272 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch im cbt Verlag am 10.09.18 |
„Weil sie alles haben, was ich immer wollte. Weil sie mir
beibringen können, wie sie zu sein. Weil ich eine Zukunft habe, wenn ich zu
ihnen gehöre.“
(Reed in Private – Eine von uns)
Worum geht’s?
Die 15-jährige Reed hat es geschafft. Sie konnte ein Teilstipendium
für das legendäre Easton-Academy-Internat ergattern. Von nun an wird sich alles
ändern, da ist sich die Einserschülerin sicher. Doch frisch angekommen muss
Reed schnell feststellen, dass das Leben hier anders ist, als sie sich vorgestellt
hat. Und als Reed dann noch die Billings-Girls, eine Clique hübscher, reicher,
selbstbewusster Mädels, kennenlernt und erkennt, dass sie das Sagen an der Schule
haben, steht für sie fest: Sie muss eine von ihnen werden. Doch der Weg in
diesen exklusiven Club ist schwer und Reed muss sich mehr als einmal fragen, ob
all ihre Bemühungen und all die Demütigungen es am Ende wert sind…
„Private – Eine von uns“ ist Band 1 der mehrteiligen
Private-Reihe von Kate Brian. Im Englischen sind insgesamt 16 Bände erschienen,
bislang sind im Deutschen drei Bände erschienen bzw. angekündigt. Das Buch ist
nicht in sich geschlossen und die Geschichte wird in Band 2 fortgeführt.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover von Private wird von drei jungen Mädchen geziert. Man
erhält hier bereits den ersten Eindruck von reichen, bösen Mädchen. Das Cover
ist weder aufregend noch etwas Besonderes, passt aber zum Buch. Von der
Aufmachung her erinnert die Gestaltung lose an die Gossip Girl-Romane.
Das Buch besteht aus vielen, teils sehr kurzen Kapiteln. Die
Kapitel tragen alle eine thematisch passendende, oftmals aber leicht spoilernde
Überschrift. Die kurzen Kapitel von einer Länge zwischen 3 und 7 Seiten (es
gibt wenige längere) lassen sich sehr schnell lesen. Das Buch wird aus der Sicht
von Reed erzählt, es gibt keinen Perspektivwechsel. Der Schreibstil ist sehr
locker und flüssig. Das Buch lässt sich sehr gut über längere Zeit lesen, es
ist weder anspruchsvoll noch kompliziert geschrieben.
Mein Fazit
Für Private habe ich mich aufgrund des doch relativ spannend
klingenden Klappentextes entschieden. Eine elitäre Clique an einer Highschool,
ein armes Mäuschen, was unbedingt dazu gehören möchte, Geheimnisse und Intrigen?
Habe ich schon bei Gossip Girl geliebt. Daher war Freude und Erwartung groß.
In das Buch habe ich sehr schnell gefunden. Das Geschichte
ist leicht zu lesen, die kurzen Kapitel lassen das Buch wie im Fluge vergehen.
Die Geschichte startet direkt mit der Ankunft von Reed in Easton. Ab da geht
alles dann wirklich sehr schnell. Man lernt viele Charaktere, meist aber nur
sehr oberflächlich, kennen. Anfangs kam ich mit den vielen Namen überhaupt
nicht klar. Andauernd passiert etwas, sei es der erste Schultag, sei es
irgendein Gerücht, irgendein Erlebnis. Bereits ab dem Zeitpunkt, wo die Billings-Girls
das erste Mal auftreten, weiß man, wohin der Hase hoppelt. Reed ist wie besessen
von diesen Mädchen, die so anders sind als sie, die alles zu haben scheinen.
Und Reed, die bisher keine Freundinnen hatte und eher ein zurückhaltender
Mensch ist, will unbedingt dazugehören. Soweit, sogut.
