ca. 340 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch als Selfpublisher am 30.11.2019 |
„Ich wusste sofort, wer in diesem Moment von mir stand. Ich wusste es, weil mein Herz es mir sagte. Weil es sich erinnerte, auch wenn mein Gedächtnis sich dagegen sträubte.“
(Elisa in One Memory)
Worum geht’s?
Nach einem schrecklichen Verkehrsunfall hat Elisa nicht nur ihren Ehemann Cole verloren, sondern auch sämtliche Erinnerungen. Ihr Gedächtnis weiß nicht mehr, wer sie ist und was sie erlebt hat. Verzweifelt kehrt sie in ihre Heimatstadt zurück und trifft dort auf Freunde aus der Vergangenheit. Und auf Caden. Und obwohl sie sich nicht mehr an ihn zu erinnern scheint, sagt ihr Herz, dass er jemand ganz besonderes ist. Wird Elisa das Rätsel um ihre Vergangenheit lösen können?
One Memory ist Band 1 der Incomplete-Reihe. Das Buch ist jedoch in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden. Die Folgebände behandeln andere Charaktere und Themen.
Schreibstil / Gestaltung
Bei den Covern von Katie Weber empfinde ich immer sehr große Coverliebe. So ist es auch bei One Memory. Ein schönes Glitzermuster, angenehme Coralfarben und ein eleganter Schriftzug wirken nicht nur feminin, sondern auch faszinierend. Das Cover zieht sämtliche Blicke auf sich und hat mich direkt angesprochen, auch wenn es keinerlei Informationen zum Inhalt gibt.
Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt leichtfüßig. Das Buch ist sehr gut lesbar und lässt sich in einem Zug ohne große Anstrengung durchlesen. Die Geschichte spielt sich auf zwei Zeitebenen ab, jedes Kapitel beleuchtet zuerst chronologisch die Gegenwart und endet mit einer Rückblende auf die Highschool-Zeit vor 8 bzw. 6 Jahren. Sowohl Elisa als auch Caden führen als Ich-Erzähler abwechselnd durch die Geschichte und geben dadurch unterschiedliche Erkenntnisse preis.
Mein Fazit
One Memory war eines der Bücher, was mich bereits seit einigen Monaten verfolgt hat und in große Vorfreude versetzt hat. Als Fan der Autorin und des wunderschönen Covers war es aber vor allem die Idee der erinnerungslosen Elisa, die mich beeindruckt hat. Daher war für mich klar, dass ich das Buch schnell lesen muss.
Die Geschichte um Elisa und Caden startet mit Elisas Rückkehr nach Old Creek. Nach einem Unfall mit ihrem Ehemann Cole hat sie ihr Gedächtnis verloren und erinnert nichts mehr. Daher muss sie Old Creek und die Mitbewohner neu kennenlernen, obwohl alle sie kennen und Geschichte um sie und Cole wissen. Elisa trifft dabei auch auf alte Freunde, vor allem aber auf Caden, mit dem sie offenbar irgendetwas verbindet. Sie kann sich zwar nicht genau erinnern, was es ist, jedoch spürt sie es. Mit der Zeit und durch einige Erzählungen kommen vereinzelte Brocken zurück, doch je mehr sie hört und erfährt, desto mehr muss sie sich wundern, was genau in den letzten Jahren passiert ist. Ist sie wirklich ohne jegliche Ankündigung mit Cole durchgebrannt? Und wenn ja, wie konnte dies Jahre später in einem tragischen Unfall enden?
Elisa und Caden waren zwei sympathische Charaktere in einer Geschichte, die sehr emotional war und mit der Frage um die Erinnerungen durchaus zum Nachdenken angeregt. Wie ist es, wenn das, was einen ausmacht, plötzlich verschwunden ist? Sind es unsere Erinnerungen, die uns zu dem machen, was wir sind? Man könnte hierüber wohl lange philosophieren, doch darum geht es bei dem Buch nicht. Es geht um die starke Protagonistin Elisa, die sich ihrer – vergessenen – Vergangenheit stellt und versucht, nach vorne zu schauen. Mit den Flashbacks in die Highschool-Zeit bekommt man einen wirklich tollen Einblick in das vermeintliche Damals und kann es mit dem verzerrten Jetzt abgleichen. Man kann sehr schön die Auswirkungen nachvollziehen und mit einem gewissen Grad an Faszination miterleben, wie Menschen auch nach Jahren weitermachen können, wo sie einst aufgehört haben. Für mich ist One Memory dabei gar nicht so sehr auf den Liebesroman beschränkt, sondern ein vollumfängliches Drama mit einer starken Botschaft.
