06.11.2020

Ava Reed - Madly (In Love 2)

416 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im LYX-Verlag am 30.09.2020
„Ich hoffe, irgendwann bin ich der Erste, den du fragst, wenn du Hilfe brauchst. Deine Wahl, nicht dein letzter Ausweg.“

(Mason zu June in Madly)

Worum geht’s?

Mason treibt June in den Wahnsinn. Immer wieder macht er ihr Geschenke und fragt sich um ein Date, doch June hat kein Interesse. Nicht weil Mason nicht toll wäre, oh doch, dessen ist sich June bewusst. Aber June hat ein Geheimnis und durch dieses fühlt sie sich in der Gegenwart anderer unwohl und denkt, jemand so perfektes wie Mason könnte sie eh nicht lieben. Blöd nur, dass er zu ihrer Clique gehört und sie zudem noch ein Praktikum in seinem Club anfangen muss, dabei will sie sich doch von ihm fernhalten. Vielleicht gilt ja die Devise „einmal ist keinmal“ und Mason lässt sie endlich in Ruhe, wenn sie mit ihm einmal in der Kiste war?

Madly ist Band 2 der In Love-Reihe, kann unabhängig gelesen werden und in sich geschlossen. Jedoch kommen die Charakter aus Band 1 und Band 3 vor, was für Spoiler sorgen könnte und bereits Fragen für die Folgebände aufwirft. Zum besseren Verständnis sollte man die Reihenfolge einhalten.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in weiß gehalten und zeigt den Titel, der widerum mit einigen roten und blauen feder- und rauchähnlichen Elementen verziert ist. Das Cover ist recht abstrakt, aber sehr schön und ansprechend, es passt vor allem auch gut zu Band 1 und 3 der Reihe. Nach einem Prolog springt die Geschichte zeitlich zurück und entwickelt sich fortan linear, wobei einige ausgewiesene Zeitsprünge vorkommen. Mason und June führen beide wechselnd als Ich-Erzähler durch die Geschichte. Jedes Kapitel startet mit einem kurzen Statement, das inhaltlich zum Kapitel und zu June und Mason passt. Der Schreibstil ist locker, humorvoll und leicht, das Buch lässt sich gut und angenehm lesen. Es werden zahlreiche Begrifflichkeiten aus dem Gaming verwendet. Das Buch enthält keine explizite Sprache, jedoch einige semiexplizite erotische Szenen.

Meine Meinung


Man nehme eine verrückte Clique, einige Liebschaften und jede Menge Humor – schon hat man eine gute Grundlage für die In Love-Reihe. In Band 2 geht es um Mason und June, die bereits in Band 1 mehr als ein Aufeinandertreffen hatten, was Mason verzaubert und June verzweifelt hat. Ich war sehr gespannt, was die Autorin in diesem Teil für die beiden bereithält.

Bereits von Anfang an ist klar: June wird es Mason nicht einfach machen. June trägt ein Geheimnis, was sie vor der Welt versteckt und was sie durch schlechte Reaktionen in der Vergangenheit so geprägt hat, dass sie nicht aus ihrer Haut kann. Schnell ist klar, dass dies auch einer der Hauptgründe ist, wieso sie Mason ständig von sich stößt. Denn der gutaussehende, nette Clubbesitzer hat viel Charme, ist verständnisvoll und so ganz anders als der Macho, wie ihn June sich vorgestellt hat. Nur kann June nicht glauben, dass jemand sie lieben könnte, wenn sie ihr Geheimnis offenlegt. Mason hingegen gibt alles, um June von einem Date zu überzeugen. Doch immer lässt sie ihn abblitzen. Auch als sie widerwillig in seinem Club als Praktikantin anfängt und beide mehr als einmal in eine kritische Situation geraten, zieht June jedes Mal den Stecker. Dabei ist Mason immer bemüht, sie nie unter Druck zu setzen oder zu aufdringlich zu sein. Was hat er an sich, dass June ihn so wegstößt? Er weiß es nicht. Und vor lauter Verzweiflung kommt ihm eine perfide Idee: Er will June eifersüchtig machen, damit sie merkt, wie sie wirklich über ihn denkt. Doch ist das eine gute Idee oder wird June ihn danach erst recht hassen?

