10.03.2019

Melanie Moreland - Corporate Love: Bentley (Vested Interest 1)

326 Seiten, erschienen als eBook im LYX-Verlag am 01.02.2019

„Vielleicht brauchte er weniger Glitter und Glamour als vielmehr jemanden, der ihn fröhlich machte.“ 
(Emmy in Corporate Love - Bentley)

Worum geht’s? 

Bentley ist 32, gutaussehend, extrem erfolgreich und steinreich. Emmy ist 25, süß, studiert und nicht gerade mit Geld gesegnet. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und dennoch führt das Schicksal ihre Wege an einem Morgen in einem kleinen Cafe zusammen – als Bentley über Emmys Rucksack stolpert und ausflippt. Schon bald kann Bentley die junge Frau nicht mehr vergessen und eher er sich versieht, stellt sie sein Leben auf den Kopf. Doch eine unbekannte Gefahr schwebt über Bentley und schon bald auch über Emmy...
Corporate Love – Bentley ist Band 1 einer bisher vierbändigen Reihe von Melanie Moreland. Band 2 und 3 sind bereits zur Erscheinung angekündigt. Band 1 ist grundsätzlich in sich geschlossen, einige Aspekte werden aber wahrscheinlich in den Folgebänden weitergehen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist ein typisches Cover für einen CEO-Millionärsroman wie bereits zigmal gesehen. Es passt einigermaßen zum Buch, ist aber weder aufsehenerregend noch besonders.

Melanie Moreland kann mit einem leichten Schreibstil überzeugen. Das Buch lässt sich flüssig und über längere Zeit lesen. Das sprachliche Niveau ist durchschnittlich. Phasenweise ist das Buch sehr humorvoll, an anderen Stellen sehr gefühlvoll – die Autorin hat hier stets den richtigen Ton getroffen.

Das Buch wird linear aus Sicht von Bentley und Emmy in der Ich-Perspektive erzählt. Ungewöhnlicherweise ist dabei der Anteil der erzählenden Person ungleich verteilt, sodass Emmys Parts wirklich in einem geringen Verhältnis zu Bentleys Parts stehen. Somit steht ausnahmsweise der männliche Protagonist und seine Gedankenwelt im Vordergrund. Dies gewährt interessante Einblicke und setzt einen anderen Fokus als normal.

Mein Fazit

Reicher, sexy CEO trifft auf armes, kleines Mäuschen und beide entwickeln eine kuriose, unrealistische, viel zu übertriebene Beziehung, bei der er mit Geld alles zu kompensieren versucht und sie mit ihrer am Boden gebliebenen Art sein Leben verändert – genau das war meine Erwartung an dieses Buch. Eine 0815-Millionärs-Romanze mit viel Fake-Drama. So viel sei verraten: Meine Erwartung hätte kaum unrichtiger sein können! Denn Corporate Love 1 ist das absolut nicht.

Der Einstieg in das Buch gelang mir schnell und sehr gut. Der Schreibstil ist sehr angenehm und bevor ich mich versah, hatte ich bereits knapp die Hälfte des Buches gelesen. Die Geschichte beginnt unmittelbar mit dem Aufeinandertreffen von Bentley und Emmy im Cafe und bereits hier war ich von den Charakteren sehr begeistert, denn Emmy ist super schlagfertig und weist den reichen Schnösel direkt in seine Schranken. Nett, spritzig und frech ist aber nicht nur der Anfang, so zieht es sich durch das komplette Buch.

Zugegebenermaßen erfindet die Autorin das Rad natürlich nicht komplett neu. Es geht im Kern darum, ob und wie Bentley und Emmy zueinanderfinden könnten und welchen Einfluss sie dabei auf den jeweils anderen haben könnte. Auch ist die Konstruktion reicher Typ – Studentin allgemeinhin bekannt und zahlreich behandelt worden. Dennoch überrascht mich Melanie Moreland mit vielen Feinheiten und Besonderheiten. Zunächst wäre da der Punkt, dass fast das komplette Buch aus Bentleys Sicht erzählt wird. So etwas hatte ich bisher noch nicht, meist stand die Frau im Vordergrund. Es hat mir sehr gefallen und gab einzigartige Einblicke in seine komplexe Welt. Auch die natürlich benötigten Nebencharaktere – zufälligerweise 2 beste Freunde für Bentley und 2 beste Freundinnen für Emmy – waren zu erwarten, brachten aber viel Farbe und Abwechslung in die Geschichte und sind mit viel Liebe eingebracht. Dass die jeweiligen Charaktere wenig überraschend auch magnetisch zueinanderfinden und ihre eigenen Bände bekommen – absolut vertretbar und ich freue mich tatsächlich auch sehr darauf, die anderen besser kennenzulernen.

Was das Buch für mich aber viele andere Bücher überragen lässt: Die Natürlichkeit. Aus anderen CEO-Ich schenk dir die Welt-Schau wie reich ich bin-Büchern kennt man es: Das erste Date? Hier ist der Helikopter, Baby. Nimm diese Diamantohrringe, ich führe dich aus von New York nach Paris, wo wir in eine super exklusive Ausstellung gehen. Hier nicht! Bentley hat Geld, verdammt viel Geld, aber es steht nicht im Vordergrund der Geschichte. Ganz im Gegenteil wird oftmals auch thematisiert, wenn es teurere Geschenke gibt, was das für beide Charaktere bedeutet. Und das alles wirkte einfach so passend, so natürlich, so sympathisch. Kinodates mit Freunden und selbstgebackener Pizza – im hauseigenen Kinosaal. Geburtstagsparty beim Mexikaner mit viel Freude – mit der Limousine hingebracht. Das Buch schafft einen tollen Spagat zwischen Klischees und Bodenständigkeit. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl, dass Emmy und Bentley nicht auf Augenhöhe agieren könnten. Auch die Sexszenen wirken angemessen und natürlich, hier gibt es keine 30 Orgasmen in einer Nacht.

