280 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch am 18.06.2018 |
„Früher hatte ich nur meine kindliche Naivität. Heute… heute
habe ich die Waffen einer Frau. Er hat vielleicht die Knarre in der Hand, aber
ich habe die Kugeln.“
(Ivory in Silver Wings)
Worum geht’s?
Völlig am Boden mit kaum noch Geld in der Tasche sucht Ivory
auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit verzweifelt einen Job und stolpert
hierbei über eine Anzeige für eine Bardame in einem Stripclub. Im
höchstexklusiven „SIlver Wings“ wird ihr ein enormes Gehalt, eine unglaubliche
Unterkunft und üppiges Trinkgeld in Aussicht gestellt. Doch als Ivory sich für
den Job entscheidet, weiß sie nicht, dass sie sich schon bald zwei Personen aus
ihrer Vergangenheit stellen muss: der eine, den sie nicht vergessen konnte –
der andere, den sie um jeden Preis vergessen wollte. Und plötzlich beginnt für
Ivory ein Wettlauf um Leben und Tod…
Silver Wings ist Teil 1 einer Dilogie. Das Buch ist in sich
geschlossen, in Band 2 wird primär ein anderer Aspekt der Story beleuchtet, die
Charaktere aus Band 1 kommen jedoch vor.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover zum Silver Wings trifft den Nagel auf den Kopf.
Die Dame sieht aus wie Ivory, sie trägt das im Buch bezeichnete Tattoo und
wirkt auch sonst perfekt passend zum Buch. Es wirkt passend verrucht und dark.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Ich
habe das Buch zum Großteil am Stück gelesen. Der lockere und leichte
Schreibstil hat mich von der ersten Seite durch das Buch getragen und mich zu
jeder Zeit gut unterhalten. Ich habe sehr schnell in das Buch gefunden, die
sprachliche Varianz im Buch ist angemessen, ohne vulgär zu sein oder am
laufenden Band mit düsteren Worten um sich zu werfen. Die Geschichte wird
zeitweise aus Sicht von Ivory und zeitweise aus Sicht des männlichen
Protagonisten in der Ich-Form erzählt. Dies gewährte interessante Einblicke in
die Gedanken. Vereinzelt gibt es Rückblicke in die Vergangenheit, diese sind
durch entsprechende Kennzeichnung erkennbar.
Mein Fazit
Silver Wings wurde mir von einer guten Freundin empfohlen,
die weiß, dass ich gern auch mal ein Buch lese, was eher in Richtung Dark
Romance geht. Ich hatte bislang von der Autorin keine Bücher gelesen, der
Klappentext klang aber spannend und vor allem war die Grundidee der Story ungewöhnlich.
Das Buch fängt direkt mit Ivorys Bewerbungsgespräch im
Silver Wings an. Es hat mir sehr gefallen, dass die Geschichte ohne Umschweife
einsteigt, auch im Hinblick auf die doch eher geringere Seitenzahl. Bereits von
Anfang an konnte mich das Silver Wings faszinieren und ich wollte unbedingt
wissen, was hinter dem Club steckt und wieso Ivory dort so ein gutes Gehalt
bekommt. Ich hatte wirklich große Sorge, dass Ivory in etwas Böses stolpert. Der
Edel-Stripclub als Setting hat mir wirklich zugesagt und kam mir so bisher
nicht unter. Die Geschichte nimmt auch sehr schnell Fahrt auf, indem man den
Clubbesitzer kennenlernt und erfährt, dass Ivory ihn aus der Vergangenheit
kennt. Hier hat mir auch die Parallelstory aus der Kindheit sehr gefallen, die
mich gefesselt hat und von der ich unbedingt wissen wollte, wie sie und vor
allem, wieso sie für Ivory und den Clubbesitzer unterschiedlich endete. Ich
empfand das Buch durchweg als sehr spannend und phasenweise auch ziemlich
emotional. Je weiter sich die Geschichte entfaltet, desto mehr gerät man in
einen Sog: Wer ist gut, wer ist böse, ist Ivory in Gefahr oder ist sie in
Sicherheit? Zwar hat man zwischendurch immer wieder Vermutungen, wie Ivorys
Vergangenheit mit der Gegenwart verzahnt sein könnte, dennoch wurde ich an
einigen Stellen wirklich überrascht – teilweise auch von den grausamen
Erlebnissen, die Ivory durchmachen muss und musste.
