06.03.2023

Ayla Dade - Like shadows we hide (Winter Dreams 4)

480 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im Penguin-Verlag am 18.01.2023
„Lass nicht zu, dass er dein Versagen erkennt. Gewähre ihm keine Sicht auf deine Fehler.“

(Harper über Everett in Like shadows we hide)

Worum geht’s?

Schon ihr Leben lang fühlt sich Harper in dem luxuriösen Anwesen ihrer Eltern wie in einem goldenen Käfig. Zu deren Verbitterung hat sie als Eiskunstläuferin an der renommierten iSkate in Aspen nur mittelmäßigen Erfolg. Als Harper dem attraktiven Olympiasieger Everett begegnet, schöpft sie zum ersten Mal Hoffnung, dass jemand endlich erkennt, wer sie wirklich ist. Doch diese Hoffnung vergeht so schnell wie eine Schneeflocke, als sich herausstellt, dass Everett ihr neuer Trainer ist. Eine Beziehung zwischen den beiden ist damit streng verboten. Harper spürt, dass Everett sich immer mehr vor ihr verschließt, um ihrer beider Karrieren nicht aufs Spiel zu setzen. Auch sie versucht, die Distanz zu wahren – obwohl alles, wonach sie sich sehnt, seine Nähe ist. Doch Harper ahnt nicht, dass Everett noch weitaus dunklere Gründe hat, sich ihn von ihr fernhalten …

Like Shadows we hide ist Band 4 der Winter Dreams Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Charaktere der Vorbände kommen vor, sodass Spoiler enthalten sein können. Vorkenntnisse sind nicht notwendig, aber hilfreich.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise

Das Buch wird durch Harper und Everett in der Ich-Perspektive erzählt und verläuft chronologisch, es gibt gelegentliche Rückblenden in die -Vergangenheit. Der Schreibstil ist locker, wortgewandt und angenehm zu lesen. Das Buch enthält erotische Inhalte und potenziell triggernde Inhalte aus dem Bereich häusliche und sexuelle Gewalt.

Meine Meinung

Mit der Winter Dreams Reihe hatte ich bisher sehr durchwachsene Erfahrungen. Band 1 gefiel mir gut, Band 2 leider so gar nicht und Band 3 war irgendwo in der Mitte. Dennoch wollte ich zum großen Finale und zu Harpers Geschichte noch einmal zurückkehren, da ich Harper bisher super interessant fand, man über sie aber so wenig wusste. Wieso ist sie so kühl und emotionslos? Dieses Rätsel wollte ich in Like Shadows we hide lösen. Ayla Dade hat ein Händchen dafür, komplizierte Charaktere mit vielen Ecken und Kanten zu gestalten, häufig scheiterte es für mich aber an der Tiefe. Und so war es leider auch hier.

Wie immer wird man mitten ins Geschehen geworfen. Eine Sache, die mich schon bei den Vorbänden gestört hat: Es dauert ewig, bis es eigentlich so wirklich losgeht. Harper ist ein wenig in der Stadt unterwegs, man erfährt ein wenig über ihr schreckliches Elternhaus, die strenge und verletzende Mutter. Es gibt viele lange Szenen der Stadtbewohner, Veranstaltungen, Treffen von Freunden. Und ganz ehrlich, gerade die Aufeinandertreffen der Clique waren unglaublich überdreht und anstrengend zu lesen. So extrem kam es mir in den Vorbänden nicht vor, aber zwischenzeitlich fand ich die Situationen einfach nur unglaublich platt. Manchmal kamen mir die Unterhaltungen wie zwischen Teenagern vor, es gibt flache Witze und richtig unangenehme Dialoge. Zwischendurch entführt Harper immer wieder in ihre Gedankenwelt, die kompliziert ist, da sie gelernt hat, keine Schwäche zu zeigen und durch den gewalttätigen Drill ihrer Mutter durchaus gebrochen ist. Irgendwann taucht dann Everett auf, der der Sohn des Stadtvorsitzenden William ist. Er bringt ein kleines Mädchen namens Alaska mit, worum er lange ein Geheimnis macht. Das erste Aufeinandertreffen von Harper und Everett endet mit Notlügen, sodass beide ihre Identität nicht offenlegen wollen. Irgendwie knistert es zwischen ihnen, Everett stößt sie aber immer sehr massiv von sich. Irgendwann (wie immer relativ spät im Buch) stellt sich dann noch heraus, dass er ihr neuer Eiskunstlauftrainer sein soll, da er Olympiasieger war, aber überraschend seine Karriere aufgegeben hat.

