25.02.2021

Katie Weber - Reigndown (Prestige 3)

300 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch als Selfpublisher am 27.11.2020
„Carter Reign schien so etwas wie mein Sicherheitsnetz, das mir all die letzten Jahre gefehlt hatte.“
(Bethany in Reigndown)


Worum geht’s?

Carter ist der Strahlemann von Prestige, immer gut gelaunt und darauf bedacht, alle glücklich zu machen. Doch in seinem Inneren sitzt eine große Leere, gefüllt mit seinem größten Geheimnis. Als er auf Bethany trifft, die ihn in einer zweideutigen Situation erwischt und trotzdem keine Vorurteile zieht, scheint es so, als wäre das erste Mal ein kleines bisschen Licht in Carters Seele gedrungen. Sofort ist ihm klar: Dieses Mädchen muss zu Prestige – und schon bald will er sie auch an seiner Seite haben…

Reigndown ist Band 3 der fünfteiligen Prestige-Reihe. Die Geschichte um Carter und Bethany ist grundsätzlich in sich geschlossen, für ein besseres Verständnis sollten aber die Vorbände gelesen werden.

Schreibstil und inhaltliche Hinweise


Die Geschichte wird nach einem kurzen Prolog chronologisch erzählt, abwechselnd aus der Sicht von Carter und Bethany in der jeweiligen Ich-Perspektive. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr angenehm und gut lesbar. Ich habe das Buch in einem Zug gelesen. Sprachlich liegt das Buch auf einem normalen Niveau für New Adult Bücher, die Sätze sind nicht sonderlich komplex und daher kommt man leicht durchs Buch. Das Buch enthält keine expliziten Erotikszenen, es gibt jedoch einige Flüche und Kraftausdrücke.

Meine Meinung


Nachdem ich von Kingsfall und Knightrise wirklich sehr begeistert war, habe ich mich extrem gefreut, an die BU zurückzukehren. Bisher hatte ich zu Carter noch keinen großen Bezug, da er eher ein Randcharakter in den Vorbänden war, das sollte sich jetzt aber hoffentlich ändern. Ebenso habe ich mir mehr Einblicke in Prestige erhofft. Am Ende des Buches muss ich zwar sagen, dass ich diese bekommen habe. Aber nicht immer ist man dann auch glücklich.

Aufhänger des Buches ist in erster Linie, dass Holden aus Band 2 möchte, dass seine Sky eine Chance zur Aufnahme bei Prestige bekommen. Kaylan entscheidet, fortan generell mehr nach Mädchen zu gucken als Mitglieder, immerhin ist seine Freundin Sav ja auch in der Verbindung. Als Prestige Sky ihrer ersten Prüfung unterziehen möchte, kommt plötzlich Bethany ins Bild und „rettet“ Sky aus der vermeintlich gefährlichen Situation. Hierbei trifft sie auf Carter und sofort ist eine gewisse Anziehung zwischen den beiden da. Bethany hält Carter aber auf Abstand, denn ihre tragische Vergangenheit möchte sie geheim halten. Carter hingegen ist so fasziniert von ihr, dass er sie als neue Anwärterin vorschlägt. Und so beginnt ein Weg, der Bethany nicht nur zu Prestige führen könnte, sondern auch direkt in Carters Herz. Während Prestige sowohl Bethany als auch Sky immer wieder vor neue Prüfungen stellt, kommen sich Carter und Bethany auch näher. Es funkt zwischen ihnen, sie fühlen eine gewisse Verbundenheit, aber vor allem Bethany kann sich nicht erklären, wieso. Carter, der ihr Geheimnis längst kennt, weiß aber, dass sie sich ähnlicher sind, als sie denken.

Was soll ich sagen? Um ehrlich zu sein bin ich nach der Lektüre erst einmal ziemlich enttäuscht gewesen. Vielleicht auch frustriert. Ich liebe die Bücher von Katie Weber, ich liebe die Prestige-Jungs und New Adult ist sowieso mein Genre. Aber Reigndown? Das war irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Es tut mir wirklich leid, es so knallhart sagen zu müssen. Im Prinzip hat das Buch genau zwei Handlungsstränge – die vermeintliche Aufnahme der Mädels bei Prestige und die Liebesgeschichte. Entsprechend flott kommt man durch das Buch. Locker-leicht, hin und wieder humorvoll. Alles keine Frage, ich habe es sehr schnell weginhaliert und war auch schnell in der Geschichte drin. Es gab auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Und gleichzeitig fragte ich mich die ganze Zeit, wo eigentlich die Idee der Geschichte ist, denn wirklich, es geht nur um die Aufnahme von Sky und Bethany und das Zueinanderfinden von Carter und Bethany. Beides hängt zwangsläufig auch miteinander zusammen und da fing es irgendwie an, für mich kompliziert zu werden. Das liegt vor allem daran, dass ich anfing, die Motive von Carter und Holden in Frage zu stellen, Prestige als Ganzes in Frage zu stellen und mich leider auch zu fragen, wo das alles hinführen soll. Aber ich beleuchte beides mal getrennt.

