02.09.2020

Michelle Schrenk & Emily Ferguson - Touch my heart (New York Dreams 2)

283 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch im Montlake-Verlag am 28.07.2020
 „Man wünscht sich oft, die Zeit zurückdrehen zu können.“
(Lilian in Touch my heart)

Worum geht’s?

Lilian hat viel verbrannte Erde hinterlassen in Virginia Beach, als sie fluchtartig die Stadt verließ und nach New York ging. Hier findet sie eine Anstellung als Privatlehrerin für Haley, die bei einem schweren Autounfall ihre Mutter verloren hat und seitdem stumm ist. Doch ihr Vater Logan stellt strenge Regeln auf und Lilian ist sich unsicher, ob sie das Leben in diesem Haus lange aushält. Als sie aber Stück für Stück Haleys Fassade zu durchdringen scheint, öffnet sich auch Logan ihr etwas. Und gerade, als es so scheint, dass diese Anstellung das Glück in das Leben aller drei zurückgebracht hat, holt Lilian ihre Vergangenheit aus Virginia wieder ein…

Feel my Soul ist Band 2 der New York Dreams Reihe. Das Buch ist jedoch in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden.


Schreibstil / Gestaltung

Das verträumte Cover ist ähnlich wie das zu Band 1 wieder in verschiedenen Pastellfarben mit der New Yorker Skyline im Hintergrund und zahlreichen Lichtreflexen gestaltet, nur dieses Mal in warmen Tönen. Es wirkt sehr schön, ist zart und zum Genre passend. Das Buch wird ausschließlich von Lilian als Ich-Erzähler erzählt und verläuft linear. Der Schreibstil ist sehr flüssig und gut lesbar. Sprachlich bewegt sich das Buch im Bereich der (junge) Erwachsenen-Literatur. Das Buch beinhaltet wenige erotische Szenen, die jedoch nicht sonderlich explizit sind.

Mein Meinung

Nachdem mir bereits der Vorgänger Feel my soul gut gefallen hat und eine schöne Liebesgeschichte für einen tollen Nachmittag war, wollte ich auch unbedingt Touch my heart lesen. Die Geschichte erinnert entfernt ein wenig an „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ von Brittainy C. Cherry und ich war gespannt, ob das Buch auch ähnlich intensiv sein würde. Und das war es – aber in anderer Form.

Lilian ist gerade etwas Hals über Kopf nach New York gekommen. In ihrer Heimat Virginia Beach war sie als Lehrerin am College tätig, doch sie will nicht zurückschauen. Sie ist nach New York gekommen, weil sie ein Jobangebot als Privatlehrerin bekommen hat. Sie soll Haley, die nach einem schweren Unfall nicht mehr redet, die Gebärdensprache beibringen, damit diese auf eine Sonderschule gehen kann. Leider verpatzt Lilian bereits ihren ersten Eindruck, indem sie nicht nur zu spät, sondern direkt am falschen Tag kommt. Trotzdem einigen sie und Logan, der Vater von Haley, sich über eine Probezeit. Denn Logan ist kühl, streng und hat genaue Vorstellungen, was er von Lilian erwartet. Und neben Regeln wie „mein Leben geht dich nichts an“ verlangt er von Lilian auch, dass sie im Haus wohnt. Widerwillig lässt Lilian sich darauf ein. Langsam schafft sie es, Vertrauen zu Haley aufzubauen. Doch Logans strenge und kompromisslose Art torpedieren die Fortschritte immer wieder. Lilian merkt, dass sie nicht nur Haley knacken muss – sondern auch Logans Fassade durchbrechen muss, damit es für ihn und Haley noch eine Chance gibt. Das Problem dabei? Hinter seiner Fassade versteckt sich ein fürsorglicher, liebevoller Mann. Und schneller als Lilian gucken kann, beginnt ihr Herz in seiner Gegenwart schneller zu schlagen. Doch dann bringt ein Brief und ein Anruf aus Virginia Lilians Leben aus den Fugen…