Aber, das große Aber: Es passt alles nicht. Die Obsession,
die Reed entwickelt, passt weder zur Beschreibung von Reed noch ist sie für
mich als Leser nachvollziehbar. Man merkt relativ schnell, dass die Billings-Mädels
keine wirklichen Freundinnen sind, dass hier gemobbt, gepiesackt, gelästert und
gedemütigt wird. Mehr als einmal trifft es auch Reed. Und dennoch: Sie will es
trotzdem unbedingt. Das ist so unlogisch, da neben Reed einige Mädels
bereitstehen, die wirklich das Potenzial haben, Freundinnen zu werden. Alle
paar Seiten fragte ich mich, ob das Verhalten von Reed nachvollziehbar ist.
Fast immer sagte die Stimme in meinem Kopf: Nein, ist es nicht. An einigen
Stellen reflektiert Reed ihr Verhalten selbst, kommt sogar selbst zum Schluss,
dass es dumm ist und springt dann dennoch direkt, wenn die Billings-Mädels
schnipsen. Dazu kommt, dass Reed unbedingt mit diesen Mädels befreundet sein will,
ohne sie überhaupt wirklich zu kennen. Vielleicht bin ich mittlerweile zu alt,
um ein derartiges Verhalten nachvollziehen zu können.
Das Buch hat nicht viele Stärken, ganz im Gegenteil. Zwar
ist es wirklich easy to read, aber es bleibt auf einem absolut seichten,
oberflächlichen Niveau. Die Charaktere sind wahlweise naiv, unsympathisch,
sprunghaft oder gern auch einmal alles zusammen. Vor allem Reed fand ich von
der ersten bis zur letzten Seite unsympathisch. Die Billings-Mädels sind
größtenteils kleine Tyranninnen, Reed steht regelmäßig vor Aufgaben, die ihre
akademische Laufbahn für immer begraben könnten. Dazu kommt mit der Storyline
um Thomas eine kleine romantische Geschichte dazu. Aber auch hier ist das
Problem: Plötzlich ist er da, plötzlich ist sie in ihn verliebt, plötzlich wird
es ernst. Man lernt ihn kaum kennen, Reed kennt ihn kaum und verliebt sich
trotzdem und man sitzt wie bei einem Autounfall daneben, weil man eine Vorahnung
hat, was Thomas für ein Geheimnis haben könnte (ich habe mit meiner Vermutung
absolut ins Schwarze getroffen).
Ich denke, dass Private ein großes Problem hat: Das Buch
wurde bereits 2006 geschrieben. Damals, als soziale Medien noch kein Thema
waren, wo Gossip Girl gerade geboomt hat, da ist dieses Buch noch etwas
nachvollziehbarer als in der gegenwärtigen Zeit. Gerade die fehlenden modernen
Elemente fand ich schade. Leider wirkt Private jetzt aber nur wie etwas Halbgares,
was absolut in die Breite, nie aber in die Tiefe geht. Sobald ein Problem
entsteht, wird bereits zwei Seiten später entweder eine Lösung gefunden oder
das Problem kommentarlos begraben. Einzig ein kleiner Cliffhanger in der
Storyline um Thomas gegen Ende hin baut noch einen kleinen Spannungsbogen auf. Bei den allerletzten Seiten im Buch musste ich
dann allerdings nur noch müde lachen. Hier hat die Autorin eine fast schon
sektenartige Welt aufgezeigt, die als begehrenswert von Reed empfunden wird,
und ohne Rücksicht auf Verluste zu verfolgen ist. Vor dem Hintergrund, dass
hier ein Jugendbuch vorliegt, finde ich diese Message schon fast fatal.
Es ist nicht so, dass Private mich nicht unterhalten hat.
Das hat es. Ich habe es gern gelesen. Aber die Story hat keinen Tiefgang, die
Story hat keine sympathischen Charaktere, die Story hat nur einen minimale
Spannungsbogen und hinzu kommen noch mehr als zweifelhafte Verhaltensweisen.
Wer damit leben kann, kann hier also gefahrenlos zugreifen.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das
mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine
Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]