10.07.2019

Kristen Callihan - Idol: Gib mir deine Liebe (Idol 3)

579 Seiten, erschienen als Ebook und broschierte Ausgabe im LYX-Verlag am 28.06.2019

„Jeder, der über die Liebe spottet, hat noch nie wahre Leidenschaft erlebt und hat keine Ahnung, wovon er redet.“ 
(Scottie zu Jax in Idol 3)

Worum geht’s?

Jax, Sänger und Gitarrist der Band Kill John, möchte sich vor einem drohenden Schneesturm noch kurz ein Eis aus dem Supermarkt holen. Im Supermarkt trifft er auf Stella, die es auf den gleichen, letzten Eisbecher abgesehen hat. Kurzerhand überrumpelt sie Jax mit einem Kuss und flüchtet mit dem Eis. Doch das Schicksal führt beide schnell wieder zusammen: Als Stella ihre Wohnung verliert und verzweifelt einen Job sucht, endet sie als Katzensitterin in einem Luxusappartement. Und mit Entsetzen muss sie feststellen, dass nebenan der verprellte Geküsste wohnt…

Idol – Gib mir deine Liebe ist Band 3 der VIP-Reihe um die Band Kill John. Das Buch ist in sich geschlossen. Es werden keine Vorkenntnisse benötigt, es empfiehlt sich allerdings, die Vorbände gelesen zu haben, da aus den Vorbänden bekannte Personen und Ereignisse nur kurz angesprochen werden.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist gestalterisch an die Vorgängerbände angepasst. Farblich ist es etwas femininer gehalten und kommt etwas heller daher als die Vorgänger, dafür wird dieses Mal der Titelheld unbekleidet präsentiert. Wäre nicht nötig gewesen, stößt mich auch eher ab, anderen wird es aber sicher gefallen.

Kristen Callihan kommt mit ihrem gewohnt lockeren Schreibstil auch wieder in Idol 3 daher. Das Buch ist sprachlich auf dem Niveau für junge Erwachsene gehalten, es gibt einige Kraftausdrücke, zahlreiche erotisch angehauchte Szenen (die anders als bei Band 2 nicht so dezent und unschuldig sind) und zudem viele Witze und Anekdoten in dem Buch. Das Buch lässt sich gut über längere Zeit lesen und überzeugt mit einem abwechslungsreichen Vokabular.

Das Buch wird wechselseitig von Jax und Stella aus der Ich-Perspektive erzählt. Wie auch bereits bei den Vorbänden wechselt öfter auch innerhalb eines Kapitels die Perspektive. Beide Charaktere haben weitestgehend eine eigene Persönlichkeit, die durch den Schreibstil auch transportiert wird.

Mein Fazit

Nach einem absolut grandiosen Band 2 mit einer schönen, lockeren und lustigen Story um Scottie und Sophie habe ich mich so sehr auf Band 3 gefreut: Ein Buch um Jax, der so viel durchmachen musste. Ich hoffte, endlich mehr über Jax, seine Depressionen und seinen Selbstmordversuch zu erfahren. Doch am Ende wusste ich wahrscheinlich mehr über seinen Genitalbereich als über seine Gedanken…

Bereits der Einstieg wollte mich nicht so recht überzeugen. Stella und Jax treffen im Supermarkt aufeinander. Stella denkt, dass Jax sie verfolgt. Als es zum finalen Showdown um den letzten Becher Eis kommt, den Stella durch einen Kuss für sich entscheidet, war ich bereits vom Buch gelangweilt. Nach einem kurzen weiteren Intermezzo an der Kasse trennen sich die Wege der beiden, sie vergessen sich jedoch nicht. Stella findet zuhause die Kündigung für ihre Wohnung und da sie keinen richtigen Job hat, muss sie improvisieren. Über Kontakt landet sie dann ausgerechnet zufälligerweise als Catsitterin bei Scottie, dem Bandmanager, der für den Kater von Kilian und Libby eine viermonatige Betreuung benötigt. Hierbei darf Stella im luxuriösen Appartement von Libby und Kilian wohnen. Und naja, ihr Nachbar stellt sich dann als Jax heraus. Zufälle über Zufälle. Irgendwie entwickelt sich dann etwas zwischen den beiden und die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Idol 3 ist keine Wundertüte und das habe ich auch nicht unbedingt erwartet. Zugegeben, bereits der Klappentext stand für mich als Grundidee auf wackeligen Beinen, auch Stellas Einzug in die Wohnung von Kilian und Libby warf für mich mehr Fragen auf als mir lieb war. Es folgen zahlreiche Neckereien und Streitereien mit Jax, bei denen Stella eine für mich nervtötende Art und Weise der Übergriffigkeit an den Tag legte, gepaart mit ganz viel sexuellen Gedanken von Jax, zahlreichen Anekdoten rund um die Band und der ein oder anderen wohlplatzierten Aw- und Oh-Szene, die leider aber stets so künstlich und unpassend waren, dass ich das Gefühl hatte, der Autorin ist eingefallen, dass noch was passieren muss, ob es aber passt, ist ja eigentlich auch egal. Es fehlte für mich ein roter Faden, eine nachvollziehbare Entwicklung. Der Geschichte plätscherte vor sich hin. Das erste Drittel des Buches bestand primär aus sexueller Anziehung, dann folgt eine fast schon checklistenartige Ansammlung von pseudo-niedlichen Szenen, die dann mit einem sehr langen Sexteil abgeschlossen werden. Man war fast versucht zu sagen: Gott, endlich landen sie im Bett, dann hören die Gedanken vielleicht mal auf. Als krönender Abschluss kommt bei etwa 85% dann die notwendige Heartbreak-Szene, die bei mir aber leider komplett verpuffte, da Jax und Stella für mich keinen Paar-Charakter hatten. Das obligatorische Zurechtrücken nach dem großen Drama geht gewohnt fix daher, zeigt sich erschreckend unreflektiert und wirkt nicht ganz rund. Aber immerhin war es dann auch vorbei. Wobei, nicht ganz. Im Epilog wird noch einmal richtig hart aufgetischt, der Leser soll ja das ultimative „Wie süß“-Gefühl haben.

