560 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im Forever-Verlag am 30.03.2023 |
(Knox zu Naomi in Things we never got over)
Worum geht’s?
Der Tag könnte für Naomi nicht schlechter laufen. In einer Kurzschlussreaktion flieht sie von ihrer eigenen Hochzeit, wird von ihrer entfremdeten Zwillingsschwester ausgetrickst, steht ohne Auto und Handtasche da und muss sich plötzlich um ihre Nichte kümmern, von der sie nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. Entgeistert bittet sie im erstbesten Diner um Hilfe – und wird hochkant herausgeworfen. Denn ihre Zwillingsschwester, der sie zum Verwechseln ähnlich sieht, ist in Knockemout äußerst unbeliebt. Und als ein attraktiver Fremder sie auf der Straße anbrüllt, reißt ihr die Hutschnur. Wo ist sie hineingeraten? Bad Boy Knox hat in seinem Leben keinen Platz für Drama. Doch die wunderschöne Fremde, die aus dem Nichts für Unruhe in Knockemout sorgt, bringt alles durcheinander. Als Naomis Leben direkt vor seinen Augen implodiert, ist das Mindeste, was Knox für sie und ihre Nichte tun kann, sein Gästehaus anzubieten. Doch dann werden aus ihren Schwierigkeiten handfeste Probleme …
Things we never got over ist Band 1 der Knockemout-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Charaktere der Folgebände kommen jedoch bereits vor.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Naomi und Knox in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet sexuellen Content. Es sind potenziell triggernde Thematiken enthalten.
Meine Meinung
Booktok-Hypes und ich sind nicht wirklich kompatibel. Das habe ich schon häufiger festgestellt. Trotzdem hat mich die allgemeine Begeisterung für die Reihe gefangen genommen und da ich von der Autorin bereits andere Titel gelesen habe, wollte ich es wagen und habe zum Buch gegriffen. Und was soll ich sagen: Nach fast sieben Stunden Lesezeit (Vorsicht, das Buch wirkt nicht übermäßig dick, hat es aber voll in sich!) bin ich lachend und begeistert aus dem Buch herausgegangen.
Der etwas wirre Klappentext fasst eigentlich schon recht gut zusammen, was einen hier erwartet: Jede Menge Chaos. Aber hinter dem Buch verbirgt sich doch deutlich mehr. Die Geschichte beginnt mit Naomi, die in einer Nacht und Nebel-Aktion ihre eigene Hochzeit verlässt und nach Knockemout kommt, wo ihre Zwillingsschwester, zu der sie schon lange keinen wirklichen Kontakt hat, sie um Hilfe bittend hinbestellt hat. Naomi, eigentlich eine gestandene Frau, verfällt in der Geschichte immer wieder in eine leichte Grundnaivität, was für so einige Momente sorgt, wo man sie gern schütteln möchte. So auch bereits zu Beginn, denn ihre Schwester Tina klaut ihr Auto (inklusive Handtasche), räumt ihr Hotelzimmer leer (inklusive Bargeld) und hinterlässt ihr dankenswerter Weise sogar noch Waylay, ihre 11jährige Nichte. Zu allem Übel ist Tina in dem Ort verhasst, sodass Naomi viele Anfeindungen – insbesondere von Knox, dem örtlichen Badboy – über sich ergehen lassen muss. Wäre jeder normale Mensch jetzt wohl geflohen, wirft sich Naomi in das Chaos, versucht eine Mutterfigur für Waylay zu sein, ihr Leben wieder auf die Reihe zu kriegen und idealerweise ihren Ex dabei noch abzuschütteln.
Bei Things we never got over erwartet den Leser wirklich alles: Dank Tina hat man eine Art Crime-Story, dank Knox jede Menge Enemies to Lovers, Grumpy x Sunshine Elemente, Cosy Smalltown mit jeder Menge Flurfunk, mit Waylay eine taffe junge Dame, die Naomi regelmäßig vor Herausforderungen stellt und mit Knox Bruder Nash vielleicht sogar noch ein bisschen Flirty Triangle. Klingt nach viel? Ist es auch. Umso überraschter war ich, dass es funktioniert, denn so wird das Buch erstens niemals langweilig und zweitens stolpert Naomi quasi von einem Chaos ins nächste. In der Mitte des Buches gibt es zwar einige Längen, insbesondere was das Hin und Her zwischen Knox und Naomi angeht, aber das ganze Drumherum war mitreißend genug, dass es mich nicht gestört hat. Das Buch bietet einfach so wahnsinnig viel. Da ist etwa der komplett beschützerische (manchmal etwas zu machomäßige) Knox, der von Naomi so manchen Spruch reingedrückt bekommt, sich mit Händen und Füßen gegen seine Gefühle wehrt und trotzdem vor Naomi quasi töten würde. Da ist der überdrehte beste Freund Stef, der Naomi nachreist und sie bekräftigt, dass es die richtige Entscheidung war, vom Altar geflohen zu sein. Auch die Geschichte, wieso sie am Ende nicht geheiratet hat, kann absolut überzeugen und spricht ein wichtiges Thema an. Da ist Waylay, verlassen von ihrer Mutter, nun an der Seite ihrer vermeintlich spießigen Tante, die so viel falsch macht und gleichzeitig dabei eigentlich alles richtig. Da sind Nash und Knox, das ungleiche Bruderpaar, was sich manchmal einfach prügelt, um Meinungsstreitigkeiten zu klären – wohlgemerkt mit Ende 30, Anfang 40. Da ist Liza J, die tolle Großmutter von Knox und Nash, die so schrullig und liebevoll zugleich für Waylay und Naomi sorgt.
Ja, das Buch bedient ohne Frage jede Menge Klischees, verarbeitet die beliebtesten Stereotypen und übertreibt es an vielen Stellen – vor allem hinten beim finalen Showdown – gern. Aber es passt, es ist stimmig und die Leichtigkeit, mit der die Autorin hier die Storylines miteinander verdreht, passt zum Buch. Wer also viel Tiefe, intensive Gefühle, gigantische Plottwists und jede Menge durchdachte Handlungen sucht, sollte das Buch eher nicht lesen. Das Buch lebt von „Echt jetzt?“, „ist das dein Ernst?!“ und „ich möchte dir eine runterhauen, damit du klar im Kopf wirst“-Momenten. Und das hat mir so viel Spaß gemacht. Obwohl ich fast sieben Stunden gebraucht habe, habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen – jede Menge Lacher, Schmunzler und „ich wusste es!!“-Ausrufe inklusive. Ich werde auf jeden Fall für Band 2 (über den Goodguy Polizisten Nash) und Band 3 (über den dritten Freund Lucian, der sich hier sehr geheimnisvoll zeigt) zurückkehren. Ein Buch, was sich manchmal selbst nicht so ernst nimmt, und damit einfach verzaubern kann.
Mein Fazit
Things we never got over ist ein energiegeladenes Romance-Buch, was irgendwie von allem ein bisschen hat und trotzdem gut funktioniert. Es ist kein herzzerreißendes Buch, aber es vereint Charme, Witz und Gefühl gut miteinander. Ein wenig chaotisch, ein wenig schrullig und sicher auch voller Klischees, aber wahnsinnig unterhaltsam und mitreißend – definitiv eine Leseempfehlung von mir.
Bewertung: ★★★★★
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]