384 Seiten, erschienen als eBook und broschierte Ausgabe im LYX-Verlag am 31.10.2019 |
„Meistens mache ich mein seltsames Leben für diesen Mangel an Erfahrung verantwortlich, aber in Wahrheit fehlt mir lediglich der nötige Mut.“
(Lianne in Ivy Years 5)
Worum geht’s?
Einmal eine normale, junge Frau zu sein. Das ist der Wunsch von Schauspielerin Lianne und der Grund, wieso sie sich am Harkness College eingeschrieben hat. Freunde finden, Party besuchen, Spaß haben. All das ist ihr bisher verwehrt geblieben, in einem Leben zwischen Rampenlicht und Dreharbeiten. Als sie Daniel, von allen nur DJ genannt, trifft, verliebt sie sich das erste Mal so richtig. Doch DJ scheint sie immer wieder zurückzuweisen. Denn er hat ein Geheimnis, was sein Leben für immer verändern kann, ein Geheimnis, was niemand erfahren soll. Wird er dafür die Liebe zu Lianne opfern?
Ivy Years – Bis wir uns finden ist Band 5 der Ivy-Years-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, es empfiehlt sich jedoch, zumindest Band 4 gelesen zu haben, um einfacher ins Geschehen zu finden.
Schreibstil / Gestaltung
Das für die Reihe typische Cover mit gemalten Blumen ist dieses Mal in einem hübschen Blauton gehalten. Es gefällt mir sehr gut, gibt zugleich aber keinen Hinweis darauf, welcher Teil der Reihe es ist, nicht einmal auf der Rückseite. Da alle Bücher abgesehen vom Untertitel und der Farbe identisch aussehen, ist der Wiedererkennungswert zwar hoch, zugleich ist man aber auch verwirrt.
Die Geschichte entwickelt sich chronologisch, teilweise mit kleineren Zeitsprüngen, die nicht gesondert ausgewiesen werden, sondern sich teilweise nur aus dem Kontext ergeben. Die Geschichte wird sowohl durch Lianne als auch DJ in der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil der Autorin ist recht angenehm, jung und oftmals umgangssprachlich. Das Buch ist recht gut lesbar und lässt ohne große Anstrengung auch länger durchlesen. Die Autorin hat eine unverkennbare Vorlieben für das Wort „Kleines“, anders ist die inflationäre Nutzung nicht zu erklären. Im Buch ist sexueller Content in schwacher Dosierung enthalten.
Mein Fazit
Ivy Years 5 ist mein erstes Buch aus der Ivy Years Reihe und auch mein erstes Buch von der Autorin. Nach vielen Jubelstürmen auf allen Seiten wollte ich mit Ivy Years 5 starten, da mich der Klappentext sehr angesprochen hat und ich die Idee einer bekannten Schauspielerin auf dem College interessant fand. Am Ende versprach der Klappentext mir zu viel und ich bleibe etwas ratlos zurück. Zumindest das „Kleines“ von DJ hat sich in meinen Kopf gebrannt. Aber der Rest?
Lianne hat sich absichtlich das recht kleine College Harkness ausgesucht, weil sie dachte, hier in Ruhe studieren zu können. Daraus wird jedoch nichts, denn immer wieder machen sich Kommilitonen über sie lustig, drücken ihr Sprüche rein und nehmen sie nicht ernst. Zudem wird sie andauernd angesprochen für Fotos und von Paparazzi verfolgt. Daher flüchtet sie am liebsten in ihre Videospielwelt, wo sie vorgeben kann, jemand anderes zu sein. Selten kann ihre Mitbewoherin Bella sie überzeugen, irgendwohin mitzukommen. Doch eines Abends bei einem Ausflug in ein Pizzalokal trifft sie wieder auf DJ, der ihr Herz höherschlagen lässt. Zwischen den beiden herrscht eine Anziehung, aber DJ stößt Lianne immer wieder weg. Verletzt und traurig, aber zugleich hoffnungsvoll versucht Lianne immer wieder, DJ zu durchschauen. Doch dank eines Vorfalls vor einigen Monaten und den hieraus resultierenden Folgen hat DJ Zukunftsängste und traut sich nicht, sich auf Lianne einzulassen. Wird Lianne sein Herz noch gewinnen können oder wird DJs Vergangenheit die Gefühle im Keim ersticken, bevor etwas Schönes daraus werden kann?