Auf der Plus-Seite des Buches steht die Liebesgeschichte. Carter und Bethany funktionieren gut zusammen. Von Anfang an mochte ich diese Anspannung zwischen den beiden, die erst nicht wissen, was sie voneinander halten sollen, aber gleichzeitig irgendeine Verbundenheit merken. Die Erklärung, wieso sie sich verbunden fühlen, gerät zwar etwas mau, aber es ist okay, es bleibt greifbar. Auch die Entwicklung gefällt mir gut, sie ist keine von 0 auf 100-Geschichte, aber trotzdem in gewisser Art „Insta Love“. Vor allem Carter redet sich recht lange ein, dass er sie einfach nur wegen ihrer Vergangenheit ansprechend findet, natürlich muss er sich aber bald eingestehen, dass da mehr ist. Ein gewisses Verlangen, sie zu beschützen. Ihre kaputte Seele zusammenzusetzen und ihr ein bisschen Hoffnung für die Zukunft zu gehen. Es hat mir gut gefallen, auch wenn eindeutig mehr möglich gewesen wäre. Bethany braucht etwas länger, Carters Fassade zu durchbrechen und bis zum Schluss denke ich, dass einige seiner Facetten noch nicht offengelegt wurden, aber es hat zumindest gereicht, um stimmig zu sein.

Kommen wir jetzt aber zum ganzen Fetten Minus. Und das tut mir am meisten weh. Was ist aus Prestige geworden? Diese Frage habe ich mir beim Lesen leider permanent gestellt. Bisher wusste man wenig über Prestige und ich habe auch hier jetzt nicht das Gefühl gehabt, dass man übermäßig viel neue Informationen bekommen hat. Gleichzeitig wunderte ich mich aber, wie freimütig Prestige über sich redet. Ich hatte permanent das Gefühl, dass Carter Bethany gegenüber zu viel preisgibt und ihr damit vor allem auch bei den Prüfungen hilft – das sagt sie selbst in der letzten Prüfung und ganz ehrlich? Es hat mich gestört. Auf der einen Seite wird hier mit Geheimnisbund und Gerüchten gearbeitet, gleichzeitig weiß Bethany aber schon wahnsinnig viel und Carter – wenn auch indirekt – verrät ihr noch mehr. Auch die Tatsache, dass Prestige sich jetzt noch mehr für Mädels öffnen möchte, die einzigen beiden Anwärterinnen dann aber die Love Interests von Holden und Carter sind, fand ich ehrlich gesagt enttäuschend. In Band 1 mit Sav hat es noch funktioniert, weil erst die Anwärterrolle da war, dann kam Kaylans Interesse. Carter und Holden hingegen möchten aber ihre Mädels in die Verbindung bringen, weil sie es verdient haben. Das konnte mich leider nicht abholen und hat mich sogar sehr frustriert. Holden und Carter benehmen sich wie zwei liebesblinde Volltrottel und offenbar hat niemand bei Prestige Interesse daran, denen das mal aufzuzeigen. Auch Kaylan, der in diesem Band für meinen Geschmack etwas zu sehr unter Savs Fuchtel steht (Sav war schon immer taff, keine Frage, aber hier finde ich sie fast schon etwas vorlaut und übergriffig, immerhin ist und bleibt Kaylan der Anführer und nur weil sie seine Freundin – und die Queen der Verbindung ist – hat sie nicht plötzlich das Sagen), konnte nur noch eingeschränkt überzeugen. Was ist da los? Alles, was ich geliebt habe, ist weg. Es wirkt fast so, als hätte die Autorin sich selbst in diesem Buch aufs Korn nehmen wollen. Das fühlte sich auch angesichts der Prüfungen so an, denn Bethany und Sky kriegen drei Prüfungen und keine einzige hiervon geht wie geplant. Trotzdem reden Holden und Carter darüber, dass die Erkenntnisse, die sie gewinnen wollten, trotzdem erlangt wurden und eine Wiederholung nicht nötig sei, nur damit ihre Mädels die Prüfungen nicht nochmal machen müssen. Es hat mich fast schon wütend gemacht, weil es für mich unstimmig und unpassend war.

Diese Unstimmigkeit und die große Unbegeisterung liegt vor allem auch an dem ganzen Ende des Buches. Die letzte Prüfung als Finale passt zwar, aber was darauf gemacht wurde, führte bei mir nur zum Kopfschütteln. Denn es geschieht etwas, was mich nicht wirklich überrascht hat, was aber zugleich vor allem das Scheitern der ersten Prüfung sehr fraglich erscheinen lässt. Warum? Es ergibt für mich schlichtweg keinen Sinn. Denn es tritt jemand auf, der schon länger da ist, aber vorher nicht eingegriffen hat – obwohl es so viele Momente gab, wo das Eingreifen weitaus logischer gewesen wäre als in den Moment, wo es dann final geschieht. Es wirkte so, als wäre das nur noch dafür da gewesen, um Carters und Bethanys Bombe platzen zu lassen, egal ob es passt oder nicht. Es war für mich widersprüchlich, unlogisch und fast schon fragwürdig in der Hinsicht, dass ich mich kurzzeitig gefragt habe, ob das nicht vielleicht ein kleiner Logikfehler ist. Mit der unnötig rasanten Art, wie dann noch die letzten Konflikte gelöst werden, endet das Buch. Es hat mich verwundert, weil es sich so angefühlt hatte, als wäre das Ende ein kurzfristiger Schnellschuss gewesen - Hauptsache das Buch ist vorbei. Ich habe mich wirklich überrumpelt gefühlt. Es bleibt für mich jetzt nur zu hoffen, dass Band 4 wieder stärker wird.

Mein Fazit


Reigndown ist für mich leider der schwächste Teil der Reihe und kommt überhaupt nicht an die Vorgänger ran. Der Mythos von Prestige wurde in diesem Band für mich regelrecht ins Lächerliche gezogen und die Geschichte von Carter und Bethany, insbesondere auch Carters vermeintliches Geheimnis, kam viel zu kurz. Mit einem überzogenen Finale bin ich mich Bauchschmerzen aus dem Buch gegangen und hoffe sehr, dass Band 4 wieder gewohnt stark wird.

Bewertung: ★★★☆☆

[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]