„Ich bin keine Sensationsgeschichte für ihn. Ich bin ein Albtraum, dem weder er noch ich entkommen önnen, indem wir einfach die Straßenseite wechseln.“
(Brooke in Even If I Fall)
(Brooke in Even If I Fall)
Worum geht’s?
Vor einem Jahr brach die Welt von Brooke zusammen, als ihr geliebter älterer Bruder den Mord an seinem besten Freund Calvin gestand. Brooke und ihre Familie wurden zu Ausgestoßenen, von allen gemieden, und unfähig einander zu trösten. Brookes einziger Trost bleibt das Eiskunstlaufen. Doch als sie Calvins jüngerem Bruder Heath begegnet, ändert sich alles. Brooke braucht jemanden zum Reden … und Heath auch. Nur sie können nachvollziehen, wie es sich anfühlt. Ihr Bruder: lebendig, aber weggesperrt. Sein Bruder: tot, aber allgegenwärtig. Bald treffen sie sich heimlich und neben seiner Wut und ihrer Schuld beginnen sie Gefühle füreinander zu entwickeln, mit denen beide nicht gerechnet haben …
Even If I Fall ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Brooke geschrieben. Das Buch beinhaltet Themen aus dem Bereich Tötung und Verlust.
Meine Meinung
Anspruchsvolle Bücher, die herausfordern, sind absolut mein Ding. Deswegen war es absolut klar, dass dieses Buch bei mir einziehen muss. Sie ist die Schwester des Mörders, er der Bruder des Getöteten. Ich hatte keine wirkliche Vorstellung, was mich hier erwarten wird, aber schon nach wenigen Seiten war ich absolut gefesselt und habe das Buch wirklich in einem Rutsch durchgelesen.
Brooke und Heath sind zwei Charaktere, mit denen man nur mitleiden kann. Beide sind Leidtragende von einer Tat, die beide Familien für immer verendet hat. Brookes Bruder Jason hat unstreitig Heaths Bruder Cal umgebracht, beide waren beste Freunde und Jason hat die Tat gestanden und sitzt nun im Gefängnis. Spielen tut das Buch nun ein Jahr später. Brookes Familie lebt zurückgezogen, Brooke hat Onlineschooling, die Familie bestellt ihre Lebensmittel und hat eigentlich zu niemanden mehr Kontakt. Sie haben viel Hass und Wut abbekommen für das, was Jason getan hat. Mit Brooke erlebt der Leser nun also eine Familie, die ihren Verlust verarbeiten muss, denn Jason sitzt im Gefängnis und wird dort auch dreißig Jahre nicht mehr herauskommen, gleichzeitig aber auch die Erkenntnis verarbeiten muss, dass er Leben genommen hat, ausgerechnet von seinem besten Freund. Gleich vorweg möchte ich betonen, dass es bei dem Buch wenig um die Frage geht, ob Jason es war (das ist unstreitig), sondern eher darum, was in der Nacht genau passiert ist und wieso Jason es getan hat. Diese Frage treibt Brooke um, während sie täglich den Überrest ihrer Familie erleben muss. Der Vater zieht sich zurück, beim Essen wird nicht mehr geredet, ihre Schwester läuft nur noch mit Kopfhörern rum. Zwischendurch gibt es Gefängnisbesuche und den Hass der Stadt, die Verurteilungen der Stadtbewohner. Es ist eine bedrückende Stimmung, die die Autorin toll eingefangen hat, ohne dabei die sensible Sache außer Acht zu lassen, dass Jason schuldig ist. Sie zeigt beeindruckend, wie eben auch auf seine Familie die Tat Auswirkungen hat.
Auf der „anderen“ Seite steht Heath, der selbst nicht Erzähler ist, aber mit dem sich Brooke bald regelmäßig trifft. Die Unterhaltungen sind von der Zwiespältigkeit geprägt, dass beide jemanden zum reden brauchen, aber ein falsches Wort die Dynamik zerstören könnte. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass Heath als Erzähler mehr Einblicke in das Familienleben der Opferfamilie gewähren würde, aber die Auswirkungen sind trotzdem genug aufgezeigt. Ganz langsam entwickelt sich zwischen beiden eine Art Freundschaft, wo später auch weitere Gefühle hinzukommen, aber auch jede Menge Wut, Enttäuschung und Angst. Es ist ein Cocktail aus Emotionen, den man einfach erleben muss und den man hier schwer beschreiben kann. Die Autorin hat das wirkliche toll hinbekommen.
Was mir leider aber nicht so gefallen hat, war der Anlass, wieso sich Brooke und Heath dann längere Zeit treffen. Es wirkte für mich unpassend und wie ein Vorwand, was er irgendwie auch ist, dafür aber dann doch viel Raum einnimmt. Hier hätte ich mir glaube ich doch lieber mehr Einblicke in die Gefühlswelt der Familien gewünscht. Ansonsten gibt es am Ende die Auflösung, was wirklich in der Nacht passiert ist. Ich war dankbar dafür, dass die Autorin ein derartiges Ende gewählt hat, denn ich habe etwas Anderes befürchtet und hätte das unglaubwürdig gefunden. Der Twist, woher man nun weiß, was passiert ist, war für mich leider nicht überraschend, ich denke, wenn man aufmerksam liest, kann man es sich denken. Aber ich möchte nicht meckern, denn ich fand, dass das Buch wirklich gut gelungen ist, für mich aber kaum eine Lovestory, sondern eher ein Drama ist. Wer also viel Liebe sucht, ist hier eindeutig falsch.
Mein Fazit
Even If I Fall ist eine beeindruckende Geschichte um Verlust und die Auswirkungen einer Tötung auf beide Familien - die des Täters und des Opfers. Die Liebesgeschichte ist sehr seicht, aber das Buch lebt auch eher von den Einblicke. Ein besonderes Buch, wenn man moralisch und emotional herausgefordert werden möchte.
Bewertung: ★★★★☆
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]