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir etwas schwer. Man hat anfangs das Gefühl, bereits mitten im Geschehen gelandet zu sein. Lilian kommt nach New York und kommt schnurstracks zur Bar Jone’s, die in Band 1 eine zentrale Rolle spielte und auch hier immer wieder vorkommt. Es gibt so auch ein Wiedersehen mit einigen Charakteren aus Band 1 und man erfährt, was aus Tad und Mary geworden ist. Allerdings führte es für mich eben auch dazu, dass ich etwas brauchte, reinzukommen. Als sich Lilian zum Bewerbungsgespräch aufmacht, wirkt sie so verpeilt, planlos und hilflos, dass ich leicht genervt war. Generell fiel es mir anfangs schwer, ein Gefühl für Lilian zu entwickeln. Sie ist in meinen Augen teilweise vorlaut, wirkt hin und wieder unprofessionell und distanzlos. Daher war es für mich auch zunächst schwer begreifbar, wieso Logan, der auf strenge Regeln und deren penible Einhaltung viel Wert legt, Lilian eingestellt hat. So stand für mich die Geschichte anfangs auf wackeligen Beinen. Und ich muss auch zugeben, dass die Parallelen zu „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ ziemlich präsent waren, denn auch hier war die Konstellation ähnlich – das etwas überdrehte Mädchen, der kühle Junge, eine eigentlich unpassende Grundlage für einen Job, ein traumatisiertes Kind nach dem mütterlichen Unfalltod. Touch my Heart entwickelt sich dann aber für mich in eine ganz andere Richtung.

Denn nach einigen Anlaufschwierigkeiten holt mich Lilian recht fix ab. Klar, sie ist manchmal anstrengend und wirkt unbeholfen, aber ihre sehr empathische und herzliche Art gleicht dies aus. Der Umgang von ihr mit Haley, die anfangs nicht gerade leicht ist, ist einfach bestechend schön. Es zeigt, dass manchmal unkonventionelle Methoden mehr Erfolg bringen können und er erklärt, wieso Lilian eine so gute Lehrerin ist. Langsam entwickelt sich eine wirklich schöne Geschichte, in der es darum geht, wieder Freude zu empfinden, ein Licht in all der Trauer zu sehen und mit seinen Schmerzen zu leben. Denn vor allem Logan versteckt sich lange hinter der Fassade aus Trauer, die er niemanden wirklich zeigen mag. Lilian ist in der Lage, Stück für Stück seinen Panzer zu durchbrechen und ihm auch einen anderen Blickwinkel auf Haleys Zustand zu geben. Dies führt zu einigen wirklich schönen Szenen, die voller Lebensfreude sprühen. Die Botschaft, dass der Verlust kein Ende sein muss, ist präsent und toll umgesetzt. Natürlich gibt es auf dem Weg einige kleinere und größere Hindernisse, aber die Autorinnen haben sich dafür entschieden, eine süße Geschichte zu erzählen, in der es um Hoffnung und Heilung geht. Das führt zwar auch dazu, dass es keine großen Up und Downs gibt, das hat mich aber nicht gestört. Es war einfach eine süße Geschichte, die man genießen konnte.

