„Und egal, wie wütend er auf Pearl ist, weil sie ihn mit alledem alleine gelassen hat, in dieser Nacht hat er sie ebenfalls geliebt.“
(Der Erzähler über Stone in Beautiful Lie)
(Der Erzähler über Stone in Beautiful Lie)
Worum geht’s?
Nach einer verhängnisvollen Nacht an ihrem Abschlussball steht Pearls Leben Kopf und sie entscheidet sich, Woodhill und ihre vermeintliche Liebe Stone heimlich zu verlassen. Denn sie lässt ein gewaltiges Geheimnis zurück, was ihr zugleich das Herz bricht. Über 10 Jahre später ist Pearl eine erfolgreiche Hollywoodschauspielerin. Als sie jedoch in der Nacht der Oscarverleihung von einem Mann angegriffen wird, zerfällt ihr neues Starleben – und ihr einziger Wunsch ist es, einmal noch nach Woodhill zurückzukehren und ihr Geheimnis wiederzusehen. Doch Woodhill und vor allem Stone sind wenig begeistert, als Pearl zurückkehrt…
Beautiful Lie ist Band 3 der LA VIP Reihe, das Buch ist jedoch unabhängig und ohne Vorkenntnisse lesbar. Es ist zudem in sich geschlossen.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch verläuft in der Gegenwart linear, es gibt jedoch zahlreiche Rückblenden auf verschiedene Zeitabschnitte der letzten ungefähr 10 Jahre. Ein Erzähler führt durch die Geschichte, der seinen Fokus wechselnd auf Stone und Pearl legt. Der Schreibstil ist locker, das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Das Buch beinhaltet expliziten sexuellen Content.
Meine Meinung
Typischer Fall von Coverliebe – so wurde ich auf das Buch aufmerksam. Aber dann war es der Klappentext, der mich fesseln konnte. Ich liebe Hollywoodgeschichten und Second Chances Storys haben sowieso einen besonderen Reiz. Daher war es klar, dass ich Beautiful Lie lesen möchte. Tatsächlich muss ich aber sagen, dass das Buch für mich ganz anders war, als der Klappentext ankündigt – und dennoch in einer besonderen Weise fesseln kann.
Im Fokus der Geschichte stehen Stone und Pearl. Das Buch startet vor 10 Jahren, wo Stone Pearl nach einem Date fragt. Das Problem? Stone ist der reiche, beliebte Junge und Pearl die arme Unscheinbare aus dem Trailerpark. Dennoch fangen beide an, sich zu daten. Leider nimmt dieses Intermezzo eine unschöne Wendung und führt dazu, dass Pearl Woodhill verlässt und nach Hollywood verschwindet. Zurück lässt sie ein gigantisches Geheimnis, was Stones Leben für immer auf den Kopf und Pearls Herz für immer brechen lässt. Fast forward 10 Jahre später lebt Pearl den vermeintlichen Hollywoodtraum und ist eine perfekte Schauspielerin sie spielt der Welt vor, wer sie zu sein scheint, ihrem Manager und Partner die große Liebe und auch ansonsten ist Pearl eher das, was alle in ihr sehen wollen. In ihr drinnen sieht es anders aus. Als dann bei der Oscarverleihung ein Verrückter Pearl niedersticht, verlässt sie kurzerhand LA und fährt nach Woodhill. Wieso? Das möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, denn das ist in meinen Augen der größte Punkt des Buches und gleichermaßen auch der Knackpunkt, ob man das Buch mögen wird oder nicht. Aber dazu gleich mehr. Jedenfalls ist Woodhill nur bedingt begeistert, dass Pearl zurück ist, auch wenn alle vorne herum so tun, als würden sie sich freuen. Alle bis auf Stone auf jeden Fall, denn der zeigt Pearl offen, was er von ihr hält. Die Verbindung, die Pearl und Stone haben, ist sehr kompliziert und von wechselseitigen Ausfällen geprägt, die immer wieder dazu führen, dass die Sympathien in diesem Buch schwanken und man sich unsicher ist, zu wem man halten will. Denn beide haben Sachen getan, die bedrückend sind und die gemeinsam dazu geführt haben, dass jetzt diese unschöne Situation vor beiden liegt. Es gibt kein richtiges Vor und vor allem auch kein Zurück, aber gleichzeitig ist zwischen beiden nicht alles geklärt und nicht alles vergessen, auch was die Gefühle angeht. So entsteht eine Geschichte um den verzweifelten Versuch, mit dem Scherbenhaufen eine für alle akzeptable Zukunft zu gestalten, denn es geht um zu viel.
