28.01.2020

Julie Johnson - Faded: Dieser eine Moment (Faded 1)

368 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im LYX-Verlag am 20.12.2020
 „Ich will Erinnerungen mit ihr schaffen. Ich will sie kennenlernen. Ihre Geheimnisse. Schicht für Schicht enthüllen. Sie entblößen. Nicht ihren Körper. Ihre gottverdammte Seele.“
(Ryder über Felicity in Faded 1)

Worum geht’s?

Felicity ist nach Nashville gekommen, um ihrer Vergangenheit zu entfliehen. Sie ist nicht da, um berührt zu werden, denn Ruhm kennt sie und den mag sie nicht. Sie will nur ihre Lieder schreiben, kellnern und vor den Schatten fliehen, die sie jagen. Ryder hingegen ist in Nashville aufgewachsen. Sein einziger Wunsch ist es, aus der Stadt herauszukommen, vorzugsweise nach LA, mit einem Plattenvertrag. Als beide aufeinandertreffen, ist dort eine unerklärliche Anziehungskraft. Aber wie sollen sie zueinander finden, wenn der eine um jeden Preis gehen, die andere aber um jeden Preis bleiben will?

Faded – Dieser eine Moment ist Band 1 der Faded-Dilogie. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und wird fortgesetzt.


Schreibstil / Gestaltung

Das zurückhaltende Cover zeigt einen Oberkörper mit einem Gitarrenhals sowie einige Lichtreflexe. Das Cover passt sehr gut zum Buch und wirkt stimmig, sowohl zum Genre als auch zum Inhalt. Das Buch verläuft (bis auf wenige Zeilen am Anfang, die die fortlaufende Geschichte als „zwei Jahre zuvor“ einordnen) linear mit den wechselnden Ich-Erzählern Felicity und Ryder. Wer erzählt, ist entsprechend übertitelt, allerdings merkt man auch an der Erzähl- und Denkweise deutlich, wer aktuell erzählt, denn insbesondere Ryder entführt den Leser in eine Welt, die von Unzufriedenheit geprägt ist. Der Schreibstil ist flüssig, gut lesbar und etwas kantig, was zu den Protagonisten passt. Zugleich ist der Schreibstil sehr bildlich und mit vielen Metaphern ausgestattet. Das Buch beinhaltet erotische Szenen, die jedoch sehr niveauvoll geschrieben sind.

Mein Fazit

Schon wieder ein Rockstar-Romance-Buch? Absolut! Denn davon kann ich einfach nicht genug haben. Sehr gespannt war ich auf die Faded-Dilogie, zugleich ist es mein erstes Buch der Autorin.

Das Buch startet mit Felicity, die nach Nashville kommt und erzählt, wie Ryder ihr Untergang war und weiterhin ist. Wieso, das wird der Leser wohl in Band 2 erfahren, denn jetzt springt die Geschichte zwei Jahre zurück – zu Felicity, die gerade frisch nach Nashville gekommen ist, mit einem falschen Ausweis, keinen Ambitionen berührt zu werden und auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Als sie in einer Bar vorspricht, um dort als Kellnerin anzufangen, bekommt sie den Job und trifft so auf Ryder, der als Mitglieder einer Band dort singt. Felicity hat sich geschworen, nie etwas mit Musikern anzufangen. Aber aus irgendwelchen Gründen ist dort eine Anziehungskraft zu Ryder. Ryder, der missmutige Backgroundsänger der Band, möchte Nashville unbedingt verlassen. Er hasst den Ort und das, was er damit verbindet. Er will Freiheit und denkt, diese wird ihm ein Plattenvertrag geben können. Und dann trifft er auf sie, Felicity, die neue Kellnerin im Nightingale. Irgendetwas fasziniert ihn an ihr und langsam entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden. Doch als dann endlich Ryders Chance kommt, sein Leben zu ändern, muss er sich fragen: Gehen oder bleiben? Und als Felicitys Vergangenheit sie einholt, muss auch sie sich fragen: Ist Nashville wirklich der Ort, an dem sie bleiben kann und will?

Rockstar-Romance-Bücher sind normalerweise Bücher, bei denen ich viel leide und die ich auch gerade wegen der edgy männlichen Protagonisten sehr mag. Auch hier ist Ryder genau das, was man erwartet. Das Problem? Man fühlt es aber nicht so wirklich. Dadurch wirkt die Story manchmal etwas unrund und es fehlt die Tiefe. Wieso verlieben sich beide ineinander? Wieso hat Felicity die Macht, Ryders Ziele zu ändern? Wieso hat Ryder die Macht, Felicitys Überzeugungen zu zerstören? Hier fehlte sehr viel. Es ging zu schnell, es war zu perfekt, es war einfach nicht so wirklich greifbar. Beide haben eine sexuelle Anziehungskraft, aber wie wurde daraus mehr? Diese Frage blieb für mich bis zum Ende offen und dabei ist gerade diese Frage auch hochgradig relevant für einige Entscheidungen, die hier getroffen werden.

