllischen Steg am See vor einem Horizont. Es ist ein klassisches, zurückhaltendes Cover ohne Hinweis auf den Inhalt. Anders als bei Band 1 vermittelt das Cover direkt den Eindruck, man hätte ein Drama/Liebesroman vor sich.

Die Erzählweise des Buches erfolgt erneut in linearer Form mit wechselnden Erzählern. Dies sind dieses Mal ausschließlich Aiden und Ava. Die Kapitel sind entsprechend übertitelt, sodass man weiß, wer erzählt. Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt leichtfüßig, man kann dem Geschehen gut folgen. Anders als in Band 1 fällt mir Aiden nicht durch seine explizite Ausdrucksweise auf. Das Buch beinhaltet erneut erotische Szenen, die nicht übermäßig explizit, aber stets niveauvoll ausgeführt werden.

Mein Fazit

Das Ende von Newport Prince 1 hat mich erschüttert, überrascht und in Trümmern zurückgelassen. Mit vielem gerechnet, ein 0815-Standard-Ende wartet und dann so eiskalt erwischt von dem Scherbenhaufen, der mir präsentiert wurde. Sofort war klar: Band 2 muss her. Wie können Ava und Aiden damit leben, was passiert ist? Auf diese Antworten war ich so gespannt. Und dann kam Band 2. Und ich war am Verzweifeln. Und das leider nicht im positiven Sinne.

Ich habe schnell ins Buch gefunden und war recht schnell wieder in der Geschichte drin. Nach einem Prolog, in dem man zumindest etwas erfährt, was sich in Avas Leben getan hat, startet die Geschichte mit Avas Rückkehr nach Newport. Wie freiwillig diese ist, vermag ich nicht zu sagen, denn nach dem Prolog glaube ich, dass Avas nicht ganz so begeistert ist. In Newport hat sich vieles verändert, aber zugleich ist in einigen Aspekten auch die Zeit stehengeblieben. Unvermeidbar kommt es zum Aufeinandertreffen von Ava und Aiden, bei dem alte Gefühle hervorbrechen. Doch Ava hat gar nicht beabsichtigt, in Newport zu bleiben und verschwindet schon bald in einer Nacht- und Nebelaktion zurück nach Vancouver. Aiden reist ihr hinterher, denn er will sie nicht aufgeben. Können sie die Schatten ihrer Vergangenheit überwinden?

Es begann mit dem Aufeinandertreffen von Ava und Aiden. Drei Jahre, kein einziges Wort, ein Wissen und ein zurückgelassener Diego. Innerlich zerrissen und immer noch am Trauern. Und jetzt treffen sie wieder aufeinander. Ich habe mir diese Szene in so vielen Facetten ausgemalt – doch keine war so ernüchternd, wie das tatsächliche Aufeinandertreffen. Ok, nicht schlimm. Es muss ja nicht immer Mord und Totschlag, Tränen und Geschrei sein. Jeder verarbeitet so eine Situation ja anders. Aber irgendwie war in diesem Moment bereits das erste Lichtlein in mir erloschen. Wo sind die Ava und der Aiden aus Band 1? Zu dem Zeitpunkt habe ich mir noch eingeredet, dass sie sich einfach verändert haben. Doch bereits einige Seiten später musste ich mir eingestehen, dass es keine Charakterveränderung ist. Nein, vielmehr wirkt alles komplett weggebügelt. Aiden hegt gelegentlich leichte Zweifel, ob er einfach so weitermachen kann wie zuvor. Als Ava dann verschwindet und er ihr hinterherreist, dachte ich: Jetzt kommt Stimmung. Aber nein, auch hier erlischt das Feuer, bevor es überhaupt ansatzweise entfachen konnte. Wo sind die Emotionen, wo ist die Verzweiflung, wo ist das Durcheinander, was jene Schicksalsnacht hinterlassen hat? Einfach weg. Alles, was bleibt, ist ein wenig Sex hier und da, ein wenig angehauchtes und direkt begrabenes Drama. Keine Erklärungen, keine Rückblicke. Und dann kam für mich der größte Schock: Ein Zeitsprung von weiteren drei Jahren.

Ja, bereits nach knapp 80 Seiten springt die Geschichte weitere drei Jahre in die Zukunft. Sechs Jahre später insgesamt. Und was bleibt von Band 1? Nichts. Das meine ich gar nicht böse. Sondern vielmehr enttäuscht. Ich hatte so viele Fragen bezüglich Lilly, Avas Eltern, Avas Flucht nach Kanada, Aidens Leben in Newport. Auf keine einzige erhielt ich eine Antwort. Ganz im Gegenteil spielen die Themen Lilly und Avas Eltern nur noch eine Randrolle im Buch, als wäre die Erschütterung des Schicksals so belanglos gewesen, dass es egal wäre, es noch zu erwähnen. Und das war der Punkt, wo Frust kam. Ich wollte Newport Prince 2 lesen, um zu sehen, was passiert ist nach dieser Nacht. Doch was habe ich bekommen? Einen seichten Liebesroman mit überraschend viel Sex, einige lustigen Momenten unter Freunden, hier und da vereinzeltem Drama durch die Randcharaktere und als roter Faden der Geschichte geht es um die Frucht der Liebe von Aiden und Ava. Ist ja schön und gut, das Ganze. Aber es ist nicht das, was man möchte. Wofür man gekommen ist. So ging es zumindest mir. Die Handlung von Band 1 war so stark, überraschend, hat Emotionen in mir hervorgerufen. Band 2 plätscherte vor sich hin, konnte mich nicht mitreißen und die anfängliche „das wird schon noch“-Einstellung habe ich auch recht bald aufgegeben, als ich merkte: Nein, da kommt nichts mehr. Zwar gibt es wieder Ups and Downs in der Geschichte, die dieses Mal jedoch nicht so heftig ausfallen und wahrscheinlich größtenteils vermeidbar wären, würden Ava und Aiden miteinander reden. Aber die großen Gefühle, diese nagende Verzweiflung und naive Hoffnung, die ich in Band 1 verspürt habe, fehlt komplett. Und ich verstehe überhaupt nicht, wieso sich die Autorin für so eine 180-Grad-Wende mit Notbremsung entschieden hat. Es gibt einige nette Momente in der Geschichte, die sicher dem ein oder anderen begeistern werden, bei mir aber nicht im Herzen angekommen sind. Es ist fast so, als würde man eine komplett neue Geschichte lesen, ab dem Moment, wo die Geschichte 3 Jahre in die Zukunft springt, da bis auf minimale Bezugspunkte (etwa durch das Auftauchen eines Mädchens) gar keine Verbindung mehr zur Vergangenheit hergestellt wird.