Madly ist eines dieser Bücher, in das man einfach nur abtauchen kann. Von Seite 1 an kann es einen mitreißen, es einen gut unterhalten und es macht einfach nur Spaß, Seite um Seite zu lesen. Es ist keine schwere Kost, bei der es darum geht, möglich kompliziert die Herzen zu brechen oder mit vielen Twists für heftige Überraschungen zu sorgen. Nein, Madly ist eher darauf ausgelegt, dass man sich wohlfühlt, als würde man mit seinen Freunden abhängen und von ihnen ihre neusten Lebensgeschichten erzählt kriegen. Eine derart leichtfüßige, teils echt witzige Geschichte hatte ich nicht erwartet. Junes Geheimnis, was der Leser von Anfang an erfahren darf, schwebt zwar etwas über der Geschichte, es bestimmt aber meistens nicht die Handlung. Es geht viel eher um Wortgefechte zwischen June und Mason, zwischen Anziehung und June, die Mason immer wieder den eiskalten Wassereimer übern Kopf schüttet – metaphorisch gesehen, wobei bei ihrem Temperament definitiv auch mehr drin wäre. Man ist dabei, wie June sich im Club einfindet, ihr Praktikum absolviert und immer wieder in Versuchung gerät, wahlweise über Mason herzufallen oder ihn umzubringen. Wer jetzt mehr erwartet und sich mit so einer entspannten Story nicht zufriedengeben mag, der sollte vielleicht nicht zu diesem Buch greifen. Denn viel mehr kommt hier nicht. Es macht Spaß, es ist mitreißend und es ist unterhaltsam. Aber es ist kein Buch, was vor Tiefe und Herzschmerz trieft, auch wenn wichtige Themen angesprochen werden. So geht es etwa um Vergeben und Vergessen, aber auch um Selbstliebe und Selbstzweifel. Das Buch geht so schnell rum, man kann regelmäßig lachen und schmunzeln, man fiebert etwas mit und manchmal möchte man June auch schütteln. Doch vor allem hat man einfach eines: Spaß!

June und Mason sind zwei wirklich sympathische Charaktere, die aber auch ziemlich unterschiedlich sind. Mason ist das, was sich viele vermutlich als Bookboyfriend vorstellen. Gutaussehend, kommt aus reichem Haus, wollte sich aber lieber selbst etwas aufbauen. Er ist sportlich, liebevoll, herzlich und kümmert sich sehr um seine Freunde. Immer wieder versucht er, June von sich zu überzeugen und versteht nicht, wieso sie ihn abweist. Denn anders als in vielen Büchern ist Mason kein Weiberheld, der 20 Frauen an der Hand hat. Ganz im Gegenteil wird hiermit sogar von der Autorin noch vermehrt gespielt während der Geschichte. Mason konnte mich von Anfang an überzeugen, ich mochte ihn und seine Handlungen, sein reflektiertes Denken und die Art, wie er sich manchmal auch zum Hampelmann macht, um June von sich zu überzeugen. Herrlich erfrischend, dass in einem New Adult Buch mal der Typ das Mädchen erobern muss. June hingegen hat es mir gelegentlich etwas schwer gemacht. Sie ist etwas widersprüchlich ausgestaltet, so leidet sie sehr unter ihrer Unsicherheit und meidet Menschen, zugleich ist sie sehr outgoing, selbstbewusst und fast schon vorlaut. Es gab einige Szenen im Buch, wo ich sie ehrlich gesagt etwas anstrengend und teils kratzbürstig fand und ihr Handeln nicht immer nachvollziehen konnte. Da machte es mir oft nicht leicht, für sie mitzufiebern. Sicher gab es so einige lustige Situationen und auch Mason musste ordentlich schwitzen, aber manchmal wirkte es auch ungewollt kindisch und trotzig. Ich mochte Junes Art, sich wenig sagen zu lassen und für sich selbst einzustehen, aber manchmal was es für meinen Geschmack etwas zu überdosiert.