Ein kleines Highlight des Buches war für mich das Ende. Es werden sich vermutlich die Geister hieran scheiden, denn es wird den Leser entweder frustriert oder glücklich zurücklassen. Ich gehöre zur letzten Sorte. Ich finde das Ende sehr passend und durchaus realistisch, was mir besonders gut gefällt. Man würde sicher etwas anderes erwarten, insbesondere wenn man regelmäßig Bücher des Genres liest, darum finde ich dieses etwas andere Ende durchaus angenehm und schlüssig. Damit einhergehend gefällt mir auch die Möglichkeit, dass der Leser durch gewonnene Erkenntnisse selbst zu einer Entscheidung und Erklärung kommen kann, Optionen gibt es viele. Ich kann jedoch durchaus auch Unzufriedenheit nachvollziehen, da man gelegentlich ja lieber ein Buch einfach nur lesen und genießen möchte anstatt noch dabei mitzudenken.
Was mich hingegen überrascht hat, war die Kürze des Buches. Zwar trifft der Spruch „In der Kürze liegt die Würze“ durchaus auch hier zu, denn es ist alles Notwendige abgedeckt, damit hört es aber leider auch auf. Ich bin kein Fan von künstlich in die Länge gezogenen Büchern, die über zig Seiten unnötige Nebenschauplätze aufmachen, jedoch muss ich sagen, dass ich bei One Memory zu sehr das Gefühl hatte, es fehlt etwas. Ich bin niemand, der sagt „ich hätte jetzt aber noch das und das gewollt“, aber hier ist das ausnahmeweise mal der Fall. Mir fehlte ab etwa der Hälfte des Buches jeglicher Bezug zu Old Creek, generell wirkte alles sehr aneinandergereiht ohne „Pausen“ dazwischen, in denen zB Elisa mal ein wenig erkunden konnte oder auch ein paar mehr Momente zwischen Caden und Elisa. Es ist dabei auf keinen Fall gemeint, dass die Geschichte zeittechnisch zu schnell geht, das überhaupt nicht. Aber von der Lesezeit und dem damit verbundenen Lesevergnügen hatte das Buch bei mir nicht komplett die Möglichkeit, eine Verbindung aufzubauen. Kaum drin, war ich wieder raus, da das Buch bereits vorbei war. Ich muss auch sagen, dass ich so etwas von der Autorin gar nicht wirklich kenne, denn bisher war es bei ihr immer so, dass ich runde Bücher ohne unnötiges Drama und Lückenfüller hatte, bei denen ich voll reingekommen bin.
Insgesamt ist One Memory erneut ein sehr gelungenes Buch aus der Feder einer Autorin, die weiß, wie sie mit Worten umgehen muss und emotionale Geschichten schreibt. Die Idee um den Gedächtnisverlust hat mir sehr zugesagt und die Umsetzung war auch sehr stimmig und rund. Mit diesem wohl unerwarteten, aber in meinen Augen höchstpassenden Ende konnte mich Katie Weber voll überzeugen. Dennoch blieb das Gefühl zurück, zu wenig mit Elisa und Caden erlebt zu haben und etwas auf ihrem Weg miteinander und zueinander verpasst zu haben. Kaum war man im Buch angekommen, war das Buch bereits vorbei. Erstmals hatte ich das Gefühl, dass eine Geschichte der Autorin zu komprimiert war und es etwas zu sehr am Drumherum gefehlt hat, um noch mehr Eindrücke von Elisa, Caden und Old Creek zu erhalten. Das, was da war, ist perfekt gewesen. Doch das, was fehlte, hat mich leider doch etwas zu sehr gestört.
Bewertung: ★★★★☆
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]