16.01.2020

Katie Weber - Kingsfall (Prestige 1)


340 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch am 12.01.2020 als Selfpublisher
„Du würdest dich wundern, was manche Menschen bereit sind zu tun, wenn du ihnen genau das gibst, wovon sie schon immer geträumt haben.“ 
(Kaylan zu Savannah in Kingsfall)

Worum geht’s?

Sie ist gekommen, um die Wahrheit herauszufinden. Nichts als das Wahrheit. Denn Savannah glaubt nicht daran, dass der Tod ihrer Schwester Selbstmord war. Und so führte ihr Weg sie an die BU und zu Kaylan King, dem geheimnisvollen Anführer einer geheimen Studentenverbindung namens Prestige. Von Anfang an ahnt Savannah, dass er mehr weiß. Aber wie soll sie an Informationen herankommen? Und vor allem: Wieso schlägt ihr Herz in seiner Gegenwart jedes Mal schneller?

Kingsfall ist Band 1 der fünfteiligen Prestige-Reihe. Die Geschichte um Kaylan und Savannah ist in sich geschlossen, die Rahmenhandlung um Prestige wird jedoch in den Folgebände fortgeführt.


Schreibstil / Gestaltung

Das recht schlichte Cover ist in dunklen Farben gehalten und wirkt geheimnisvoll und düster. Es hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt und passt für mich gut zu Kingsfall. Die Geschichte wird nach einem kurzen Prolog chronologisch erzählt, abwechselnd aus der Sicht von Savannah und Kaylan in der jeweiligen Ich-Perspektive. Die jeweiligen Kapitel verfügen über eine Überschrift mit dem Hinweis, wer erzählt. Das Buch endet zudem mit dem Prolog von Band 2. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr angenehm und gut lesbar. Ich habe das Buch in einem Zug gelesen. Sprachlich liegt das Buch auf einem normalen Niveau für New Adult Bücher, die Sätze sind nicht sonderlich komplex und daher kommt man leicht durchs Buch. Das Buch enthält keine expliziten Erotikszenen, es gibt jedoch einige Flüche und Kraftausdrücke.

Mein Fazit

Ready or not, here they come. Lange habe ich auf Prestige gewartet und endlich durfte ich Kingsfall in den Händen halten. Durch zahlreiche Schnipsel und den Klappentext war ich bereits von Anfang an sehr angefixt und wollte das Buch unbedingt lesen. Bisher konnte mich die Autorin mit all ihren Geschichten und vor allem ihrer New Adult Reihe „Wrecked“ stets überzeugen. Jetzt sollte es also ans College gehen und direkt in eine geheime Studentenverbindung, die wohlmöglich etwas mit dem Tod von Savannahs Schwester zu tun hat? Ich bin dabei!

Sav ist sich sicher, dass sie die Antworten zum Tod ihrer Schwester bei Prestige finden wird. Umso passender ist es, dass sie Kaylan King direkt zu Beginn in die Arme läuft – oder eher fällt. Kaylan erkennt sofort den Sturm in ihr und merkt, dass sie das sein könnte, was Prestige sucht. Also entscheidet er sich, ihr als Anwärterin eine Chance zu geben. Für Sav tut sich damit die perfekte Gelegenheit auf, ins Innere vorzudringen und Informationen zu sammeln. Sie ist sich zunehmend sicher, dass Prestige etwas mit Samanthas Tod zu tun hat. Doch in Prestige spaziert man nicht so einfach rein. Und so muss sich Sav einigen Tests unterziehen. Ihr schwerster Test wird dabei aber sein, nicht ihr Herz an Kaylan zu verlieren. Denn sie ist sich nicht sicher, ob der König der Verdammten nicht auch ihre Verdammnis sein könnte… Wird sie die Puzzleteile finden, um ihre Theorie zu untermauern, dass Samanthas Tod kein Selbstmord war? Oder wird sie sich dabei die Finger verbrennen?

