„Und dann befand ich mich wieder genau da, wo ich angefangen hatte. Ich stürzte im freien Fall von einer Klippe und wusste nicht, wann ich auf dem Boden aufkommen würde.“
(Bay in The years I dreamed of you)
(Bay in The years I dreamed of you)
Worum geht’s?
Vier Jahre ist es nun her, seit Darren Keyton seiner großen Highschool-Liebe Bay das Herz gebrochen hat - vier Jahre, seit sie aus seinem Leben verschwunden ist. Doch das Schicksal gibt den beiden eine zweite Chance: Ihre Wege kreuzen sich wieder, als Keytons Footballtrainingslager an Bays Universität stattfindet. Plötzlich hat Keyton die Möglichkeit, seinen Fehler wiedergutzumachen und ihr zu zeigen, wie sehr er sie immer noch liebt. Denn eins weiß Keyton ganz genau: Egal wie schwer es für ihn sein wird, die Last seiner Vergangenheit hinter sich zu lassen und Bay zurückzugewinnen, er wird nie aufhören, für sie und ihre Liebe zu kämpfen.
The Years I dreamed of you ist Band 2 der „Loving You“-Reihe. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und wird fortgesetzt. Vorkenntnisse sind zwingend erforderlich.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird durch Dare und Bay in der Ich-Perspektive. Die Geschichte verläuft chronologisch. Das Buch beinhaltet sexuellen Content.
Meine Meinung
Diese Rezension zu schreiben fällt mir wahnsinnig schwer. Denn selten lag meine Meinung zu Bänden einer Reihe so sehr auseinander wie hier. Während Band 1 für mich ein großes Highlight war, was mich mit Schmerz und Hoffnung begeistern konnte, war ich bei Band 2 mehr als einmal geneigt, das Buch abzubrechen oder wahlweise an die Wand zu werfen. The Years I dreamed of you fällt vermutlich unter die Kategorie „Verkehrsunfall, aber man kann nicht wegschauen“. Eine emotionale Herausforderung und ich möchte gern erklären, wieso…
Am Ende von Band 1 trafen Bay und Dare nach vier Jahren wieder aufeinander. Viel hat sich getan, dachte ich zumindest. Bay hat ihr Studium zur Buchhalterin abgeschlossen, gerade die Uni beendet und überbrückt mit einem Job in einem Musikstudio sowie als Wohnheimleitung die Zeit bis zum Jobantritt. Seit den Vorkommnissen am Ende von Band 1 hat sie nicht mehr gesungen, nicht mehr singen können. Und nun steht der Grund wieder vor ihr: Dare. Er ist mittlerweile ebenfalls an der Uni gewesen und hat sich als Football-Spieler einen Namen gemacht, sodass er jetzt im Rahmen der Drafts zu einem Trainingslager einer Mannschaft antritt. Er trauert Bay noch immer hinterher und hat seit dem Ende von Band 1 die Heimatstadt nicht mehr besucht, keinen Kontakt mehr zu seinem Vater und hat alle Verbindungen niedergebrannt. Nun stehen sie sich gegenüber und Bay weist Dare sofort zurück. Sie macht klar, dass sie nicht mit ihm reden möchte, aber er lässt nicht locker, will sich erklären, entschuldigen. Und bereits hier hatte ich Bauchschmerzen. Zwar erfährt man, dass insbesondere Dare in den letzten Jahren sehr viel an Bay gedacht hat, seine Nummer ihretwegen nicht gewechselt hat und sogar versucht, wiedergutzumachen, was er ihr angetan hat. Er will nicht mehr der Junge sein, von Wut getrieben, stets vom nächsten Ausbruch entfernt. Das Problem? Er will es vielleicht, aber er ist es nicht.