Was in diesem Buch komplett untergeht: Vieles. Jax leidet unter Depressionen, hat einen Selbstmordversuch hinter sich. Es gibt wenige Szenen, die das Thema ansprechen. Jax ist in regelmäßiger psychologischer Betreuung, das wird jedoch nur in ein, zwei Sätzen angesprochen und findet nie aktiv statt. Jax hat einige Breakdowns in dem Buch, die aber für meinen Geschmack viel zu kurz kamen und zu wenig beleuchtet wurden – dafür umso mehr seine sexuellen Gedanken. Auch die Auswirkungen auf die Band und insbesondere die Auswirkung auf die Beziehung Kilian zu Jax wird nur sehr oberflächlich und für mich viel zu idealistisch beleuchtet. Gerade rund um das Thema Depressionen und Schattenseiten des Ruhms hätte man so viel machen können.

Jax und Stella haben es mir als Charaktere leider auch eher schwer gemacht. Jax wirkte für mich über weite Teile des Buches sehr genitalgesteuert, einige potenzialreiche Szenen verliefen leider zu sehr im Sande. Stella fand ich von Anfang an nervig und ihre stets paranoide Art, dass sie andauernd denkt, Jax würde sie verfolgen, war übertrieben. Ich hatte das Gefühl, viel zu wenig über Stella erfahren zu haben. Ich weiß, was sie arbeitet und zumindest in 3-4 Sätzen, was da mit ihrem Vater war. Mehr kam da irgendwie nicht. Zudem war ich sehr angenervt, dass Stella andauernd übergriffig handelte, etwa mehrfach einfach in Jax Wohnung einstieg, ihm dann noch Vorschriften machte, wie er sich in seiner Wohnung zu benehmen hatte. Insgesamt litt hierunter auch die Dynamik zwischen den beiden. Denn für mich war – abgesehen von sexueller Anziehung – nicht greifbar, wie sich zwischen beiden eine Liebesgeschichte entwickeln sollte.

Vieles an diesem Buch wirkte willkürlich und zu plastisch. Für meinen Geschmack hat die Autorin zu sehr versucht, Sachen einzubauen, als zu überlegen, ob es passt. So geschehen immer wieder Sachen, die komplett random und unerklärlich wirkten, etwa Jax plötzliche Meinung, er müsse Stella in Krankheit gesundpflegen oder ein komplett aus der Luft gegriffenes Jobangebot für Stella. Ich hatte leider zu oft das Gefühl, dass die Ereignisse nicht nachvollziehbar, unlogisch oder unrealistisch waren.

Einziger Lichtblick in dem ganzen Buch war für mich, dass zumindest die anderen Charaktere als Randfiguren erneut dabei waren. Im Fokus stand hierbei Scottie aus Band 2, den ich persönlich sehr mochte und mich daher freute, hier mehr über ihn und Sophie zu erfahren und wie ihre Beziehung weitergegangen ist. Es gab einige witzige Szenen rund um die Band, ansonsten hatte das Buch mit Musik und Bandleben doch eher wenig zu tun. An einigen Stellen wurde auch bereits auf das Pärchen für Band 4 hingewiesen.

Vielleicht war meine Erwartung zu hoch oder vielleicht ist auch Band 2 Schuld daran, weil er die Messlatte so hoch gesetzt hat. Auf jeden Fall konnte Idol 3 in keiner Weise meine Erwartungen erfüllen. Es haperte an allen Ecken und Enden, die Grundgeschichte und ihre Umsetzung stand auf wackligen Beinen und es fühlte sich an, als hätte die Geschichte sich immer wieder verlaufen und durch Zufälle sollte es wieder geradegebogen werden. Ich habe zu wenig über Jax und nahezu gar nichts über Stella erfahren, sodass ich keine Verbindung zu ihnen aufbauen konnte und mich daher ihre Irrungen und Wirrungen auch leider kaltließen. Ich hoffe, dass Band 4 mit Brenna und Rye dort bessere Arbeit leisten kann. Band 3 war leider eine allenfalls durchschnittliche, unspannende Liebesgeschichte.

Bewertung: ★★★☆☆  

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]