Natürlich sind einige Aspekte im Verlauf recht vorhersehbar, deswegen sollte man keine zu großen Überraschungen erwarten. Auch hier kann ich nur sagen, dass es mich nicht gestört hat, weil hier definitiv der Weg das Ziel war. Es geht darum, wie Lilian sich auf Logan und Haley auswirkt, wie Vater und Tochter wieder zueinanderfinden – und wie empfindlich dieses Gleichgewicht gestört wird, als Lilians Vergangenheit sie einholt. Tatsächlich habe ich es von Anfang an gar nicht als drohendes Geheimnis wahrgenommen, dass bei Lilian etwas im Argen liegt. Es war zwar klar, dass in Virginia etwas gewesen sein muss, aber es war gar nicht so präsent, bis dann der Brief und die Anrufe kamen. Lilian schämt sich hierfür sehr und so schließt sie Logan, zu dem sie gerade eine Beziehung aufbauen konnte, aus. Das letzte Drittel des Buches befasst sich mit dem Thema. Ich hatte ein leichtes Gefühl, um was es gehen könnte, und lag hiermit auch richtig, jedoch war die Art und der Umfang des Themas für mich so nicht vorhersehbar und durchaus interessant. Auch nach Abschluss der Geschichte um Lilians Geheimnis spielt diese Situation jedoch noch eine Rolle. Und hier muss ich sagen, dass mich die letzten Irrungen und Wirrungen nicht so abholen konnten. Logan und Lilian waren bisher sehr kommunikative Charaktere, die an öfter aneinander geraten sind, und das leichte Drama der letzten Seiten hätte durch 1-2 simple Gespräche durchaus geklärt werden können. Zugleich zeigt es aber auch noch einmal, wie kompliziert ein Leben in der Öffentlichkeit sein kann und welcher Druck hier aufkommt. Dennoch empfand ich die letzten Züge des Buches als unbefriedigend. Es ging alles sehr schnell und ich hätte mir mehr Tiefe gewünscht, wenn es darum geht, den Konflikt zu lösen. Es wirkte einfach etwas zu abgehakt und plump. Generell hätte das Buch hier und da mehr Tiefe vertragen können, um emotional richtig abzuholen, die Autorinnen haben aber eher eine gewisse Leichtigkeit eingebaut, was letztendlich auch gut war, aber mich eben emotional auch nicht so hart getroffen hat. Es war für mich daher eher ein schönes, süßes Buch als ein ergreifendes, mitreißendes. Auch hatte ich am Ende ein wenig das Gefühl, dass noch offene Fragezeichen zurückgeblieben sind, so hätte ich mir etwa ein paar Infos zum Unfall gewünscht oder was zB aus gewissen Personen geworden ist. Es war das erste Mal der Fall, dass ich mir einen Epilog gewünscht hätte.

Zu den Charakteren muss ich sagen, dass Lilian anfangs etwas anstrengend war, aber schnell einen Weg in mein Herz fand. Sie ist sympathisch und sehr herzlich, manchmal zwar auch etwas übergriffig, aber alles aus guten Gründen. Ich hätte sie gern etwas besser kennengelernt, ihr Charakter war aber nicht sehr vielseitig ausgestaltet. Gleiches galt für Logan, von dem ich recht wenig erfahren durfte neben seiner Trauer, seiner Vaterliebe und seiner Hilfsbereitschaft. Haley ist ein wahres Goldstück, ich muss aber auch sagen, dass sie an vielen Stellen älter als 7 Jahre wirkte und mich das manchmal bisschen verwirrt hat. Es gibt noch einige Nebencharaktere, von denen besonders die Nachbarin Maggie als liebevolle Hilfsperson erwähnenswert ist. Es sind alles sehr nette Charaktere, die allesamt aber auch recht einseitig und zweckmäßig ausgearbeitet sind.

Im Buch enthalten sind wenige Intimszenen. Diese werden durchweg eher kurzgehalten und sind auch nicht sonderlich explizit geschrieben. Sie stehen teilweise vor allem für die Entwicklung der Beziehung und die Heilung, die beide Protagonisten auf ihrem Weg erfahren sollen. Sie runden das Buch durchaus stimmig ab, ohne unangenehm oder unpassend zu sein.

Mein Fazit

Am Ende ist Touch my heart ein wirklich schönes Buch, das sich mit den Themen Hoffnung und Heilung befasst. Es ist eine süße und schöne Geschichte, die sich nicht zu sehr auf emotionale Verstrickungen konzentriert, sondern eher mit positiven Momenten überzeugen möchte. Vereinzelt hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht und das Ende ging mir zu fix und brachte zu wenig Klärung. Davon abgesehen konnte mich das Buch aber überzeugen und es ist ein wirklich gutes Buch für einen entspannten Abend.

Bewertung: ★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]