03.12.2024

Basma Hallak - Between my worlds (Kalima und Noi 1)

565 Seiten, erschienen als eBook und Paperback-Ausgabe im Knaur-Verlag am 02.09.2024
„Es ist ein sehr schmaler Grat zwischen Festhalten und Einsperren, glaube ich.“
(Eine Kapitelüberschrift in Between my worlds)

Worum geht’s?

Nachdem die erste Ausstellung der Berliner Fotografin Kalima in einem gigantischen Shitstorm endet, flieht sie nach Island. Mit sich im Gepäck: ihre Verlorenheit, ihre panische Angst vor Ablehnung, die sie seit einer Ewigkeit quält, und ihr Island-Bildband, den sie schon ein halbes Leben lang mit sich herumträgt. Als sie auf Nói trifft, den Jungen mit dem Faible für Blumen, spürt sie sofort eine tiefe Verbundenheit. Nói führt vorübergehend das Lokal seiner Eltern, und Kalima überredet ihn, sie einzustellen. Er bezahlt sie mit Touren zu Islands Naturwundern, bei denen die beiden sich näherkommen. Doch zwischen den Seiten von Kalimas Bildband lauern die Dämonen ihrer Vergangenheit. Und die stehen nicht nur ihrer Liebe im Weg, sondern auch ihrem Leben.

Between my worlds ist Band 1 der Kalima und Noi-Dilogie. Die Geschichte ist nicht abgeschlossen.

Inhaltliche Hinweise


Das Buch wird durch Kalima und Noi in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet potenziell triggernde Inhalte und thematisiert Alltagsrassismus.

Meine Meinung

Schon als das Buch angekündigt wurde, landete es ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Nicht nur, dass es sich um einen Own Voice Roman handelt, was ich immer sehr gerne lese um auch Einblicke in andere Gedankenwelten und Problematiken zu erfahren, mit dem Setting Island hatte man mich sofort. Dann ich war selbst kurz vor Erscheinen des Buches für längere Zeit dort und habe diese wunderschöne Insel und ihre Facetten für mich entdeckt. Aber leider entwickelte sich das Buch für mich zu einem zähen Lesespaß.

Die Geschichte beginnt mit Kalimas Flug nach Island, wo sie dann schon bald Noi kennenlernt. Wobei es Flucht wahrscheinlich besser trifft, denn Anlass ist eine schief gelaufene Veranstaltung und ihr Bedürfnis abzuhauen. Island ist ihr Ziel, weil sie einen Bildband dabei hat, den sie liebt. Was sie dafür nicht hat? Einen Plan und Geld. Kalima ist ein durchaus sympathischer Charakter und die Autorin überzeugt mit einem humorvollen, spitzen Schreibstil. Entsprechend haut die Protagonistin gerne auch mal einen Spruch raus, häufig auch in Situationen, die Alltagsrassismus thematisieren. Dies ist ein sehr präsentes Thema in dem Buch, was die Autorin mit einer wundervollen Greifbarkeit aufgegriffen hat und was mich an vielen Stellen auch zum Nachdenken gebracht hat. Die Autorin greift Kalimas Hintergrund immer mal wieder auf, ohne es jedoch zum Hauptpunkt der Geschichte zu erklären. Das führt dazu, dass es sich wunderbar natürlich anfühlt und dementsprechend der Alltagsrassismus und die zugehörige Gedankenwelt von Kalima den Leser umso härter treffen. In Island angekommen überredet sie nun Noi, sie in dem Lokal, welches er vorübergehend leiten muss, als Aushilfe anzustellen, obwohl sie keine Erfahrungen hat. Noi ist ebenfalls ein sehr sympathischer und ruhiger Charakter, der vor allem natürlich viel Wissen über Island und vor allem auch über Pflanzen in die Geschichte einbringt. Zwischen den beiden entwickelt sich langsam und behutsam eine Verbindung, die ganz zaghaft zu mehr wird und bei der vor allem Noi mit seiner sehr einfühlsamen Art fette Sympathiepunkte sammelt. Man muss bedenken, dass es sich bei der Geschichte um eine Slow Burn Romance handelt, entsprechend sagte entwickelt sich die Geschichte. Das hat mich aber gar nicht so sehr gestört, weil die Charaktere sehr sympathisch sind und die Autorin einen tollen Schreibstil hat.

Gleichzeitig habe ich mich aber immer wieder dabei erwischt, dass meine Gedanken abgeschweift sind. Die Autorin hat einen sehr bildlichen Schreibstil und wollte natürlich viele Facetten Islands einbringen. Manchmal habe ich mich hierbei gefragt, ob die Autorin eigentlich vor Ort war, denn viele Sachen rückten für mich recherchiert aber eben nicht erlebt, fast so als würde man eben Bilder beschreiben und nicht Erinnerungen. Hinzu kommt viel Kontext zum Thema Fotografie und Botanik, wodurch ich manchmal das Gefühl hatte, dass Noi und Kalima aus den Augen verloren wurden. Und dann kommen auch noch Kalimas zunehmende innere Unruhe und ihre Gedanken immer präsenter in den Vordergrund, was manchmal dann doch schon etwas bedrückend war und ich zeitweise das Gefühl hatte, auf der Stelle zu stehen beziehungsweise mich im Kreis zu drehen. Als dann das Ende kam und ich zu diesem Zeitpunkt fast 2 Monate an dem Buch gelesen habe, war ich irgendwie froh, dass das Buch zu Ende ist, obwohl ich die Geschichte grundsätzlich mochte. Ich weiß nicht, ob es vielleicht vor allem daran lag, dass ich im Island Bezug einfach mehr erwartet habe, aber das Buch hat mich von meinem Empfinden her etwas ratlos zurückgelassen. Ich weiß auch noch nicht, ob ich Band 2 noch lesen werde.

Mein Fazit

Between my worlds ist ein Buch, welches toll geschrieben ist, aber mich irgendwie nicht so ganz abholen konnte. Die Liebesgeschichte entwickelt sich zaghaft, aber greifbar. Das Setting wirkte mir zu steif, die Protagonistin teilweise gedanklich zu festgefahren.

Bewertung: ★★★☆☆

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]