Hierdurch hatte ich auch einige Probleme in der Beziehung von Ava und Aiden. Waren sie in Band 1 recht komplexe Charaktere und müssten sie nach dem Ende von Band 1 eigentlich ziemliche Päckchen mit sich tragen, merkt man davon in Band 2 irgendwie recht wenig. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich ihre Beziehung entwickelt oder sich die Dynamik zwischen den beiden verändert. Aiden bleibt übermäßig beschützend mit einem Hauch von Eifersucht, die ihn weiterhin impulsiv handeln lässt. Ava ist weiter Everybodys Darling und versucht, für alle dazusein. Aber es fehlte mir das Feuer der beiden und zwischen den beiden. Aiden und Ava sind nun mittlerweile etwas älter, gehen ihren Jobs nach bzw. studieren (was auch mehrfach angesprochen wird), aber zugleich fühlt es sich irgendwie gar nicht so an. Es ist zB so, dass Ava im Rahmen ihrer Forschungsarbeit zur Uni fährt und dann nach Hause kommt. Sie hätte genauso gut aber auch im Fitnessstudio sein können oder einkaufen. Die ganze Clique um Aiden bliebt omnipräsent und ging mir so manches Mal auch auf den Keks. Neu am Bord sind die Freundinnen von einigen der Jungs. Der Hund Diego und die Haushälterin Magda sind auch wieder mit dabei.

Das Ende. In Band 1 mein Highlight. Ich war schockiert und begeistert, sogar ein Stück weit verzweifelt und sauer. Das Ende von Band 2? Nichtssagend. Ich habe es zweimal gelesen, um zu sehen, ob ich etwas übersehen habe, missverstanden habe. Ich denke, die Autorin möchte einen angesiedelten Konflikt weiter ausbauen, bei dem ich aber gar nicht verstehe, wie der entstehen konnte und der für mich nicht greifbar ist. Daher schockt mich das Ende nicht und vor allem lässt es mich nicht verzweifeln. Es ist ein Ende. Punkt. Mehr nicht. Ich habe keine offenen Fragen, die mich nach Band 3 dürsten lassen. Und das finde ich wirklich sehr schade. Klar, einige Themen aus Band 2 sind noch nicht beendet, vor allem auch der rote Faden-Plot muss noch fortgeführt werden, aber irgendwie hat es mich nicht gecatcht.

Ironischerweise hat sich im Vergleich zu meiner Kritik an Band 1 viel getan. Störte mich der ewige Fokus auf Avas Brüsten, ist hier nichts mehr davon zu sehen. Dafür wirkt das Buch generell aber etwas sexueller. Kritisierte ich den kurzen Zeitverlauf in Band 1 und das „Zuviel“ an Geschehnissen, deckt Band 2 einen riesigen Zeitraum von 6 Jahren ab, präsentiert aber wenig Handlung. Waren mir die Charaktere im Band 1 zu reif für ihr Alter, wirken sie jetzt mit Mitte 20 zu jung. Das trifft vor allem auf die männlichen Nebencharaktere zu, bei denen ich das Gefühl hatte, sie sind in der Zeit steckengeblieben, denn sie benehmen sich einfach noch exakt wie damals. Es ist wirklich, als wäre alles genau das Gegenteil von dem, was Band 1 hatte. Und es verwirrt mich ungemein. Bin ich einfach zu schwer zufriedenzustellen?

Am Ende bleibe ich doch enttäuscht zurück. Waren meine Erwartungen zu hoch? Oder wollte die Autorin einfach etwas anderes, als ich mich gewünscht hätte? Ich weiß es nicht. Aber Newport Prince 2 war für mich leider nicht einmal ansatzweise so gut wie Band 1. Es ist eine solide Liebesgeschichte mit wenig Tiefe, ein wenig Drama und ganz viel Nebelbomben drumherum. Die Seiten werden gefüllt, doch sie erreichen weder mein Hirn noch mein Herz. Daher leider nur ein Buch, was ich zwischendurch gelesen habe, um für Band 3 vorbereitet zu sein. Es war für mich nicht stimmig als Fortsetzung zu Band 1, aber auch als eigenständiges Buch – wie es für mich zum Großteil wirkte -kann es nicht überzeugen.

Bewertung: ★★★☆☆

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Vertrieb überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]