"Du hast ein Rückgrat – du musst dich nur daran erinnern, wie man es benutzt.“
(Grandma Mimi zu Perci in The Do-Over)
(Grandma Mimi zu Perci in The Do-Over)
Worum geht’s?
Perci hat es nicht leicht: Erst wird sie von ihrem Ex auf die denkbar demütigendste Weise abserviert (Zu Silvester! Live im Radio!), dann mischt sich ihre übergriffige Mutter in ihr Liebesleben ein. Um sie sich vom Leibe zu halten, erfindet Perci einen Fake-Boyfriend und nennt dummerweise den Namen ihres Nachbarn. Ihres sehr, sehr heißen Nachbarn. Der keine Ahnung hat, dass er Perci angeblich datet …
The Do-Over ist ein Einzelband und in sich geschlossen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Perci geschrieben. Das Buch beinhaltet sexuellen Content. Es sind potenziell triggernde Inhalte aus dem Bereich Fatshaming / Bodyshaming enthalten.
Meine Meinung
Als mir The Do-Over auf der Messe vorgestellt wurde, war mir sofort klar, dass ich das Buch lesen möchte. Eine Plus Size Protagonistin, ein heißer Nachbar und jede Menge Witz? Das klingt perfekt. Und in vielen Punkten war dieses Buch es auch – aber vor allem ist es eine Geschichte, die ganz anders ist, als man erwartet. Gleich vorab: Für mich ist The Do-Over eine Lebensgeschichte und keine Liebesgeschichte.
Percis Leben ist turbulent und gleichzeitig hochgradig langweilig. Das behauptet zumindest ihr Ex, der statt einen Antrag zu machen öffentlich über das Radio mit Perci Schluss macht. Sie sei einfach zu langweilig und ja, vielleicht hat er recht. Verletzt, enttäuscht und von ihrer Familie unter Druck gesetzt, fängt Perci an, sich Vorsätze zu machen für ihr neues Jahr. Doch alles kommt ganz anders, als sie denkt. Der Nachbar, der mit der vorlauten Lilah neben ihr wohnt, wird plötzlich ihr Fake-Freund, statt im familiären Betrieb Kreditanträge zu abzuarbeiten (wohlgemerkt unter Aufsicht ihres furchtbaren Exfreundes) landet Perci in einem Kindergarten und sie wird „die neue Perci“, die auch mal Widerworte gibt. Chaos eindeutig vorprogrammiert.
The Do-Over ist eine dieser Geschichten, die einen von Anfang an mitreißt. Perci ist eine starke Protagonistin zum Mitleiden, Mitfluchen und Mitfreuen. Der Leser darf sie begleiten, wie sie sich ihr Leben wiedererobert, wie sie endlich macht, was für sie gut ist. Doch dabei kriegt sie ordentlich Gegenwind, vor allem von ihrer Mutter. Toxische Sprüche, verletzende Worte, vermeintlich gut gemeinte Ratschläge – hier findet man alles. Percis perfekte Schwester mit dem widerlich perfekten Verlobten, der aber jedes Mal negativ in Erinnerung bleibt, wenn er auftaucht. Es geht sehr viel um Schein statt Sein, um Erwartungshaltung durch die Außenwelt und viele Sachen taten mir im Herzen weh. Doch Perci löst sich davon, arbeitet ehrenamtlich in einer Stelle für Frauen, die aus dem Gefängnis kommen und versuchen, wie ins Leben zu finden. Es ist eine tolle Entwicklung, die gegen Ende aber auch einiges an reflektierter Kritik mitbringt, denn natürlich hat auch Percis Entwicklung ihre Schattenseiten. Garniert wird das ganze Buch mit unschlagbaren Humor, vor allem was Percis Großmutter Mimi angeht, die zu Beginn jedes Kapitels witzige Kalendersprüche abgibt und auch zwischendurch definitiv nicht auf den Mund gefallen ist. Die komplizierten Familiengeflechte ziehen sich durch das ganze Buch, mit Percis Bedürfnis, ihre Mutter glücklich zu machen, aber gleichzeitig dem Gefühl, an den Erwartungen zu zerbrechen, weil sie sie unglücklich machen. Mehr als einmal wollte ich Percis Mutter, aber auch ihre Schwester ordentlich schütteln. Und ich finde, dass dies immer ein gutes Zeichen ist, wenn man emotional im Buch involviert ist.
Was mich leider nicht abholen konnte, war allerdings die versprochene Liebesgeschichte. Dieses Buch „verdient“ dieses Label einfach nicht, denn die Beziehung mit Nate ist eine nette, unterstützende Nebengeschichte, aber Perci braucht Nate nicht, Perci braucht keinen Mann an ihrer Seite, um ihren Wert zu finden und sich selbst zurückzugewinnen. Entsprechend untergeordnet plätschert die Geschichte im Hintergrund daher, es gibt ein paar nette Dates, nette Worte, aber es fehlt leider komplett die Tiefe und vor allem das Gefühl zwischen den beiden, was ich sehr schade fand. Auf einmal wird aus Fake Ernst, aus Nachbarn Datingpartner und genauso schnell knallt es zwischen beiden wieder. Die Szenen mit Lilah sind süß, bringen ein wenig Trubel in die Geschichte, aber ehrlich gesagt hätte es die ganze Nate-Storyline gar nicht gebraucht, denn Percis Entwicklung ist schon Handlung genug und hat mich vollkommen entertaint.
Mein Fazit
The Do-Over ist eine unterhaltsame, spritzige Lebensgeschichte um Perci, die sich aus der Erwartung ihrer Mutter herauskämpft. Eine starke Entwicklung mit viel Humor, aber dafür eine schwache Liebesgeschichte, die es vielleicht auch gar nicht gebraucht hätte. Tolles Buch für Zwischendurch zum Lachen!
Bewertung: ★★★★☆
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]