181 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch im Festa-Verlag am 09.10.2018 |
„Die Königin verfügt über Freiheiten, die dem König fehlen. Sie entscheidet selbst über ihr Schicksal.“
(Avery in Endgame 3)
Worum geht’s?
Avery ist in großer Gefahr. Nach dem dramatischen Ende von Band 2 hat Gabriel eine Festung um sie gebaut, inklusive bewaffneter Wachleute, Rundumüberwachung und Ausgangsverbot – sein Haus ist ihr Käfig geworden. Zu groß ist die Gefahr, die außerhalb der Mauern lauert. Doch was Gabriel nicht weiß und Avery zu verdrängen droht: ein Vogel ist nicht nur außerhalb seines Käfigs in Gefahr. Denn wird Avery auch innerhalb ihres Käfigs gejagt – von sich selbst. Schon bald ist sie sich nicht sicher, ob Gabriel sie wirklich beschützen oder nur besitzen möchte…
Endgame – Der Turm ist Band 3 einer dreiteiligen Reihe. Er baut auf den Erlebnissen aus Band 1 und 2 auf und kann daher nicht eigenständig gelesen werden.
Schreibstil / Gestaltung
Auch Band 3 verfügt wieder über ein Schwarz-Weiß-Cover mit roten Highlights. Erneut ist das Cover unaufdringlich und passt sehr gut zu seinen Vorgängern. Wie die Vorgängerbände wird das Buch aus Averys Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, mit Ausnahme eines kurzen Prologs aus Gabriels Sicht. Der Schreibstil war erneut angenehm und das Buch leicht zu lesen. Es kommen vereinzelt Kraftausdrücke vor.
Mein Fazit
Mit einem freudigen Auge, aber zugleich auch mit einem weinenden Auge habe ich Band 3 entgegengesehen. Obwohl das Ende von Band 2 für mich keinen wirklichen Cliffhanger-Charakter hatte, wollte ich doch unbedingt wissen, welche Gefahr für Avery besteht und wieso auf sie Jagd gemacht wird. Und natürlich wollte ich auch eine Antwort auf die unausgesprochene Frage: Welche Rolle spielt Avery eigentlich für Gabriel?
Nach dem rasanten Ende von Band 2 mit viel Drama und Action war ich anfangs über den doch relativ seichten Einstieg in Band 3 irritiert. Avery ist bei Gabriel im Haus, er hat es rundum gesichert und es geht vor allem um das Miteinander der Beiden. Doch ich habe mich hiervon in falscher Sicherheit wiegen lassen, denn nach etwa einem Viertel des Buches nimmt die Geschichte fahrt auf und ab da an wurde ich hilflos hin und her geworfen. Die Gefahr für Avery ist omnipräsent und man möchte als Leser wissen, wieso. Stück für Stück kommen aber auch Zweifel hinzu, ob Gabriel aufrichtig um Averys Sicherheit besorgt ist oder er sie eventuell nur kleinhalten möchte. Und auch Avery steht vermehrt ihren Dämonen gegenüber. Und dann geht es Schlag auf Schlag: Endlich gibt es die zahlreichen Antworten zu den Fragen, die aus Band 1 und 2 offengeblieben sind. Und je mehr ans Licht kam, desto schlimmer wurde es. Ich befand mich während des letzten Buchdrittels permanent zwischen Schock, Entsetzen, Verzweiflung, Ekel und Hoffnung. Denn die Twists und Erklärungen, die hier präsentiert wurden, haben mich eiskalt erwischt und waren für mich nicht vorhersehbar. Und noch härter traf mich die Erkenntnis, wie weitreichend und verworren die Geschichte eigentlich zurückgeht, wie perfide Averys ganzes Leben vorbestimmt war. Ich habe mit großen Enthüllungen gerechnet, habe erwartet, dass Gabriel als der perfekte Strippenzieher hinter allem steckt, aber was am Ende wirklich dahintersteckte: wow. Diese (Doppel-)Auflösung war wirklich ein unerwarteter Schlag in die Magengrube. Endgame 3 hat mir häufiger eine mal angenehme, mal unangenehme Gänsehaut verursacht.