Storytechnisch hatte das Buch viel, aber zugleich auch wenig zu bieten. Es gab die ein oder andere Überraschung, vor allem im Storyaufbau (so kam bei der Hälfte des Buches eine typische Cliffhanger-Situation, die aber direkt aufgelöst wurde). Zugleich gab es vom Input her einige Themen (Felicitys Vergangenheit, der Grund für Felicitys Entscheidung nach Nashville zu kommen und eventuell Nashville wieder zu verlassen, Ryders familiäre Probleme), die irgendwie unfertig wirkten, etwas willkürlich eingeflochten rüberkamen und gleichzeitig mehr Seiten benötigt hätten, um sich komplett zu entfalten. Bei einigen Plots sind noch Fragen offen, die hoffentlich in Band 2 kommen, ansonsten wäre ich sehr enttäuscht, dass die Themen unfertig sind – insbesondere im Hinblick auf Felicitys Vergangenheit und die Gefahr, die hiervon ausgeht. Manchmal wirkte das Buch daher etwas wie „nichts Halbes und nichts Ganzes“, was sehr schade war und dem Buch auch nicht gerecht wird. Andere Themen, wie zB Ryders Gedankenwelt rund um Ruhm und Freiheit, waren sehr gut aufgebaut und haben mich fasziniert.

Felicity und Ryder sind interessante Charaktere, die aber etwas mehr Tiefe verdient hätten. Felicity ist 18, vom Leben gezeichnet, auf der Flucht und in permanenter Angst. Das wird aber im Laufe immer weniger relevant und verblasst im Hintergrund. Ryder ist hochgradig unzufrieden mit seinem Leben, will raus, will berührt werden und einen Plattenvertrag, mit dem er Freiheit verbindet. Es muss einige harte Lektionen im Buch lernen. Er wirkt recht ruppig und etwas unnahbar. Ryder ist in dieser Geschichte sicher kein Sympathieträger. Er hat ein ausuferndes Sexleben, trinkt regelmäßig, ist unzufrieden und schlägt auch gern verbal um sich. Zugleich ist er eine ruhelose Seele, die Freiheit sucht, aber nicht findet. Es gibt dank ihm einige Einblicke in eine Scheinwelt der Musikindustrie, die ihn krankmacht und zu Problemen führt. Aber bei beiden Charakteren hatte ich das Gefühl, sie können sich nicht so unbedingt entwickeln. Das war sehr schade. Die wenigen Randcharaktere waren stimmig eingebunden und hatten ihre notwendige Relevanz.

Das Ende hat mir sehr gut gefallen. Für eine Dilogie war klar, dass ein Cliffhanger hermuss. Dabei wird meist stark übertrieben. Hier fand ich das Ende sehr stimmig und definitiv passend, ohne überzogen zu sein. Insbesondere mit dem Anfang, der etwa zwei Jahre später spielt, stellen sich hier viele Fragen, deren Antwort man nur zu gern in Band 2 suchen wird. Hoffentlich wird hier auch mehr Tiefe für die Beziehung mit auf den Weg gegeben.

Rockstar-Romance-Bücher sind normalerweise Bücher, bei denen ich viel leide und die ich auch gerade wegen der edgy männlichen Protagonisten sehr mag. Auch hier ist Ryder genau das, was man erwartet. Das Problem? Man fühlt es aber nicht so wirklich. Dadurch wirkt die Story manchmal etwas unrund und es fehlt die Tiefe. Wieso verlieben sich beide ineinander? Wieso hat Felicity die Macht, Ryders Ziele zu ändern? Wieso hat Ryder die Macht, Felicitys Überzeugungen zu zerstören? Hier fehlte sehr viel. Es ging zu schnell, es war zu perfekt, es war einfach nicht so wirklich greifbar. Beide haben eine sexuelle Anziehungskraft, aber wie wurde daraus mehr? Diese Frage blieb für mich bis zum Ende offen und dabei ist gerade diese Frage auch hochgradig relevant für einige Entscheidungen, die hier getroffen werden.

Faded 1 war ein guter Auftakt in eine Dilogie um zwei Leute, die unterschiedlicher kaum sein können, die das Schicksal aber zusammenbringt und hierdurch beide sich in etwas verlieren, was nicht sein sollte. Leider ist das Buch etwas zu oberflächlich geworden, es fehlt ein wenig der Pfiff. Das große Highlight ist der unglaublich wortgewandte Schreibstil der Autorin, aber handlungstechnisch bewegt sich das Buch leider eher im soliden Mittelfeld. Es gibt einfach Bücher, die deutlich emotionaler und tiefer gestaltet sind (etwa Emily Crowns Dilogie oder Midnight Blue von LJ Shen), dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt und bin nach dem Ende sehr gespannt, wie es mit Ryder und Felicity weitergeht.

Bewertung: ★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]