Die zwei primären Handlungsstränge – Sams Tod und Kaylans unglaubliche Anziehungskraft – sind energiegeladene Storylines, die sich durch das ganze Buch ziehen und unweigerlich miteinander verbunden sind. Und hier liegen viele Geheimnisse, die es nach und nach zu erkunden gilt. An vielen Stellen musste ich schmunzeln, einfach weil die Aufeinandertreffen von Kaylan und Sav so elektrisierend sind, dass man manchmal nicht weiß, ob sie sich an die Gurgel oder an die Wäsche gehen wollen. An anderen Stellen war das Geschehen wie eine eiskalte Dusche, so gnadenlos und unerwartet wurden einem die Enthüllungen entgegen geschleudert. Es bleiben einige Fragezeichen, während andere Aspekte aufgelöst werden oder teilweise Platz für neue Spekulationen lassen. Da wird noch einiges kommen. Immer wieder kommen aber auch gefühlvolle Passagen, die mit teils traurigen Erkenntnissen die Geschichte abrunden. Auf jeden Fall ist Kingsfall oftmals überraschend. Viele Aspekte entwickeln sich ganz anders, als man erwartet. Vieles ist anders, als es scheint. Und hinter allem steht die Erkenntnis: Die Autorin hat nie etwas anderes behauptet, als das, was sie abgeliefert hat. Denn alle Erwartungen entstehen durch Vorurteile, bekannte Klischees und eigene Interpretation. An vielen Stellen wird der Leser indirekt auf falsche Fährten geleitet, weil er sich seinen eigenen Reim macht. Angefangen mit der Frage, wieso Prestige so geheim und exklusiv sein soll, über die Erwartungen an die Prestige-Jungs als wandelndes Badboy-Klischee bis hin zu den Aufnahmeritualen und der Beteiligung von Prestige an Samanthas Tod. Ich hatte eine feste Vorstellung davon, was da gespielt wird. Und sie war einfach nur falsch. Auf so vielen Ebenen, in so vielen Facetten. Und wieso? Weil die Autorin nicht einfach blindlings Klischees bedient, sondern sich etwas bei ihren Büchern denkt. Und daher verläuft das Buch unvorhersehbar, überraschend und vor allem auch mit viel Tiefgründigkeit. Denn Prestige handelt aus bestimmten Gründen so, wie sie es tun. Sicher wird so mancher Leser es langweilig oder weichgespült finden, aber hey, wir sind hier auch im New Adult Genre und nicht in der Dark Romance Ecke.

Macht Platz, Jungs. Hier kommt Savannah. Und verdammt, Savannah muss sich nicht verstecken. Sie ist keine süße Maus, die ihrem Traumprinzen hinterherjagt. Sie weiß, wieso sie an die BU gekommen ist. Sie weiß, was sie will. Und sie ist verdammt klug. Sie glaubt an das Gute, ohne naiv zu sein. Kaylan und die anderen Jungs können ihr nicht so schnell etwas vormachen. Sie weiß definitiv, wie sie die Jungs in Schach halten kann. Sie ist taff, gibt Konter und schmilzt nicht sofort, wenn Kaylan vor ihr auftaucht – was aber nicht heißt, dass sie unter seinen Berührungen nicht auch Feuer fängt. Zugleich hat Savannah Tiefe und wirkt sehr sympathisch. Kaylan hingegen? Den, da war ich mir unendlich sicher, habe ich schon 100x in Büchern getroffen. Arrogant, gutaussehend, denkt von sich selbst der Mittelpunkt der Erde zu sein, böse, liebt es zu spielen, macht auf dicke Hose. Der klassische Fall des geborenen College-Badboys halt. Oh, wie sehr habe ich ihm unrecht getan. Denn Kaylan ist vieles, aber sicher kein Klischee. Er ist besonnen und empathisch, ein wahrhaftiger Denker und Analytiker. Hinter einer Fassade, die er sich nicht selbst aufgebaut hat, sondern die durch Vorurteile und das Zutun Dritter entstanden ist, befindet sich ein vielschichtiger Charakter mit Raffinesse und Herz. Er war für mich die größte Überraschung an diesem Buch, weil er so gar nicht hält, was man von ihm erwartet. Sicher, er ist wahnsinnig heiß, aber alles Weitere, was man ihm zuschreibt, entspringt der eigenen Fantasie und Erwartung. Damit reduziert man Kaylan unfairerweise auf einen Stereotypen und wird im Buch dann immer wieder eines Besseren belehrt. Zudem gibt es einige Nebencharaktere, die sicher später ihren eigenen Band kriegen werden. Die Prestige-Jungs

