07.04.2024

Alexandra Flint - Lakestone Campus: What we fear (Lakestone Campus 1)

512 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im Ravensburger-Verlag am 29.02.2024
„Alles zog mich zu ihm. Alles, was mich ihn hatte wegstoßen lassen, zog mich jetzt direct zu ihm. Total widersprüchlich wie ein Systemfehler.”

(Harlow in Lakestone Campus 1)

Worum geht’s?

Harlow steht mit einem Bein im Gefängnis – denn um ihrem kleinen Bruder eine lebensrettende OP zu ermöglichen, hat sie ein milliardenschweres Bankkonto gehackt. Doch unerwartet bietet ihr der Leiter des Lakestone Campus in Seattle ein Stipendium und Sozialstunden an. Neu an der Uni hält Harlow ihre Vergangenheit geheim. Auch vor dem Literaturstudenten Zack, der aufgrund eines Gendefekts nicht sprechen kann. Aber nicht nur er kommt Harlow immer näher, sondern auch ihr ehemaliges Hackernetzwerk

Lakestone Campus – What we fear ist Band 1 der Lakestone Campus-Reihe. Die Geschichte um Harlow und Zack ist in sich geschlossen.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Harlow und Zack geschrieben.

Meine Meinung

Lange hat es gedauert, aber endlich ist auch mal eine hackende Protagonistin in einem Romance-Roman angekommen. Von der Autorin habe ich bisher noch nichts gelesen, aber aufgrund der Empfehlung von einer Freundin wollte ich der Reihe unbedingt mal eine Chance geben. Und es hat sich definitiv gelohnt.

Protagonistin Harlow hat einen kranken Bruder, der dringend eine OP benötigt hat. Wie wir alle wissen, ist Geld für medizinische Dienstleistungen in Amerika ein sehr heikles Thema und dementsprechend ist der Grundstein, dass Harlow mit ihren Hacker-Fähigkeiten und der Hilfe von einer Hackergruppe Geld geklaut hat, um diese lebensnotwendige OP zu bezahlen. Natürlich bleibt das nicht unentdeckt und so beginnt die Geschichte damit, dass Harlow eigentlich ins Gefängnis gehen sollte für ihre Verbrechen. Aber der renommierte Direktor des Lakestone Campus, einer Universität, die dafür bekannt ist junge Menschen mit besonderen Talenten zu fördern, kann für sie einen Deal aushandeln, dass sie fortan am Campus studieren soll und ihre Fähigkeiten für gute Sachen verwenden soll, dafür aber ihre Hacker- Vergangenheit und vor allem auch ihre Kontakte hierzu aufgeben muss. Doch wie es natürlich meistens so ist: die Vergangenheit holt einen meistens ein. Und so fordert der Chef von Harlows ehemaligen Hacker-Kollektiv für seine Unterstützung bei der Beschaffung des Geldes nun Harlows Hilfe für einen Trojaner, mit dem er in ein Bankensystem eindringen möchte, an. Hin und hergerissen zwischen ihrer neugewonnen Freiheit am Lakestone Campus und der Angst vor ihrem ehemaligen Hacker-Kollegen beginnt Harlow einen Spagat, der zunehmend zu einem katastrophalen Wirbelsturm wird. Die Geschichte um Harlow und das Hacking fand ich wirklich sehr interessant und auf vielen Ebenen cool gemacht. Natürlich ist die Geschichte in sehr vielen Aspekten auch vorhersehbar, aber in Kombination mit der doch sehr soliden Spannungskurve und auch im Hinblick darauf, dass es primär ein Romance-Buch ist, fand ich das jetzt nicht verwerflich.

Der andere Aspekt der Geschichte ist natürlich die erwartete Liebesgeschichte. Harlow lernt am Lakestone Campus nicht nur Freunde kennen, sondern trifft auch auf Zack. Zack ist ein wahnsinnig interessanter Protagonist, da er aufgrund eines Gendefekts stumm ist. Die Autorin zeigt vielfältig auf, wie herausfordernd das Leben für ihn ist, zeigt aber auch, wie viele tolle Möglichkeiten es mittlerweile gibt. Ich fand es fantastisch, wie sich Harlow auf Zack eingelassen hat und auch ihre guten Fähigkeiten dafür verwenden wollte, ihm das Leben zu erleichtern. Ich mochte auch Zack von Anfang an sehr, da er ein bedachter Protagonist ist und mit einer gesunden Portion Weitsicht, aber auch Empathie durchs Leben geht. Die sich langsam zwischen den beiden entwickelnde Anziehung fand ich wirklich süß, auch wenn hier sicher noch ein bisschen mehr möglich gewesen wäre. Man darf an dieser Stelle aber auch nicht vergessen, dass natürlich durch die Einführung des Lakestone Campuses als Handlungsort, die gesamte Hackergeschichte, Zacks Gendefekt und natürlich auch den Hintergrund beider Charaktere (Zack hat seine Schwester verloren bei einem Verbrechen) schon sehr viel Storymaterial mitgeliefert wird.

In einigen Punkten kann man vermutlich etwas Kritik üben, insbesondere was auch die Darstellung des Colleges ein wenig angeht. Hier waren einige Punkte, die ich irgendwie nicht so ganz verstanden habe. Eigentlich sind das ja alles Leute mit besonderen Talenten, aber irgendwie werden sie doch wieder in ein gewisses Korsett gezwungen, als wäre es eine durchschnittliche Lehranstalt. Auch hatte ich gelegentlich das Gefühl, dass die Autorin bei der Anzahl an Handlungssträngen ein wenig ins Schleudern geraten ist. Aber hier darf man eben auch nicht vergessen, dass es ein Reihenauftakt ist, der sehr viel zunächst erklären muss und erklären soll. Für meinen Geschmack merkte man dem Buch hier und da ein bisschen zu sehr an, dass es in der Tendenz eher Richtung Jugendbuch statt New Adult Buch geht, auch wenn die Bewerbung des Buches ausdrücklich New Adult ist. Es hat sich für mich nicht so angefühlt, aber das hat mich jetzt auch nicht übermäßig gestört. Ich werde auf jeden Fall für die Fortsetzung zurückkommen und hoffe, dass diese auch mal ungewöhnliche thematische Wege einschlagen.

Mein Fazit

Lakestone Campus – What we fear ist ein gelungener Reihenauftakt und kann mit dem Hacking-Hintergrund überzeugen. Die Liebesgeschichte ist süß, das Setting funktioniert und die Geschichte hat einen guten Spannungsbogen. Macht auf jeden Fall Freude auf mehr.

Bewertung: ★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]