416 Seiten, erschiene als eBook und broschierte Ausgabe im Heyne-Verlag am 15.11.2023 |
(Mallory zu Nolan in Check & Mate)
Worum geht’s?
Mallory Greenleaf hat sich geschworen, nie wieder Schach zu spielen. Denn das Spiel, das sie jahrelang geliebt hat, hat ihr zu viel genommen. Doch als ihre beste Freundin sie überredet, bei einem Wohltätigkeitsturnier einzuspringen, kann Mallory nicht ablehnen. Ein letztes Mal spielt sie – und besiegt versehentlich den amtierenden Weltmeister Nolan Sawyer. Nolan, der Schach auf ein ganz neues Level gehoben hat. Nolan, der dafür bekannt ist, dass er mit Niederlagen nicht gut umgehen kann. Nolan, der wahnsinnig gut aussieht. Mallory tut das Erste, was ihr in den Sinn kommt: Sie läuft weg. Doch Nolan spürt sie auf und lässt nicht locker. Er will unbedingt erneut gegen Mallory spielen. Doch sie kann nicht riskieren, sich noch einmal ins Schachspielen zu verlieben. Und in Nolan schon gar nicht …
Check & Mate ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Mallory geschrieben.
Meine Meinung
Als bekennender Fan von Ali Hazelwood war ich wahnsinnig gespannt, als ich erfuhr, dass sie dieses Mal Young Adult (oder Younger New Adult?) schreibt und auch ihren klassischen MINT-Bereich verlässt. Dass die Geschichte von Mallory aber in vielen Aspekten wieder aufgreift, wofür Ali Hazelwood einsteht, habe ich aber gar nicht erwartet. Und auch habe ich vom Klappentext her ein, sagen wir etwas anderes Setting, erwartet.
Denn Mallorys Geschichte klang für mich ein bisschen nach Schulsetting, alles Spaß und süß und so. Aber es ist ganz anders. Denn Mallory ist die Tochter des verstorbenen Schachgroßmeisters und hat selbst jahrelang erfolgreich gespielt, bis sie aufgrund ihres Vaters aufhörte. Wieso, erfährt man im Laufe des Buches und in einer kindlichen Art sind die Gedankengänge ein wenig nachvollziehbar. Jedenfalls lebt Mallory nun mit ihren zwei Geschwistern und ihrer kranken Mutter zusammen, hält die Familie zusammen, erzieht ihre Schwestern und erntet ein Stück weit laufend Undankbarkeit der beiden. Sie hat einen schlecht bezahlten Job, aber irgendwo her muss das Geld kommen. Jeder Cent wird zweimal umgedreht. Als ihre Freundin sie für ein Wohltätigkeitsturnier im Schach anfragt, lehnt sie ab, nur um sich am Ende breitschlagen zu lassen – und plötzlich läuft ihr ganzes Leben aus dem Ruder. Denn sie schlägt Nolan, den Schachweltmeister, bekommt ein Angebot vom Zugzwang-Schachclub und damit einhergehend ein gut bezahltes Stipendium. Ich dachte an dieser Stelle, dass es was kleines, lokales ist. Aber nein, wir reden hier von prestigeträchtigen Turnieren, Teamwettkämpfen und richtig professioneller Schachausbildung. Des Geldes wegen geht Mallory diesen Weg, den sie so sehr hasst, weil er sie an ihren Vater und damit an alles, was die Familie verloren hat, erinnert. Deswegen lügt sie zum Teil auch ihre Familie an, damit niemand weiß, dass sie Schach spielt. Klingt absurd, aber in der Gesamtheit der Geschichte macht es Sinn und vor allem passt es zum Charakter von Mallory, die mit 18 Jahren noch gar nicht so alt ist, aber zeitgleich extrem reif ist und ihre Familie am Leben hält.
Mallory ist ein komplizierter, liebenswerter Charakter. Ihr Herz liegt ihr auf der Zunge und sie weiß für sich einzustehen. Im Buch kommt immer wieder das begehrte Hazelwood-Thema auf, wie in männerlastigen Bereichen Frauen unterdrückt, belästigt und belächelt werden. So auch hier, wo der Leser dank Mallory erlebt, wie schwer sie es als Frau in der Schachwelt hat. Es waren interessante Einblicke, auch generell in die Schachwelt, die mir bisher so kein Begriff war. Das ist richtiger Profisport mit hartem Konkurrenzkampf. Was ich im Klappentext etwas irreführend finde, ist, dass impliziert wird, dass Nolan und Mallory Rivalen sind. Das stimmt aber so nicht. Auch ist Nolan nicht der angekündigte Bad Boy mit Temperament, sondern vielmehr ein junger Mann, der traumatisches erlebt hat, mit seiner Familie gebrochen hat und seitdem als Schachweltmeister durch die Welt gezerrt wird, dabei tut er nur, was ihm Freude bereitet. Nolan ist von seinen sozialen Umgangsformen vielleicht etwas zurückgeblieben, aber ich fand ihn sympathisch.
Ich mochte, dass die Autorin einen in Romancebüchern eher ungewöhnlichen Weg gegangen ist: Er ist Jungfrau, sie ist sexuell vielseitig. Er ist zurückhaltend, sie ist ein Wirbelwind. Und es funktioniert wunderbar, ich mochte die Dynamik zwischen den beiden, die Entwicklung der Geschichte und konnte vor allem Nolans Motive und Handlungen sehr nachvollziehen. Mallory reagiert manchmal etwas über und handelt teilweise etwas unbedacht, aber vor dem Hintergrund ihres Alters und ihres Lebens finde ich das vollkommen in Ordnung. Dennoch wollte mich die Liebesgeschichte nicht so ganz abholen, da mir doch ein wenig die Tiefe und das Gefühl fehlt, die Interaktionen der beiden sind in vielen Punkten von Unbeholfenheit geprägt. Ich habe mich aber gut unterhalten gefühlt.
Mein Fazit
Check & Mate ist ein süßes, quirliges Buch um Mallory und Nolan, die beide auf ihre Art in der Schachwelt gefangen sind. Die Liebesgeschichte hätte etwas mehr Gefühl vertragen können, die Rahmenhandlung und auch die gewohnte Kritik an der Rolle der Frau können aber überzeugen.
Bewertung: ★★★★☆
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]