Hätte ich das Buch gelesen, wenn ich von Anfang an gewusst hätte, worum es im Hintergrund geht? Ehrlich gesagt nein. Freue ich mich, dass ich es nicht wusste und es so trotzdem gelesen habe? Absolut ja. Gekommen bin ich für eine hoffentlich wehtuende Hollywoodgeschichte mit ein bisschen Glanz und Glamour. Das wird hier meiner Meinung nach wenig bedient. Sicher gibt es einige Einblicke in Pearls Leben, aber Beautiful Lie ist eher eine Smalltown Romance, die aber nicht minder wehtut und nicht minder kompliziert ist. Denn durch Pearls Rückkehr in die Vergangenheit und ihrer Konfrontation sowohl mit Stone als auch mit ihrem Geheimnis, was sie zurückgelassen hat, gibt es auf jeden Fall genug Stoff, um Herzen zu brechen und Nerven zu verlieren. Aber es war eben auch etwas ganz anderes als ich erwartet habe. Die Geschichte hat ein gutes Tempo, nicht übermäßig schnell aber auch nicht dahinplätschernd. Inhaltlich passiert aber eher weniger, denn eigentlich geht es fast die ganze Zeit eben nur darum, ob Stone und Pearl ihre Differenzen überwinden können und wie es weitergehen soll. Zwischendurch hatte ich immer wieder das Gefühl, dass Seiten um Seiten vergehen, ohne dass es einen Fortschritt gibt, aber unterschwellig entwickelt sich hier viel. Leider enthält man durch die Erzählperspektive nicht so viele Einblicke in die Gedanken der Charaktere, das wäre hier vermutlich oft sehr hilfreich und interessant gewesen. Und trotzdem können Stone und Pearl einen irgendwie abholen. Vielleicht ist es, weil sie aus einer festgefahrenen Situation versuchen, das Beste zu machen, aber an ihren eigenen Gedanken und Emotionen scheitern, gleichzeitig aber merken, dass sie sich irgendwie arrangieren müssen. Ich weiß es nicht. Aber man fiebert mit, man leidet mit und hin und wieder möchte man beide auch schütteln.
Die Beziehungsentwicklung von Stone und Pearl hat mir insgesamt ganz gut gefallen, es ist keine von 0 auf 100 Entwicklung, sondern ein stets Hin und Her, Hoch und Runter, Vor und Zurück. Durch die Vergangenheit, die falschen Entscheidungen, die richtigen Entwicklungen und die Hoffnung, eine Lösung zu finden, hat man schon ein gutes Gefühlschaos. Mit einer guten Portion Erotik schafft die Autorin auf jeden Fall eine Anziehung zwischen den beiden, an einigen Punkten hätte ich mir aber auch mehr Gefühl gewünscht. Denn oftmals wirkt es so, als würden beide endlich anfangen, miteinander zu kommunizieren, landen dann aber einfach im Bett. Gerade zum Ende hin hat mich das ein wenig gestört, denn ich habe das Gefühl, dass das Ende zu schnell war, fast schon zu spektakulär, aber unpassend. Es passiert so viel auf einmal, dann gibt es einen Zeitsprung und das klassische Happy End wird zusammengezimmert. Es hat mich etwas enttäuscht, ich hatte einfach das Gefühl, dass noch zu viel ungesagt und ungeklärt ist. Auch die Art, wie das Buch dann endet, wirkt zu schnell. Die Autorin hat sich vorher viel Zeit gelassen, um die komplizierte Beziehung aufzubauen und eben auch das Geheimnis passend einzubauen, aber bügelt am Ende alles etwas ab. Das machte sich auch bemerkbar in dem Punkt, dass Pearl anfangs Erpresserbriefe kriegt, denen sie auf den Grund gehen möchte, es am Ende aber fast schon nebensätzlich aufgelöst wird, wer es war und wieso. Zwar gibt es schon einen gewissen Überraschungseffekt bei der Auflösung, aber irgendwie verpufft das Thema auch schnell wieder. Die letzten 10% des Buches hätten definitiv Potenzial für mehr gehabt .
Ein Knackpunkt, ob man das Buch mögen wird, wird vermutlich das große Geheimnis sein. Recht früh wird angedeutet, worum es geht, und später dann auch bestätigt. Durch Rückblenden erfährt man, wie es sowohl für Pearl als auch für Stone war, wobei hier besonders Stone mit extrem viel Sympathiepunkten wegkommt, die er anfangs nicht hatte. Ich muss aber auch sagen, dass ich prinzipiell ungern Bücher lese, in denen ein derartiges Thema vorkommt – oder eben sogar Haupthandlung ist. Denn ich selbst habe wenig Verbundenheit mit dem Thema. Trotzdem hat die Autorin es irgendwie geschafft, mich mit der Geschichte abzuholen und das ist eigentlich schon eine echt starke Leistung. Denn wenn man sogar ein Buch nicht weglegen mag, obwohl man das Grundthema nicht mag, die Autorin es aber so gut verkaufen kann, dass man mehr lesen will, dann kann es eigentlich nur gut gelungen sein, oder?
Mein Fazit
Auch wenn ich anhand des Klappentextes eine komplett andere Geschichte erwartet hatte, muss ich sagen, dass Beautiful Lie mich fesseln konnte. Die Geschichte um Pearl und Stone, um verpasste Chance, Missverständnisse und falsche Entscheidungen berührt einen und fordert einen aber auch heraus. Ich hätte mir allerdings an einigen Stellen und vor allem am Ende mehr Tiefe und Aufarbeitung gewünscht, außerdem wirkte die Beziehungsentwicklung manchmal etwas sprunghaft. Dennoch hat mir das Buch viel Freude bereitet und statt Hollywood gab es eine tolle Second Chances Smalltown Romance.
Bewertung: ★★★★☆
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]