Endgame 3 ist definitiv der spannungsgeladenste und actionreichste Teil der Reihe. Die Autorin hat es geschafft, jedem Buch einen anderen Fokus zu verleihen. Während Band 1 die Beziehung Gabriel – Avery beleuchtet hat, war Band 2 auf Averys Vergangenheit fokussiert. Band 3 schlägt in die Kerbe, wie beides miteinander zusammenhängt und wie Averys Gegenwart und Zukunft damit zusammenhängt. Das Buch war für mich ein Wechselbad der Gefühle. Es gibt viele Twists, die unaufhaltsam auf die große, alles verändernde Enthüllung zusteuern. Und am tollsten finde ich, dass die Autorin Avery nach dieser Enthüllung Raum gibt, geschockt zu sein. Denn oftmals wird nach so einer Bombe einfach weitergemacht, wie bisher. Hier nicht und es tat mir im Herzen weh, Avery so zu erleben. Erotik kommt in diesem Band auch nicht zu kurz, ist für mein Empfinden aber auch nicht so häufig thematisiert wie in Band 2. Eine gewisse sexuelle Grundspannung ist jedoch allgegenwärtig.
Die beiden Protagonisten sind in diesem Band extrem stark. Gabriel zeigt, wie gewillt er ist, Avery zu beschützen. Und je weiter man liest, desto mehr versteht man, wieso. Man mag seine Verhaltensweisen nicht immer gutheißen, aber am Ende steht die Erkenntnis, dass Gabriel weiß, was er tut und der Leser versteht, wieso er es tut. Aber die größte Entwicklung hat Avery durchgemacht. Wenn ich zurückdenke, wie naiv und weltfremd sie in Band 1 teilweise auf mich wirkte, war ich beeindruckt, wie sehr sie gereift ist mit der Zeit. Verständlich bei den ganzen Erlebnissen, aber dennoch schön anzusehen. Ich war stolz auf sie, dass sie sich nicht hat unterkriegen lassen, dass sie sogar Gabriel die Stirn bietet und ihren finalen Kampf selbst in die Hand nehmen wollte. Statt zu zerbrechen, ist Avery stark geworden.
Und nach der letzten Seite bleibt die große Enttäuschung, dass diese tolle Buchreihe nun vorbei ist. Sie endet mit einem starken, absolut würdigem Abschlussband und so bleibt nur zu sagen: Endgame ist eine Reihe, bei der jedes Buch einen anderen Schwerpunkt hat, die Bände aber wunderbar ineinandergreifen. Hier erhält man viel Spannung, viel Drama und eine gehörige Portion Erotik verpackt in einer fesselnden Story mit starken Charakteren. Endgame hat mein Herz mehr als einmal gebrochen und meinen Verstand mehr als einmal vorgeführt. Und ich habe es geliebt. Ich kann die komplette Endgame-Reihe uneingeschränkt empfehlen, insbesondere auch für Leute, die sich an das Dark Romance Genre erst herantasten, da Endgame eher im unteren Bereich der Heftigkeitsskala in diesem Genre anzusetzen ist
+++ es folgen im Weiteren mögliche Spoiler +++
Ein kleines Manko ist allerdings, dass ich das Gefühl hatte, dass einige Nebenstorys im Sande verliefen. Im Großen und Ganzen sind fast alle meine offene Fragen geklärt, es gibt aber einige Nebenfragen, die sich für mich nicht beantwortet fühlen. So fehlt mir die Erklärung, was mit Averys Vater passiert ist, wer eigentlich Hannah ist und welche Rolle der stets auftauchende Justin spielt. Auch hätte ich gern noch ein wenig mehr über Penny und ihre Erlebnisse erfahren. Insgesamt ist das alles zwar vertröstbar, dennoch wäre es ganz schön gewesen, um einen runden Abschluss hinzubekommen.
Bewertung: ★★★★★
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise dem Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]