284 Seiten, erschienen als eBook im beHeartbeat by Bastei Entertainment Verlag am 01.01.2019 |
„Verdammt, er war so vernarrt in sie, dass er ihr überallhin folgen würde, egal, wohin sie ihn führte. Eine dreißig Meter hohe Klippe hinunter? Kein Problem. Über einen krokodilverseuchten Fluss? Gern. Selbst auf eine verfluchte Tanzfläche.“
(Nick in Forever you)
Worum geht’s?
Die 18-Jährige Lizzie hat große Träume: Pünktlich zur Volljährigkeit erhält sie bei einer amerikanischen Topagentur einen Modelvertrag. Dafür muss sie ihre Familie und auch ihre heimliche Liebe Nick zurücklassen, der in ihr sowieso immer nur die kleine Schwester seines besten Freundes sehen würde. Doch als acht Jahre später Lizzies Welt öffentlich zerbricht, steht Nick vor ihrer Tür und fängt sie auf, indem er versucht, ihre Karriere und ihre Welt wieder zusammenzusetzen. Schon bald muss Lizzie feststellen, dass ihr Herz immer noch verrücktspielt, wenn er da ist. Doch er kümmert sich nur so liebevoll um sie, weil sie wie eine kleine Schwester für ihn ist, oder?
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover von Forever You ist sehr ansprechend und modern gestaltet. Verwirrend finde ich allerdings, dass Lizzie als Blondine beschrieben wird, die Frau auf dem Cover aber für mich eine Hellbrünette ist. Dennoch finde ich das Cover sehr schön.
Das Buch umfasst einen etwas längeren Prolog und im Anschluss 30 Kapitel. Die Erzählweise der Geschichte ist aus Sicht eines Dritten, der teilweise mit Fokus auf Lizzie oder teilweise mit Fokus auf Nic erzählt. In einem Kapitel wechselt dieser Fokus auch regelmäßig ohne direkten Hinweis, also es gibt nicht zB eine Überschrift „Nick“. Man merkt dennoch direkt, welcher Charakter gerade „erzählt“. Das Buch ist aus dem Englischen übersetzt. An einigen Stelle finde ich, dass man dies auch merkt. Neben den regelmäßigen „verdammt“-Flüchen von Nick klingeln vereinzelte Übersetzungen etwas komisch, dies stört den Lesefluss aber nicht. Das Buch ist im Großen und Ganzen zwar verständlich und leicht (auch über eine längere Zeit) zu lesen, allerdings empfinde ich die Erzählweise als sehr hölzern und nüchtern. Stellenweise klingt es wie eine schlichte Nacherzählung für einen Deutschaufsatz und trotz der teilweise traurigen Szenen konnte ich meist nicht wirklich mitfühlen.
Mein Fazit
Zu Forever you habe ich hauptsächlich aufgrund des Klappentexts gegriffen. Modelleben, ein Skandal, eine lange Liebesgeschichte – das sind doch eigentlich Garanten für eine Story, die mir gefallen. Doch leider kam alles anders, als ich gehofft habe.
Nach einem relativ langen Epilog, der die Vorgeschichte von Lizzie und Nick vor 8 Jahren beleuchtet und im Anschluss bereits mit einer familiären Tragödie aufwartet, hatte man als Leser bereist einen guten Grundeindruck, in welche Richtung es laufen wird. Ich war überrascht, weil die familiäre Tragödie für mich schon Potenzial gehabt hätte, das große Drama zu sein, aber sobald die Hauptstory beginnt, erfährt der Leser, was das wirkliche Drama ist. Hier möchte ich als Hinweis eine kleine Triggerwarnung setzen: für sehr sensible Leser könnte das, was Lizzie geschehen ist, wirklich unangenehm sein. Zwar wird das Geschehen nur sehr oberflächlich behandelt, dennoch hatte ich mit so einer Storyline nicht gerechnet. Als sie dann aber kam, war ich sehr gefesselt und gespannt, wie es sich entwickeln würde. Nur so viel: Meine frisch gewonnene Hoffnung auf eine spannende Story wurde je zunichte gemacht. Denn nachdem Nick wie Phoenix aus der Asche auftauchte, direkt mit dem umfassenden Rettungsplan für Lizzie (und ihre Karriere) beginnt, verlassen beide LA und gehen vorübergehend nach England.