Kaylan und Savannah zusammen sind ein Fest für die Sinne. Man kann von Anfang an die Spannung zwischen den beiden spüren und wie sie sich Stück für Stück von Skepsis zu Bewunderung entwickelt. Die beiden spielen ihre ganz eigene Fassung von Katz und Maus, mit stetig wechselnden Rollen. Ein Blick von Savannah hier, Kaylan verliert den Verstand. Eine Berührung von Kaylan dort, Savannah geht in Flammen auf. Die Anziehungskraft der beiden ist so greifbar und präsent, dass man das Knistern regelrecht hören kann. Das unglaublich Faszinierende dabei? Das Buch verzichtet komplett auf Sex und dennoch liegt eine hochgradig explosive, erotische Energie in der Luft. Das hat sogar deutlich mehr Spaß gemacht, als wenn die beiden in die Kiste springen.

Es gibt jedoch eine Sache, die sicher den ein oder anderen in den Wahnsinn treiben wird. Ich war mir selbst anfangs nicht sicher, ob ich damit zufrieden bin oder es mich stört. Wer die Bücher der Autorin kennt, der weiß, dass sie nach hinten hinaus kein unnötiges Drama und Rumgeeiere mag. Bisher habe ich das sehr geschätzt und gemocht, vor allem bei der Wrecked-Reihe. Hier bei Kingsfall hat es mich in den Wahnsinn getrieben. Denn die Geschichte entwickelt sich, nimmt unfassbar an Fahrt auf, es gibt Enthüllungen, Erklärungen und Überraschungen – und dann ist Schluss. Ich war überrumpelt von dem abrupten Ende. Es war, als wäre ich mit 100 km/h gegen eine Mauer gefahren. Zwar wird als kleines Betthupferl noch der Prolog von Band 2 (Knightrise) mitgeliefert – oder wie ich es nenne: Die Endstufe der Folter, weil hierdurch hochgradig fieses Ende - aber das ändert nichts daran, dass ich das Gefühl hatte, ich brauche noch ein oder zwei Kapitel. Ich habe etwas gebraucht, mich davon zu erholen, dass es vorbei war. Und ich weiß, dass dieses Gefühl hauptsächlich daher kommt, dass ich so begeistert war und deswegen unterschwellig enttäuscht war, dass das Buch vorbei ist. Mit etwas Abstand ist dieses Gefühl vergangen, denn ich weiß, dass wir Sav und Kay wiedersehen werden und zudem noch vier weitere Bände darauf warten, uns mehr über Prestige zu verraten. Es ist Band 1 und damit ist auch klar, dass es ein Ende haben muss, bei dem noch viel offen bleibt. Ein kleines Airbag hätte ich mir dennoch gewünscht.

Insgesamt war Kingsfall für mich dennoch ein unglaublich starker und in einigen Punkten unerwarteter Auftakt einer vermeintlich klischeehaften, aber tatsächlich in vielen Punkten überraschenden College-Reihe, die bereits jetzt mit interessanten Charakteren und einer spannenden Rahmenhandlung daherkommt. Ich kann es kaum abwarten, mehr über Prestige, die anderen Mitglieder und Samanthas Rolle in und für Prestige zu erfahren. Ich bin überzeugt, dass hier noch viele Twists kommen werden und freue mich auf ein baldiges Wiedersehen an der Baylor University, mit dem King, dem Knight, dem Reign, dem Throne und dem Crown. Und natürlich mit der Queen.


„Ryder Crown hatte recht. Savannah war längst die Königin unserer Verbindung (…) Sie war meine verdammte Königin.“ 
(Kaylan in Kingsfall)

Bewertung: ★★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]