250 Seiten, erschienen als eBook im LYX Verlag am 06.09.2018 |
„Ich muss völlig den Verstand verloren haben, mich auf ein solch gefährliches Spiel mit ihnen einzulassen.“
(Celeste in Tempting the Beast)
Worum geht’s?
Celeste soll mit ihrem Bruder auf einer exklusiven Party jobben. Vor Ort trifft sie auf einen geheimnisvollen Mann namens Hunter, den sie für einen Privatdetektiv hält und der später mit einem Todesfall zu tun hat. Geschockt vom Miterlebten vertraut sich Celeste ihren Bruder an, der sie nach Hause schickt und sagt, er würde sich um die Sache kümmern. Nach dieser Unterhaltung sieht Celeste ihren Bruder nicht wieder, schlimmer noch, er verschwindet vom Erdboden, sein Name ist im Polizeisystem unauffindbar, seine Sachen verschwunden und Fotos von ihm fehlen. In großer Sorge wendet sich Celeste an den geheimnisvollen Privatdetektiv, der ihr helfen will, ihren Bruder zu suchen. Sein Preis? Sie, in seinem Haus, wann immer er will, wo immer er will, bis er ihren Bruder findet. Und aus Verzweiflung und Liebe zu ihrem Bruder entscheidet sich Celeste für diesen Deal mit „The Beast“…
Gestaltung / Schreibstil
Tempting the Beast erscheint als Ebook mit einem Umfang von 250 Seiten. Das Cover ist sehr schlicht gehalten und gibt keinen Hinweis auf den zu erwartenden Inhalt. Die schlichte Eleganz war es aber, die mich dazu gebracht hat, die Inhaltsangabe zu lesen, weil ich mir anhand des Covers überhaupt nicht vorstellen konnte, worum das Buch gehen könnte und in welches Genre es mich führen könnte.
Das Buch besteht aus 22 Kapiteln (eigentlich 21 und ein Rückblick) und wird teils aus der Sicht von Celeste und teils aus der Sicht von „The Beast“ Braden Hunter erzählt. Ich mag diese Erzählweise sehr, weil man so auch die Gedanken der Charaktere erfährt und unterschiedliche Blickwinkel aufs Geschehen erhält. Stilistisch unterscheiden sich beide Charaktere nicht wirklich voneinander. Der Schreibstil ist kurz und knackig, was für einen sehr guten Lesefluss sorgt. Ich konnte mich sehr schnell ins Buch finden.
Fazit
Um ein Fazit abzugeben, muss ich kurz aufgreifen, mit welchen Erwartungen ich an das Buch gegangen bin. Zunächst ist mir die Autorin bislang unbekannt gewesen und ich habe aufgrund des Klappentextes mich für das Buch entschieden. Die Kombination aus „der geheimnisvolle Böse“ und „die süße Unschuldige“ haben mich angesprochen und natürlich als großer Liebhaber des Märchens „Die Schöne und das Biest“ auch die angedeutete Anspielung auf die Story, wo die Schöne zur Gefangenen des Biestes wird. Um ehrlich zu sein, war ich mir zu Beginn des Buches nicht ganz sicher, ob „The Beast“ nun wirklich ein Biest oder – wie etwa bei Beastly – eine entstellte Person sein wird, ob hier fantastische Elemente auf mich warten werden oder es wirklich eine rein „normale“ Geschichte sein wird. Ich war erleichtert, als ich feststellte, dass wir hier keine verzauberten Haushaltsgegenstände haben und auch das Biest nicht pelzig und mit Fangzähnen ausgestattet ist. Überrascht war ich allerdings über den teils hocherotischen, aber nie billigen Anteil von Intimität.
Die Story enthält einige Elemente, die aus dem „Die Schöne und das Biest“ Märchen bekannt sind. Die moderne Adaption und ihre Umsetzung fand ich hierbei aber durchweg erfrischend. Sobald Celeste im „Schloss“ auftaucht, nimmt die Geschichte viel Fahrt auf. So tritt z.B. mit dem Charakter Kane als bester Freund und Kollege von Braden eine Person auf, die schwer durchschaubar, aber für einige Aspekte durchaus wichtig ist. Je weiter man kommt, desto faszinierter ist man von Braden, seinen Geheimnissen und der angedeuteten Hintergrundstory, was Braden und Celeste verbindet, von der Frage, was mit Celestes Bruder passiert ist, aber auch, was eigentlich passiert, wenn Braden ihn findet. Stück für Stück baut sich eine spannende, aber auch emotionale Geschichte auf, die in einem überraschenden Höhepunkt endet und mit einem traurigen Cliffhanger, der eigentlich kein Cliffhanger ist, aber sich wie einer anfühlt, das Buch schließt. Hat man die letzte Seite erreicht, so will man nur eins: Mehr.
