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400 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im LYX-Verlag am 29.10.2021 |
(Josephine in We don’t talk anymore)
Worum geht’s?
Josephine Valentine und Archer Reyes sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich, obwohl sie doch unterschiedlicher nicht sein könnten: Zwar besuchen beide die elitäre Exeter Academy, aber während Josephine als Tochter reicher Eltern mit Privilegien und Erwartungen aufwächst, muss Archer für seine Chancen und Erfolge kämpfen. Doch als sie bemerken, dass aus ihrer Freundschaft Liebe wird, ändert sich alles zwischen ihnen. Aus Angst, ihre Gefühle könnten nicht erwidert werden, halten Archer und Josephine ihre neuen Empfindungen verborgen. Zu groß ist ihre Sorge, den einen Menschen zu verlieren, der sie vervollständigt. Und dann ist da noch ein dunkler Schatten in Archers Umfeld, von dem Josephine nichts weiß und der all ihre geheimen Träume und Hoffnungen zerstören könnte…
We don’t talk anymore ist Band 1 der Anymore-Dilogie. Die Geschichte ist nicht in sich geschlossen und wird in We don’t lie anymore fortgesetzt.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Die Geschichte wird wechselnd durch Josephine und Archer in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist locker, angenehm lesbar und kann einen mitreißen.
Meine Meinung
Julie Johnson ist für mich eine Hit or Miss Autorin. Entweder kann sie mich mit ihren Geschichten begeistern oder überhaupt nicht überzeugen. Etwas skeptisch bin ich an das Buch hier herangegangen, weil der Klappentext ein wenig zu gewöhnlich klang und ich mich vor allem auch gefragt habe, wie man hier eine Dilogie daraus machen möchte. Aber tatsächlich haben mich Archer und Josephine am Ende verzaubert, wenn auch mit einigen Abstrichen.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir etwas schwer. Irgendwie startet das Buch gefühlt direkt mittendrin und ich brauchte etwas, bis ich ein Gefühl für die Situation entwickeln konnte. Josephine und Archer sind grundgegensätzlich: Seine Eltern arbeiten für ihre Familie, er kann nur dank des großzügigen Schulgeldes von Jos Eltern auf die Privatschule gehen. Gleichzeitig hat Archer viele Freunde, ist ein beliebter Baseball-Spieler und hat rosige Aussichten. Jo hingegen ist eher zurückhaltend, sehr strebsam und versucht, durch gute Noten die Liebe ihrer Eltern zu kriegen. Denn die versagen als Eltern auf voller Linie, sodass eher Archer Eltern für Jos Wohlergehen sorgen. Beide sind schon seit Ewigkeiten befreundet – doch mit dem Alter wurden die freundschaftlichen Gefühle intensiver. Das merkt man von Anfang an, dass hier viel mehr als Freundschaft vorliegt und beide sich einreden, dass nicht mehr aus ihnen werden darf, weil wenn es schiefgeht, was bleibt dann? Nichts. Und davor haben beide zu große Sorge. Archer holt daher zum großen „wie verhindere ich Gefühle“-Schlag aus und stößt Jo weit von sich. Verletzt und enttäuscht von Archer, aber auch von sich selbst, fängt Jo an, aus sich herauszukommen. Plötzlich interessieren sich andere Jungs für sie, die beliebten Mädchen an der Schule werden zu ihren (fragwürdigen) Freudinnen. Ein stets Voneinander-Wegstoßen beginnt, bei dem man sich die ganze Zeit fragt, ob beide nicht merken, wie sie sich verhalten.
We don’t talk anymore überzeugt jetzt nicht gerade mit seiner umfassenden Handlung. Aber das hat mich gar nicht so sehr gestört, einfach weil das Verhalten von Jo und Archer einen ausreichend unterhalten kann. Man kriegt ein wenig vom Schulleben mit, von Archers Karriereplänen und ein solides Drumherum, sodass man die Charaktere gut verstehen kann. Die Autorin hat gute Handlungsnebenstränge eingeflochten und insbesondere natürlich der „dunkle Schatten“ in Archers Umfeld bringt ein wenig Spannung rein. Nichtsdestotrotz schafft es das Buch dadurch aber leider nicht über ein „wunderbar für Nebenbei“ hinaus, einfach weil ich das Gefühl hatte, es geht einfach mehr. Auch mit diesem „Einstieg mittendrin“ fühlte ich mich ein wenig verloren. Die Charaktere haben mich dafür aber gleichzeitig wahnsinnig gut abgeholt, ich mochte beide von Anfang an, ich habe vor allem mit Jo auch sehr viel mitgelitten. Ihre Eltern sind eine Katastrophe, dabei ist sie so ein wunderbar liebevoller Mensch, dass man kaum glauben kann, dass sie von solchen Leuten abstammt. Archer ist der typische Good Boy, der vielleicht nicht immer so wirkt, aber für Jo mehr als nur durchs Feuer gehen würde – das merkt man von Anfang an. Ich hätte beide gerne noch mehr kennengelernt und bin gespannt, wie es sich in Band 2 entwickeln wird. Ihre Entwicklung, die Beziehung zueinander waren auf jeden Fall gut ausgestaltet.
Beim Finale des Buches bin ich leider etwas unschlüssig, wie es mir gefallen hat. Es war klar, dass das Buch einen Cliffhanger-Moment braucht und ich habe bereits erwartet, dass es mit der Thematik um Archers Familie zu tun haben wird. Wie es dann aber umgesetzt wurde, war etwas wild und vielleicht auch etwas übertrieben. Ich habe es nicht so wirklich gefühlt und fand es irgendwie unpassend und zu künstlich. Gleichzeitig tat es auch ganz schön weh – im Hinblick auf Archers Zukunft und auch in Gedanken an Josephine und Archer. Allerdings bleibt bei mir die Befürchtung, dass die Autorin in Band 2 einige der nun offenstehenden Konflikte recht einfach wegbügeln wird. Weiterlesen muss ich nach diesem Ende aber auf jeden Fall.
Mein Fazit
We don’t talk anymore ist ein starker Auftakt in eine interessante Friends to Lovers-Dilogie, die mit zwei tollen Protagonisten punkten kann. Die Geschichte ist zwar insgesamt eher handlungsarm, dafür geht es viel mehr um die Entwicklung der beiden und ihrer Beziehung zueinander. Alles in allem ein Buch, was sich gut lesen lässt, teilweise aber auch einfach mehr Input hätte vertragen können. Das Ende ist fies und man braucht hier eindeutig Band 2.
Bewertung: ★★★★☆
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]