Ivy Years 5 ist für mich ein Buch mit viel verschenktem Potenzial und zu wenig Gedanken. Die Geschichte wirkt vor allem am Anfang, als hätte die Autorin nicht so ganz gewusst, was sie vorhat. Man stolpert direkt ins Geschehen, Lianne hat schon Gefühle für DJ, DJ schon für Lianne, dann beginnt ein regelrechter Eiertanz und ich habe mich die ganze Zeit gefragt: Wann passiert denn endlich einmal was? Das erste Drittel besteht gefühlt nur aus Lianne, ihre Vorliebe für Computerspiele (das wird teils verhältnismäßig ausufernd geschildert), hier ein Pizzaabend, dort ein Eishockeyspiel, hier eine Vorlesung. Es dauert wahnsinnig lange, bis ich das Gefühl hatte, angekommen zu sein. Es waren von Anfang an zu viele Namen, zu wenig Handlung und zu viele Längen. Erst im letzten Drittel des Buches wurde das besser. Man braucht enormes Durchhaltevermögen.
Zu Lianne und DJ kann ich gar nicht so viel sagen, weil ich das Gefühl hatte, sie nicht richtig kennenlernen zu dürfen. Lianne wirkt von Anfang an sehr nachdenklich und fast schon etwas depressiv. Sie spielt sehr viel online, wo sie einfach sie selbst sein darf und niemand weiß, dass sie eigentlich berühmt ist. Auf dem Campus ist das Leben für sie schwer, ihr Manager kümmert sich nur ums Geld und nicht um ihre Bedürfnisse. Das alles wird aber immer nur sehr beiläufig eingeflochten und geht im Gesamtkontext regelmäßig unter. So wird sie zB auch von einem Paparazzo gejagt, der dann aber auch einfach wieder aus der Geschichte verschwindet. DJs Dasein beschränkt sich gefühlt auf das DJ-Sein, sein Geheimnis und seine Interaktion mit Lianne. Er wirkt sehr zurückhaltend, die Last seines Geheimnisses nimmt ihn mit und beeinflusst die Beziehung zu Lianne. Aber alles in allem hatte ich einfach das Gefühl, die beiden zu wenig zu kennen. Dabei helfen die vielen Randcharaktere, die allesamt auch nur beiläufig mitspielen, ebenso wenig. Fast wirkt es so, als würden Liannes Probleme und DJs Geheimnis zwei getrennte Storylines sein, die nur zufällig in einem Buch gelandet sind.
Was mich allerdings überrascht hat, war die Thematik um DJs Geheimnis. Ich hatte mich recht viel gerechnet, mit so einem Hintergrund jedoch nicht. Es ist ein schwieriges Thema, was jedoch vor allem in Amerika an den Colleges durchaus Relevanz hat und zum Mitdenken anregen dürfte. Die Auflösung und Erklärung hat mir ganz gut gefallen und war nachvollziehbar, jedoch wurde im Anschluss das Thema abgesehen von einer Email irgendwie begraben. Das fand ich schade. Ich hätte gern etwas mehr Reflexion am Campus für die Thematik gehabt. Gleiches gilt rund um Liannes Problem. Man merkt, dass sie unzufrieden mit ihrem Leben im Rampenlicht ist, ihr Manager zeigt sich immer wieder als Vollkatastrophe, ihre Wünsche werden nicht respektiert. Das ist alles Stoff für eine kritische Auseinandersetzung, die meiner Meinung nach jedoch ausblieb. Alles wirkt angerissen und so hingeknallt. Der Twist am Ende mit Liannes weiterer Zukunft war für mich irgendwie zu platt und zufällig, viel zu idealistisch. Ich hatte während des ganzen Buches das Gefühl, mehr über Liannes Vorliebe für Musik und ihrem Spaß am „DJ sein“ zu erfahren, als über ihre beruflichen Probleme und Wünsche.
Insgesamt ist Ivy Years 5 ein Buch, was mir nicht besonders in Erinnerung bleiben wird. Es war ein Buch mit viel Potenzial, was aber wenig genutzt wurde. Die Geschichte plätscherte so vor sich hin, ich musste mich immer wieder zum Weiterlesen motivieren und die Beziehungsentwicklung war irgendwie von 0 auf 100, nur um dank DJs Geheimnis immer wieder gestoppt zu werden. Das Buch hatte oftmals Längen und phasenweise gar keine Tiefe. Nach hinten heraus wird es zwar etwas besser, hier wird aber etwas zu schnell abgehandelt und alles zu sehr glattgebügelt. Ivy Years 5 ist kein Highlight, aber auch kein Totalausfall.
Bewertung: ★★★☆☆
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]