****Es folgen im weiteren mögliche Spoiler****
Die Charaktere sind fast alle sehr ausgewogen dargestellt. Braden, ein wunderschöner Mann mit jeder Menge Geheimnissen, vielen Narben, einem Herz aus Eis – so scheint es zumindest- trifft auf Celeste, eine fast schon naive hübsche Frau, die Braden so fasziniert, dass sein Eisherz schmilzt. Die Chemie zwischen den beiden Charakteren stimmt von Anfang an, es geht zwar alles schnell, aber es wirkt nie übertrieben gehetzt. Es knistert gewaltig, auch in erotischer Hinsicht. Die Erotikparts sind hierbei aber nicht übermäßig lang und bleiben sehr stilvoll, wenn auch ziemlich explizit. Nur die Szene, wo Kane messerwerfend an sich Hand anlegt und Braden mit Celeste in Aktion beobachtet, lies mich doch etwas verstört zurück. Steht man nicht so auf Erotik, kann man diese Teile aber auch ohne Probleme überblättern, sie sind nicht so lang und kommen auch nicht so häufig vor. Darüber hinaus hat Braden einen doch ziemlich schnell in seinen Bann gezogen.
Spannend fand ich die Hintergrundgeschichte um Braden, der eine Art Auftragskiller oder wie er sagt Kopfgeldjäger ist. Eine derartige „Berufsgestaltung“ habe ich in vergleichbaren Geschichten noch nicht gefunden. Die hieraus entstehenden moralischen Fragen sind gut eingearbeitet und zeigen vor allem an Celeste, wie sie mit der Zeit von der – zugegeben anfangs sehr – naiven Beauty (so nennen Braden und Kane sie) immer weiter zur selbstbewussteren Frau wird, die auch reflektiert und teilweise in das Dilemma sogar mit hineingezogen wird.
Die vorherrschende Problematik im Buch ist definitiv die Frage, wer will eigentlich was. Celeste, die anfangs immer wieder an Flucht denkt, aber irgendwie doch bleiben möchte und Braden, der eigentlich Celeste so weit weg haben will wie nur möglich, aber sie nicht gehen lassen kann, weil er sie braucht. Bradens Entwicklung und die langsame Auflösung seiner Widerstände und das damit verbundene Preisgeben von immer mehr Aspekten aus seinem Leben fesseln einen dabei genauso, wie die Hoffnung, dass am Ende für beide eine Lösung steht, wie ihr Leben – natürlich zusammen! – weitergehen könnte. Der kleine Twist am Ende, der nach Celestes Entscheidung zu Braden zu halten, dann doch alles umwirft, kam überraschend, aber ein Stück weit auch vorhersehbar daher. Es war für mich klar, dass es nur eine Person geben könnte, die an dieser Stelle die beiden noch wieder auseinandertreiben könnte. Ich denke jedoch, dass Cameron auch nicht die ganze Geschichte um die verhängnisvolle Nacht kennt und warte so auf die Auflösung, was genau damals passiert ist, und seitdem das Schicksal von Celeste und Braden miteinander verbindet. Hinzu kommt auch die immer noch offene Frage, wieso es Braden so sehr nach Rache sinnt. Das Buch spielt also mit einer gesunden Mischung an Auflösung, um spannend zu sein, und Fragen, um spannend zu bleiben.
Einzig die generelle Frage, ob ein normaler Mensch sich auf diesen Deal einlassen würde, macht die Story etwas schwer greifbar. Schaut man hierüber aber einfach hinweg und behandelt das Buch als die Fiktion, die es nunmal auch ist, so findet man eine wunderbare Story mit viel Spannung, einer Prise Erotik und tollen Charakteren. Ich kann Band 2 gar nicht abwarten und bin gespannt, ob es hierbei ähnlich wie bei dem zugehörigen Märchen darum gehen wird, dass diesmal vielleicht Celeste zurückkehren muss, um ihr Biest – vor sich selbst? – zu retten.