23.04.2024

Liza Grimm - Unfollow me

384 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im Knaur-Verlag am 02.04.2024
„Die Welt der Tinte holte sich zurück, was ihr gehörte.“

(Hikrau in Unfollow me)

Worum geht’s?

Als die erfolgreiche Manga-Influencerin Toni eines Tages in New York von einer seltsamen Kreatur angegriffen wird, kommt ihr der charmante Hikaru zu Hilfe. Toni ahnt nicht, dass ihr Retter einer der erfolgreichsten Mangaka weltweit ist, denn Hikaru meidet die Öffentlichkeit. Was sie ebenfalls nicht weiß: Hikaru verdankt seinen Erfolg einer besonderen Gabe. Er kann seine Gefühle als Zeichnungen auf Papier bannen – doch dabei erschafft er auch Monster, die zum Leben erwachen. Über ihre gemeinsame Liebe zu Manga kommen Toni und Hikaru sich bald näher, ohne zu ahnen, wer der jeweils andere wirklich ist – denn seit Toni vor Jahren nur knapp einem Stalker entkommen ist, hält auch sie ihre Identität geheim. Als Hikaru dann jedoch etwas herausfindet, das ihn tief verletzt, fließen seine Zweifel und Ängste direkt in seine nächste Zeichnung …

Unfollow me ist ein Einzelband.

Inhaltliche Hinweise

Das Buch wird durch Hikaru und Toni in der Ich-Perspektive erzählt.

Meine Meinung

Letztes Jahr habe ich mich nach längerer Abwesenheit langsam wieder in das Fantasy-Genre begeben. Als ich auf der FBM die Programmvorstellung zu diesem Buch gesehen habe, war mir sofort klar, dass ich es lesen möchte. Die Idee, ein Mangasetting zu nutzen, um gezeichnete Monster real werden zu lassen, klang einfach unglaublich cool. Aber leider konnte mich das Buch dann nicht wirklich abholen.

Schon der Einstieg in die Geschichte fiel mir etwas schwer. Toni lebt recht zurückgezogen, nachdem sie vor einem Jahr einen Stalker entkam und seitdem mehrfach umziehen musste. Sie hat ihren erfolgreichen Buchblog aufgegeben und betreut jetzt offiziell andere Blogger, hat aber heimlich einen neuen Blog, bei dem sie sich um Graphic Novels und Manga kümmert und diese rezensiert, allerdings ohne ihr wahres Ich zu zeigen. Der Leser begleitet Toni bei einem Datingfail, erlebt mit ihr die Einführung in die Welt um Hikaru, erfährt wie sie über die Comicepisoden denkt. Eins nach dem anderen, ohne wirkliche Höhen und Tiefen. Gleichzeitig begleitet der Leser Hikaru, der ebenfalls zurückgezogen lebt und seine Identität geheimhält. Denn seine Zeichnungen entschlüpfen teilweise aus dem Papier und sind dann als reale Monster unterwegs, die er wieder einfangen muss. Hatte ich gedacht, dass es sich um etwas in die Richtung von Halluzinationen oder geisterähnlichen Zuständen handelt, habe ich nicht erwartet, dass reale, greifbare, sichtbare Monster herumlaufen und zB Sushi essen. Das sorgt natürlich dafür, dass die Öffentlichkeit sie sieht. Alles wird als Marketingaktion verkauft, aber Toni kann sich das nicht wirklich vorstellen. Bei einer schiefgelaufenen „Marketingaktion“, von aus Hikarus Feder ein Monster entsprang, was nun Toni heimsucht, da er von ihrer Rezension enttäuscht war, laufen sich Toni und Hikaru (als vermeintlicher Marketingmitarbeiter) real über den Weg – und fangen fortan an, etwas Zeit miteinander zu verbringen.

Das Problem? Alles fühlte sich so oberflächlich und flach an, dass sich viele Sachen für mich nicht erschlossen haben. Das Buch hat so viel Potenzial, aber schöpft wenig davon aus. Der Fantasy-Anteil ist niedrig, es gibt zwei, drei Monsterausbrüche, die aber eher actionlastig sind, da es darum geht, sie wieder einzufangen. Mir hat hier auch einfach die Logik gefehlt, dass die Leute ernsthaft glauben können, dass es sich um Marketing handelt, vor allem auch beim letzten Ausbruch des Buches. Gleichzeitig ist da die super-ultra-slow burn Lovestory, die sich zwischen Hikaru und Toni entwickelt, aber leider, ohne dass ich wirklich wusste, wieso. Die Autorin hat für mich zu wenig Gefühl, zu wenig Substanz in diese aufkeimende Beziehung gesteckt. Es fällt ein wenig unter „ist halt einfach so“. Bis zur letzten Seite wirkten beide für mich wie Zufallsbekannte, nicht wie Liebende. Oder vielleicht auch wie Zweck-Freunde, die zueinander gefunden haben, um die Monster einzufangen, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Die ganze Thematik, wieso teilweise die Monster aus Hikarus Zeichnungen entkommen, wird nur ganz wenig und auch nur am Ende kurz beleuchtet, was zeitgleich ein Stück weit zu einem offenen Ende führt. Selbst die Nebencharaktere wirkten so wahnsinnig konstruiert, dass ich bis zum Ende dachte, da kommt etwa im Hinblick auf den besten Freund von Hikaru noch ein Twist. Oder auch die Geschichte mit dem Stalker, die immer wieder angesprochen wurde, verläuft sich irgendwie im Sande, obwohl man dachte, es hat sicher einen Grund, dass es mehrfach angesprochen wird. Das Buch war leider zu wenig von allem: Zu wenig Erklärungen, zu wenig Fantasy, zu wenig Liebesgeschichte, zu wenig Tiefe.

Zum Abschluss möchte ich aber noch eine tolle Besonderheit des Buches erwähnen: Passend zur Geschichte gibt es über 100 Illustrationen im Buch. Und die sind wirklich unfassbar schön, vielseitig und ein wahrer Hingucker. Ich bin gar kein Printleser, aber in diesem Fall musste ich wirklich mal das Print lesen, um in die Welt einzutauchen. Eine coole, sehr passende Idee!

Mein Fazit

Unfollow me war eine tolle Idee, die für mich aber leider nur sehr oberflächlich umgesetzt wurde. Bis zum Ende dachte ich, dass da noch mehr kommt, wurde aber enttäuscht. Zu wenig Fantasy, eine wackelige slow burn Lovestory und leider zu wenig konstruierte Plots.

Bewertung: ★★★☆☆

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]