Emmy und Bentley sind zwei starke Charaktere. Emmy ist bodenständig, von einer großen Fröhlichkeit, aber trägt auch aus ihrer Vergangenheit einige Päckchen mit sich. Sie hat oftmals einen frechen Spruch auf den Lippen und fordert Bentley regelmäßig heraus. Durch ihre intelligente Art bringt sie oftmals aber auch überraschende Aspekte in die Geschichte ein und überzeugt mit einer guten Auffassungsgabe und einem Gefühl für die Stimmung ihres Gegenübers. Bentley erfüllt einige CEO-Klischees, hat aber mehr Tiefe als viele seiner Buchkollegen. Denn: Er ist teils unbeholfen im Umgang mit Menschen, vor allem mit Frauen und Emmy. Er ist in einem starren Korsett gefangen, aus dem er lernen muss, herauszukommen. Sein scharfer Verstand und eine gute Menschenkenntnis helfen ihm regelmäßig, bei Emmy aber zweifelt er oft an sich und der Richtigkeit seiner Aktionen. Es war so erfrischend zu lesen, dass der CEO kein Superman ist, der perfekt in einer Frau lesen kann wie in einem Buch und sowieso allem und jedem überlegen ist. Die Nebencharaktere sind allesamt interessant, bekommen angemessen Raum um sich an sie zu gewöhnen oder in gewissen Situationen mitzuwirken, aber nicht zu viel, als dass man genervt ist – genug, um sich auf Band 2 zu freuen, ohne aufdringlich zu wirken.

Interessanterweise passiert in dem Buch über 2/3 relativ wenig. Es geht viel um die Charakter- und Beziehungsentwicklung, gepaart mit einigen Informationen zu Bentleys Firma. Im Hintergrund ist eine Story angelegt, dass Bentley regelmäßig Drohungen bezüglich eines neuen Grundstücks erhält, hier gibt es immer wieder einzelne Hinweise. Obwohl eigentlich wenig passiert, fesselt das Buch aber und vor allem gefällt es mir, dass nicht versucht wird, durch künstliches Drama Spannung reinzubringen. Wie oft hatte man, dass plötzlich irgendwelche Fotos auftauchen mussten, wo Frau sich sofort ihren Teil dachte, oder dass Mann durch irgendwelche zweideutigen Situationen seine Schlüsse zieht – irgendeine Art von Drama, um die Charaktere regelmäßig auseinander und wieder zusammen zu treiben. Die Autorin hier verzichtet vollendens darauf. Ich ziehe sogar den Hut, dass ich das Gefühl habe, erstmal eine realistische Beziehungsentwicklung vor mir zu sehen, bei dem zwei Erwachsene eine Eigenschaft haben, die man zwar erwartet, in fast allen Büchern aber vermisst: Die fundamentale Fähigkeit, bei Streit, Fragen und Unklarheiten miteinander zu reden! Hierdurch erlebt der Leser zwar keine emotionale Achterbahnfahrt, die braucht dieses Buch aber auch nicht. Das Buch spricht für sich. Genauso sind die Charaktere nicht gerade sprunghaft, sondern wohlbedacht und reflektieren meistens auch, bevor sie Entscheidungen treffen.

Erst im letzten Drittel des Buches wird gehörig an der Spannungsschraube gedreht. Hier überschlagen sich die Ereignisse und die Bedrohungsthematik entfaltet sich (zugegebenermaßen nicht unbedingt unerwartet) und mit ihr ein interessanter – wenn auch für mich erwartbarer – Plot rund um Bentleys Firma und Projekte. Und auch hier hat die Autorin wieder sehr realistisch gearbeitet. Sie gibt ihren Figuren Raum, sich „normal“ zu verhalten, während man aus anderen Büchern in solchen Situationen gerade den glatten und eiskalten CEO vorgesetzt bekommt.

Ich will nicht sagen, dass das Buch frei von Klischees ist. Natürlich ist es das nicht. Es ist auch nicht so, dass es unvorhersehbar ist, dass man permanent überrascht wird. Aber die liebevolle Gestaltung durch die Autorin macht das Buch einfach rund und sehr gut lesbar. Das Buch ist in vielerlei Hinsicht anders als der klassische Millionärsroman, erfüllt aber selbstverständlich auch einige klassische Aspekte des Genres.

Das Buch ist für mich ein sehr gelungenes Buch mit tollen Charakteren und Nebencharakteren, einer schönen Liebesgeschichte und ein wenig Spannung – ein top Buch, um den Kopf abzuschalten und sich einfach dahintragen zu lassen.

+++ es folgen im Weiteren mögliche Spoiler +++

Und endlich einmal ist es ein Buch, was nicht mit dem klassischen Ring-Ende daherkommt…

Bewertung: ★★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise von Netgalley und dem Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]