368 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch im Mira by HarperCollins Verlag am 02.07.2019 |
„Ich war wütend auf mich selbst. Mehr
als auf alles andere war ich wütend, in diese Falle gegangen zu sein. Ich war
wütend, denn wenn ich es nicht gewesen wäre, wäre ich verletzt gewesen und ich
war mir ziemlich sicher, dass sich das noch schlimmer angefühlt hätte.“
(Sabrina
in Dirty Love 1)
Worum geht’s?
Als Sabrina voller Freude ihren neuen,
perfekten Job in New York antritt, ist alles perfekt. Bis er auftaucht:
Donovan. Einer ihrer Chefs, ein schwarzer Fleck in ihrer Vergangenheit, seit
Jahren das Objekt ihrer Begierde. Denn Sabrina und Donovan verbindet ein
Erlebnis und seit zehn Jahren verfolgt es Sabrina. Und jetzt plötzlich steht er
wieder vor ihr. Sie weiß, dass in seiner Welt Macht und Sex die Grundlage
seines Lebens sind. Sie weiß, dass er sie jederzeit wieder zerstören kann, wie
damals vor zehn Jahren. Sie weiß, dass er ihr Verderben sein wird. Und trotzdem
kann sie nicht anders…
„Dirty Love – Ich will dir gehören“ ist
Band 1 einer Dilogie und nicht in sich geschlossen. Die Geschichte wird in Band
2 fortgeführt.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover des Buches zeigt einen jungen
Mann im Anzug in einem Sessel sitzen. Es passt sehr gut zum Buch und zu dem
Bild, welches von Donovan gezeichnet wird, ist zugleich aber auch sehr schlicht
und wenig aufsehenerregend.
Das Buch besteht aus zwei Teilen, der
erste Teil „Dirty Boys“ spielt zeitlich vor der Hauptgeschichte (vor 10 Jahren)
und umfasst etwa 15% des Buches, während der zweite Teil „Dirty Men“ in der
Gegenwart spielt und den Großteil des Buches ausmacht. Das Buch wird
ausschließlich aus Sicht von Sabrina in der Ich-Perspektive erzählt. Nur im
zweiseitigen Epilog erhält man kurz Einblick in Donovans Gedankenwelt.
Das Buch lässt sich gut und flüssig
lesen. Es ist stets verständlich geschrieben. Sprachlich wird es regelmäßig
deftiger und in einem gewissen, angemessenen Maße auch leicht vulgär. Das Buch
enthält explizite Erotikszenen und zahlreiche Beleidigungen.
Mein Fazit
Zu Dirty Love habe ich aufgrund der
Empfehlung einer Freundin gegriffen. Ich mag hin und wieder auch Bücher, in
denen der Mann nicht der klischeehafte Gentleman ist. Was mich bei Dirty Love
erwartet, hätte ich jedoch nicht vorhergesehen.
Die Geschichte findet ihren Beginn in
der Vergangenheit, zu dem Zeitpunkt befindet sich Sabrina noch in Harvard und
es gibt einen Abend, der viel verändert für ihr weiteres Leben. Donovan lernt
sie bereits in Harvard kennen und seine Rolle ist hierbei in mehrerlei Hinsicht
für sie lebensverändernd. Bereits in diesem Abschnitt lernt man sehr schnell
die Gangart des Buches kennen: Hier erwartet einen keine konventionelle
Liebesgeschichte, hier geht es viel um Dominanz und Machtspielchen.
Fast forward zehn Jahre später treffen
nun beide wieder aufeinander. Grundlegend geht es bei dem Buch jetzt primär
darum, ob die beiden zueinanderfinden – in welcher Art auch immer. Ich muss an
dieser Stelle vorsorglich den Hinweis aussprechen, dass einige Stellen des
Buches für einige Leser triggernd sein könnten oder verstörend. Unter anderem werden
in diesem Buch auch Vergewaltigungsfantasien thematisiert. Es gibt zahlreiche
Erotikszenen, die teilweise auch grob sind oder als grenzwertig empfunden
werden könnten. Darüber sollte man sich im Klaren sein. Die Autorin verlässt in
meinen Augen nie den Bereich der angemessenen Einkleidung und sämtliche
Vorkommnisse sind mit dem Vorwissen um die Charaktere auch gut erklärbar.
Dennoch könnten sie bei Zartbesaiteten für Bauchschmerzen sorgen.
Den Leser erwartet hier ein phasenweise
sehr intensives, stellenweise sehr heißes und teilweise auch sehr verwirrendes
Katz-und-Maus-Spiel. Hier spielt es dem Buch in die Karten, dass man
ausschließlich Sabrinas Sichtweise kennt. Ihre Gedankenwelt schwankt zwischen
„ich weiß, dass ich mit dem Feuer spiele und mich immer wieder verbrennen
werde“ und „ich kann und will nicht mehr“. Die Verbindung zwischen Donovan und
Sabrina ist in vielerlei Hinsicht speziell, verquer und ungewöhnlich.
Sabrina ist ein sehr taffer,
schlagfertiger Charakter, der zugleich aber einige Päckchen zu tragen hat und
mit einigen ihrer Gedanken nicht im Reinen ist. Sie hat ziemlich düstere
Gedanken und es scheint, als sei Donovan der einzige, der in irgendeiner Weise
ihre Denkweise nachvollziehen kann. Immer wieder möchte man Sabrina wahlweise schütteln,
ihr zurufen aufzuwachen oder sie irgendwo festketten, damit sie nicht in ihr
Verderben laufen wird. Aber teilweise ist sich der Leser nicht sicher, ob sie
wirklich in ihr Verderben oder vielleicht doch in ihre Erlösung laufen könnte.
Denn Donovan ist in diesem Buch die Stärke. Er ist ein sehr dominanter
Charakter, der gewissermaßen furchteinflößend ist. Es ist faszinierend, wie er
immer wieder mit einem Satz schafft, eine Situation komplett zu verändern. Er
ist arrogant, er ist hochgradig manipulativ, er ist knallhart. Und hiermit
spielt die Autorin sehr gut. Es gibt viele Szenen, in denen ein kleiner
Hoffnungsschimmer herankocht und mit nur einem Satz, teilweise nur einem Wort
ist es, als hätte der Leser einen Eimer Eiswasser abbekommen oder sei durch
eine verbale Ohrfeige wieder in die Realität geholt worden. Ich würde sogar so
weit gehen, dass ich behaupte, mir ist in sämtlichen Büchern bisher kein
Charakter wie Donovan untergekommen. Er verdient regelrecht den Titel „größtes
Bucharschloch ever“. Im Epilog hat die Autorin dann aber mit nur einem
Abschnitt mein Herz in tausend Einzelteile zerspringen lassen.
Auch wenn phasenweise das Buch sehr
überdreht wirkt, konnte es mich durchweg gut unterhalten und hat mich an
emotionale und rationale Grenzen geführt. Sabrina und Donovan sind
interessante, aber auch spezielle Charaktere und die Storyline wartet mit einigen
Grenzerfahrungen auf. Lässt man sich aber darauf ein, in diese komplizierte und
verquere Beziehung einzusteigen, wird man hier ein starkes Buch finden, was
viel Freude und Verzweiflung bereiten kann.
[Diese Rezension basiert auf einem
Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde.
Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]