Die Lovestory zwischen Mason und June hat mir insgesamt gut gefallen. Sie ist davon geprägt, dass June „hard to get“ ist, weil sie einfach zu sehr davon überzeugt ist, dass niemand sie lieben könnte. Das denkt sie sich nicht aus, sondern es basiert auf einem Trauma aus ihrer Vergangenheit. Ich war so gespannt, ob und wie Mason ihren Panzer knacken kann. Mason ist sehr bemüht und lässt keine Möglichkeit aus, ohne dabei super aufdringlich zu sein. Diese Waage ist der Autorin wirklich gut gelungen. Man merkt die Anziehung zwischen den beiden und es fliegen die Fetzen, aber sprühen zugleich auch die Funken. Auch wenn June dann recht überstürzt ihre Ansicht wechselt, war es für mich glaubwürdig, nachvollziehbar und wirkte auch nicht, als wäre es von 0 auf 100. Zugleich aber merkt man eben auch, dass es eher um Anziehung und Verknalltsein, als um Liebe geht, weil hierfür einfach die Tiefe fehlt.

Denn im Wesentlichen beschränkt sich die Tiefe der Geschichte auf Junes Geheimnis und Junes und Masons Familienprobleme. Junes Geheimnis wird vor allem am Anfang und am Ende thematisiert, die Familienprobleme in der Mitte. Beide nehmen sich da recht wenig, denn die Familienverhältnisse sind kompliziert und vor allem von Desinteresse geprägt. Junes Eltern spielen hierbei eine noch untergeordneter Rolle, dass ich mir oft einfach gewünscht hätte, dass es mehr zur Sprache kommt und nicht nur hinsichtlich Junes Geheimnis angesprochen wird. Hier hätte für mich auf jeden Fall etwas gelegen, was mehr Aufmerksamkeit kriegen sollte, denn es verkommt etwas und wird irgendwann auch recht schnell durch Junes Entscheidung gegraben. Bei Mason spielt es eine größere Rolle, was vermutlich aber auch daran liegt, weil er sonst gar keinen Background gehabt hätte. Die Entwicklung der Geschichte um Masons Vater hat mir gut gefallen und auch hier hat mich wieder das reflektierte Verhalten sehr begeistern können, auch wenn hier genauso schnell ein Haken hinter gesetzt wird. Es ist etwas schade, weil im Buch so häufig über Junes Liebe zu Essen geredet wird, aufgeführt wird, was sie alles isst, wie oft mit dem Hund Socke gegangen wird, wie an der Bar gearbeitet wird, wie dort Veranstaltungen stattfinden – es gibt wahnsinnig viel Drumherum, was auch begeistern kann, vor allem auch was die Clique mit den anderen Protagonisten aus Band 1 und 3 betrifft. Zeitgleich ist der Fokus so aber auf eher belanglosen Dingen, während die treibenden Themen für mich etwas verkommen. Das Gleichgewicht hat für mich persönlich nicht so ganz gestimmt. Manchmal hatte das Buch Längen, was aber dazu führt, dass andere Parts zu schnell abgehandelt werden, so fühlte es sich zumindest an.

Etwas überfahren habe ich mich vom Ende gefühlt. Ich bin es gewohnt, dass immer auf den großen Konflikt hingearbeitet wird und so ist es natürlich auch hier. Doch das Tempo, mit dem die Autorin den Konflikt aufbringt, sich entwickeln lässt und ihn dann löst, das war etwas schnell. Wenn man bedenkt, dass das Buch zwischendurch immer wieder sehr entspannte Phasen und viel umfangreiches Drumherum hat, so kommt die Entwicklung doch zu kurz. Auch vor dem Hintergrund, dass auf wenigen Seiten fast eine komplette Wende durchgeführt wird und für June eine gigantische Entscheidung im Raum steht, die dann aber so undramatisch verläuft, wie der Leser es von Anfang an erwartet, muss ich sagen, dass ich das etwas mau fand. Von 0 auf 100 auf 0 zurück in wenigen Sekunden, das hätte das Buch gar nicht nötig gehabt.

Mein Fazit

Für mich war Madly ein richtig angenehmes Buch, welches mich mitreißen und gut unterhalten konnte. Es ist kein Buch, was mit einer übermäßig überraschenden Geschichte, vielen Twists oder überdurchschnittlicher Tiefe daherkommt, sondern vielmehr ein unterhaltsames, teils humorvolles und wirklich unterhaltsames Wohlfühlbuch um eine witzige Clique. Macht Spaß und ist toll für Zwischendurch!

Bewertung: ★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]