Die Charaktere sind ebenfalls sehr gelungen. Ivory ist eine
starke, junge Frau, die schlagfertig sein kann, aber auch ihr Päckchen zu
tragen hat. Sie wirkte zu keiner Zeit wie ein zerbrechliches Mäuschen, aber
auch nicht wie eine komplett unpassende Wonderwoman. Ivory hat Fehler und sie
zweifelt auch zwischendurch, was sie für mich sehr greifbar macht. Der
Clubbesitzer als männlicher Protagonist erfüllt zwar einige Klischees, konnte
mich aber mit einer gesunden Mischung aus Herz und Härte vollkommen überzeugen.
Auch er war fehlbar und größtenteils kein Superman. Mit Liana als
Nebencharakter, der unglaublich witzig und herzlich, aber teilweise (positiv)
überdreht daherkommt, hat man zudem eine gute Figur, die hier und da den Leser
erklärend steuern kann oder überraschende Wendungen in der Geschichte
hervorbringt.
Positiv empfand ich, dass die Autorin nur verhältnismäßig
wenig Sex an geeigneten Stellen eingebaut hat, diese Szenen aber nicht
ausufernd über zig Seiten hat verlaufen lassen. Somit wirkt es nicht wie ein
Erotikroman mit ein wenig Action drumherum, wie es im Bereich Dark Romance
oftmals leider der Fall ist.
Leider lässt auf den letzten Seiten des Buches meine
Euphorie allerdings etwas nach. Hier nimmt die Geschichte im Hinblick auf das
Hauptproblem der Story absolut vorhersehbar ihren Gang. Hiermit kann ich aber
ganz gut leben, da das Ergebnis durchaus befriedigend ist. Beim finalen Ende
dürften sich die Geister scheiden: Es ist ein würdiges, vertretbares Ende – für
meinen Geschmack aber nicht ganz zur Geschichte passend.
Dennoch war ich alles in allem von Silver Wings wirklich
sehr begeistert und war traurig, dass das Buch nicht 200 Seiten mehr hatte. Ich
freue mich dafür aber auf Golden Cage.
**** es folgen im Weiteren mögliche Spoiler ****
Mir hat die Verbindung zwischen Ivory und West, dem
Clubbesitzer sehr gefallen. Die Rückblicke in die Vergangenheit haben mich sehr
traurig gemacht und umso faszinierender war es, dass beide in der Gegenwart
eine neue Chance bekommen haben. Hier hat die Autorin beste Arbeit geleistet,
dass ich Ivory und West ziemlich schnell verfallen bin und ein Happy End für
beide wollte.
Als Tristan auftrat, war ich Feuer und Flamme zu erfahren,
wer er ist und wieso West so Angst vor ihm hat. Dass er der Stiefvater von
Ivory ist, darauf wäre ich nicht gekommen und war total überrascht davon. Als
dann aufgeklärt wurde, dass er mit Ivory getan hat und inwiefern West sich
aufgeopfert hat für sie, war ich emotional wirklich am Ende. Als Tristan sie
dann entführt hat, was für mich auch durchaus überraschend kam, war mir aber
klar, dass West sie retten wird. Immerhin garantierte Tristans Tod beiden dann
einen verdienten Neuanfang, weshalb ich über West als vorhersehbaren weißen
Ritter hinwegsehen kann.
Was mir allerdings persönlich überhaupt nicht zugesagt hat,
war leider das Ende: Dass Ivory schwanger ist und mit West einen glücklichen
Neuanfang im Ausland startet und beide dann glücklich mit Zwillingen leben, war
dann doch etwas zu viel Happiness nach dieser doch dunklen Story und wirkte für
mich eher unglaubwürdig – es ist aber durchaus ein würdiges und verdientes Ende
für die beiden.