Und ab da plätschert die Geschichte leider so vor sich hin: Vereinzelt hin und wieder wird das Thema LA aufgegriffen, nur um dann nach 2-3 Seiten wieder vom Tisch zu sein. Dafür wird dann aber die Geschichte um die familiäre Tragödie wieder aufgegriffen, aber auch nach ein paar Seiten wieder begraben. Dann kommt doch wieder LA, dann springt es ein paar Tage, dann geht es wieder um die familiäre Tragödie und so weiter und so fort. Das einzige, was beständig durch die ganze Story bleibt: Die beiden führen einen riesigen Eiertanz auf, wo doch ab Seite 1 klar ist, wie die Gefühlswelt aussieht.
Leider ist es dann auch so, dass jede Szene mit einigermaßen Potenzial zeitnah im Keim erstickt wird: Eigentlich sollte meiner Meinung nach die Katastrophe der Hauptaufhänger der Story sein. Am Ende ist es aber so, dass diese Storyline einfach mit fünf Seiten und einem „vier Wochen später“ Zeitsprung endet. Das ist sehr enttäuschend und frustriert mich als Leser, denn während man zwischendurch immer wieder #MeToo-ähnliche Elemente einbaut, so ist die Beendigung der Situation fast schon unkreativ und unwürdig, weil einfach abgebügelt. Gleiches gilt für immer wieder eingeflochtene Storylines, die sich komplett im Sande verlaufen und am Ende gar nicht notwendig wären und die Story nicht vorantreiben. Es wirkt so, als hätte die Autorin sich anfangs eine To-Do-Liste geschrieben mit Punkten, die sie gerne im Plot hätte, und arbeitet diese systematisch ab. Ist ein Punkt dann in der Story aufgetaucht, springt die Zeit gern mal ein paar Tage oder Wochen vorwärts und der nächste Punkt kommt. Dies hat mich vor allem gegen Ende doch sehr gestört, als im Bezug auf die familiäre Tragödie eine weitere Tragödie dazu kommt, die wirklich herzzerreißend wäre, hätte man ihr Raum gelassen. Hat man aber nicht. Zwischen dem entscheidenden Anruf und dem Ende dieses Erzählstrangs liegen gefühlt 20 Seiten und dann sind wir auch schon wieder ein paar Wochen später in Lizzies Modewelt.
Ein weiteres Problem, was bei mir hinzukam: Ich wurde weder mit Lizzie noch mit Nick warm. Besonders Lizzie fand ich leider von Anfang an ziemlich unsympathisch, naiv und anstrengend. Bei Nick war es nicht ganz so schlimm, aber auch er nervte mich mehr als mich zu freuen. Beide Charaktere handeln in keiner Hinsicht altersangemessen, immerhin soll Lizzie Mitte 20 und Nick Anfang 30 sein. Tatsächlich wirkt Lizzie wie 18, handelt ohne Kopf und Verstand, während Nick zwar erwachsener wirkt, aber auch hier eher Richtung Anfang 20 einzuordnen wäre.
Was ich mich aber vor allem während des ganzen Buches fragen musste: Haben diese beiden Leute nie gelernt, mit Menschen zu reden? Ich spoilere nichts, wenn ich sage, dass man ab Seite 1 von den gegenseitigen Gefühlen weiß. Jeder weiß es. Nur die beiden nicht. Und ab hier wird es anstrengend: Denn beide werden im Verlauf der Geschichte bestimmt 50x in eine Situation kommen, wo ihnen ihre Gefühle bewusst werden, sie aber statt mit dem anderen zu reden lieber ihre eigenen Schlüsse ziehen und sich einreden, da ist nichts und da könne nichts sein. Während das anfangs noch ganz amüsant ist, nervt es schon bald, da neben mehreren Winken mit dem Zaunpfahl irgendwann Winke mit dem Zaun und Richtung Ende dann vermehrt Winke mit der kompletten chinesischen Mauer kommen und man lese und staune: Selbst dann passiert nichts.
Was kann man also alles in allem zu Forever you sagen? Hier erhält man eine Geschichte, die viel Potenzial mitbringt, es aber leider nur stellenweise nutzt. Die Geschichte ist langatmig, sämtliche Spannung wird meist direkt im Keim erstickt und emotional berührte mich die Story leider gerade einmal so viel wie die wöchentlichen Einkaufsprospekte. Dies mag vordergründig am Unverständnis über die fehlenden Kommunikations- und Verstehensfähigkeiten der Protagonisten liegen, vielleicht aber auch an einer zu hohen Erwartung nach dem Beginn und dem Skandal, der dann kaum noch eine Rolle spielt. Forever you ist eine durchschnittliche Liebesgeschichte ohne Tiefgang, ohne wirklichen Spannungsbogen und vielen „Im Ernst?“-Momenten, also ein Buch, was man ganz gut zwischendurch lesen kann, wenn man keine großen Erwartungen hat. Für mehr reicht es leider nicht.