Und hier beginnt nun mein größtes Problem mit dem Buch: Dieses unglaubliche Ungleichgewichtig zwischen banalen, belanglosen Situationen, die teilweise cringe und überladen sind, und den wirklich interessanten, gewichtigen Themen. Sowohl Everett als auch Harper haben eine Geschichte, die so viel mehr Raum verdient hätte und mir viel zu spät und viel zu einfach und vor allem viel zu kurz abgearbeitet wurde. Dadurch fehlt die emotionale Bindung und die Möglichkeit, dass die Charaktere sich so wirklich entwickeln. Fast am schlimmsten fand ich auch, dass die Autorin teilweise fast schon taktlos mit der Situation umgeht. Es hat sich bei mir eine Szene eingebrannt, wo Harper wirklich übel von ihrer Mutter behandelt wurde, Harper regelrecht traumatisiert und zerbrochen ist – und dann nach einem anfangs beruhigenden Telefonat mit Everett eine Telefonsexszene entsteht. Ich bin ehrlich, ich empfand das als unglaublich befremdlich und hätte an der Stelle das Buch beinahe abgebrochen. Nur die Tatsache, dass ich sowohl sein Schicksal als auch die Hintergründe der Handlungen ihrer Mutter wissen wollte, hat mich weiterlesen lassen. An vielen Stellen fehlte mir der rote Faden, die Greifbarkeit der Geschichte. Es wirkte oft, als wäre die Autorin planlos, wie die Geschichte sich entwickeln soll und als hätte sie sich dann einfach für eine Partyszene oder irgendetwas vergleichbares entschieden.

Zu allem Übel kommt noch hinzu, dass ich das Gefühl hatte, Everett eigentlich gar nicht kennenzulernen, denn er stößt Harper und dadurch auch den Leser weit von sich, hält verschiedene Aspekte geheim oder ändert seine Meinung, ohne zu erklären, wieso eigentlich. Die Beziehungsentwicklung der beiden leidet hierunter sehr. Nach einer quasi Insta-Love Situation wusste ich nicht, wieso beide so sehr voneinander fasziniert sind. Schon bei Band 3 meinte ich, dass sich das Buch durch eine große Sprunghaftigkeit auszeichnet, auch auf der Handlungsebene, wo die Autorin mal sehr gute und detaillierte Szenen präsentiert, mal sehr schlichte und wenig greifbare. Band 4 ist nicht ganz so schlimm, aber hat dieses Problem auch weiterhin. Auch der Schreibstil ist mal ausufernd-mitreißend und mal fast schon plump und eher ein Mittel zum Zweck. Die Charaktere sind ebenfalls so, dass die Handlungen mal ausführlich beleuchtet werden und mal einfach etwas passiert, egal ob es Sinn macht. Ich habe mir zwischendurch wirklich gewünscht, dass sich die Autorin für die wichtigen Punkte Zeit nimmt, aber vieles wird zu sehr an der Oberfläche abgearbeitet. Denn die Ideen haben so unglaublich viel Potenzial und sind definitiv mal etwas anderes gewesen, vor allem Everetts Geschichte. Aber gerade diese emotionale Seite, diese komplexen Gedankengänge, gehen hier komplett verloren. Schwierig empfand ich auch die schnelle Abhandlung am Ende, wo ein wenig Erklärung hingeworfen wird, wieso Harpers Mutter so handelt, aber das war’s auch schon. Kein Aufarbeiten, kein Beleuchten. Das Buch wirkte am Ende ein wenig so, als sei der Autorin die Energie (oder die Lust) ausgegangen, aber immerhin wurden einige lose Enden noch verknüpft. Schade, dass das viele Potenzial des Buches nicht genutzt wurde.

Mein Fazit

Like Shadows we hide hätte sehr viel besser sein können. Leider verliert sich das Buch in vielen banalen Szenen, die wirklich guten Ideen kriegen wenig Raum und die Entwicklungen sind wenig greifbar. Die schwierigen Themen werden zu oberflächlich behandelt. Auch Everett und Harper konnten mich nicht abholen. Der Funke wollte absolut nicht überspringen.

Bewertung: ★★☆☆☆

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]