Und hier fingen die Probleme an. Während Bay wahnsinnig reflektiert daherkommt, man das Gefühl hat, dass sie sich sehr entwickelt hat und vor allem auch von ihrem Mauerblümchen-Image weggekommen ist, wirkt es so, als sei Dare steckengeblieben. Seine Motivation ist ehrenhaft und es ist mehr als verständlich, dass er nicht wie sein Vater sein möchte. Aber Dare zeigt auf jeder Seite des Buches, dass er sich nicht mit sich selbst auseinandergesetzt hat, nicht mit den Traumata seiner Vergangenheit (insbesondere als man von der Szene mit Dares schlafendem Vater erfährt, müsste beim Leser jegliche Alarmglocke läuten) und er scheint auch nicht zu erkennen, welche Chance ihm gerade mit den Drafts geboten wird. Denn bereits kurz nach dem Aufeinandertreffen mit Bay fängt er an, sich nicht an die Regeln des Trainingscamps zu halten. Lieber begleitet er Bay, die gwzungenermaßen seine Hilfe braucht, und ignoriert dabei die Ausgangssperre. Oder bereitet sich nicht richtig auf das Training vor. Lässt sich andauernd wegen Nichtigkeiten provozieren. Und hier kam erstmals ein Gedanke: Was ist, wenn ich Bay und Dare einfach nicht mehr shippen kann? Was ist, wenn die jugendliche Liebe zu sehr ins toxische abgedriftet ist? Kann ich eine derartige Abhängigkeitsbeziehung, wo ein Part sich für den anderen zu sehr aufgibt, gutheißen? Nein, kann ich nicht. Dare mag sich nun zu Keyton umbenannt haben, aber nur weil er sich von seiner Vergangenheit distanziert, hört der Fluch der Vergangenheit nicht auf, ihn zu jagen.
Leider tut die Autorin für die Beziehung aber auch generell sehr wenig. Nach Bays anfänglichem Widerwillen, mit Dare zu sprechen, fällt sie über Dare her, um zu sehen, ob sie ihre Beziehung zu ihm zu sehr glorifiziert hat. Und ab da daten die beiden irgendwie wieder. Wo waren die Gespräche, die Aufarbeitung? Es tut mir leid, aber es war zu sehr drübergebügelt, zu wenig kommuniziert und vor allem: Nichts aufgearbeitet. Bay und Dare verfallen sehr schnell wieder in alte Muster und es fühlte sich nicht gut oder richtig an. Ich weiß nicht, ob dies die Intention der Autorin war, denn zumindest für Band 3 öffnet dies natürlich sehr viel Raum für Entwicklung. Aber für Band 2 war es leider eine Katastrophe. Aneinanderreihung von Sexszenen, befremdlich wirkende Szenen außerhalb, Dare im Trainingslager, was er gar nicht ernstnimmt und wo recht früh klar war, wie das enden wird. Und hinzu kommt die Storyline um Bay, deren Stimme endlich entdeckt wird und der eine gigantische Karriere angeboten wird. Fast schon ängstlich habe ich Bays Gedankenwirrwarr verfolgt, wie sie sich fragt, was sie machen soll. Fast schon verzweifelt habe ich Dares Planungen für die Zukunft zu Kenntnis genommen, die viel zu sehr mit Selbstaufgabe zu tun haben als mit einer gesunden, stabilen Beziehung. Und als dann der große Knall kurz vorm Ende kam, fühlte ich mich bestätigt und zurückkatapultiert zugleich. Denn Dare hat offenbar nichts gelernt. Umso dankbarer war ich aber dafür, dass zumindest Bay es erkannt hat: Die beiden werden keine Zukunft haben, solange Dare sich nicht seinen eigenen Dämonen stellt. Und das ist der wirklich absolut einzige Grund, wieso ich nach diesem Band überhaupt noch in Betracht ziehe, Band 3 zu lesen: Weil ich Hoffnung habe, dass die Autorin ein würdiges, greifbares Finale für Bay und Dare bereithält. Denn nach Band 2, der zwar jede Menge Gefühl, aber ganz sicher nicht die guten, in mir ausgelöst hat, kostet es mich definitiv Überwindung, Dare und auch der Beziehung von Dare und Bay noch eine Chance zu geben.
Mein Fazit
Heiß erwartet, aber schwer enttäuscht: Band 2 konnte mich nicht begeistern. Während sich Bay weiterentwickelt hat, scheint Dare stehengeblieben zu sein. Die gleichen Probleme zerstören erneut die Grundlage der beiden und ich habe mehr als einmal gezweifelt, ob ich die Verbindung der beiden überhaupt unterstützen kann. Problematisch, teilweise toxisch und ganz sicher fragwürdig – ich hoffe, die Autorin kann in Band 3 das Ruder doch noch herumreißen.
Bewertung: ★★☆☆☆
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]