528 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch im Festa Verlag am 08.02.2018 |
„Hat mein Schicksal deswegen beschlossen, dass mein Leben zu
perfekt war, und meine kranken Sehnsüchte auf die schlimmstmögliche Weise
erfüllt?“
(Tess in Tears of Tess 1)
Worum geht’s?
Von ihrem Freund überrascht bricht Tess zu einem Urlaub nach
Mexiko auf. Doch was als romantischer Pärchen-Trip gedacht war, endet in einem
Alptraum: Tess wird entführt, ihr Freund brutal niedergeschlagen. In den Händen
von Menschenhändlern taucht Tess in eine Welt voller Gewalt ein und landet
schlussendlich bei einem geheimnisvollen Mann namens Q in Frankreich, der sie
emotional und körperlich an dunkle Grenzen und darüber hinaus bringt. Und in
einer Welt voller Qualen muss Tess sich fragen: Wird sie fliehen können und
wird sie es überhaupt wollen?
Tears of Tess 1 ist Band 1 einer mehrbändigen Reihe. Das
Buch kann aber auch eigenständig gelesen werden, da es kein offenes Ende hat.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover passt perfekt zum Buch. Es zeigt die Protagonisten
Tess in ihrem Sklavenoutfit. Sogar auf das Detail mit dem Armband wurde geachtet.
Das Cover ist schlicht, ruhig und nichtssagend – und steht damit im krassen
Kontrast zum Inhalt der Story.
Der Schreibstil des Buches hat mir teils gefallen, teils
empfand ich ihn als anstrengend. Phasenweise wirkt die Erzählweise sehr heruntergeleiert,
um möglichst viele Teile zu überspringen, während an anderen Stellen sehr
detailliert und facettenreich das Geschehen berichtet wird. Es gab immer wieder
Phasen im Buch, bei denen ich nicht so motiviert war, weiterzulesen, da ich das
Gefühl hatte, das Buch würde nicht vorwärtskommen.
Das Buch wird abgesehen vom Epilog ausschließlich aus Sicht
von Tess in der Ich-Perspektive erzählt. Jedes Kapitel trägt als Überschrift
einen Vogelnamen, was sich im Laufe der Geschichte noch genauer erklärt. Sprachlich
ist das Buch ein wilder Mix und enthält reichlich obszöne Sprache und
Kraftausdrücke. Immer wieder fließen französische Sätze mit in das Buch ein,
die meist aber grob übersetzt werden. Das Buch ist in jeder Hinsicht auf das
volljährige Publikum zugeschnitten. Es enthält detaillierte, umfangreiche Erotikszenen
und viele Gewalttätigkeiten.
Mein Fazit
Tears of Tess ist eines der Bücher, an das ich mich lange
Zeit nicht herangetraut habe. Das Genre Dark Romance ist mir nicht fremd und
ich gehöre sicher nicht zur zimperlichen Sorte von Lesern. Dennoch habe ich im
Vorfeld viel über das Buch gehört und habe hierbei vor allem von Gewaltexzessen,
Vergewaltigungen und brutalen Erotikszenen gehört. Dennoch wollte ich dem Buch
eine Chance geben, da die Grundstory mit der Entführung und den
Menschenhändlern spannend klang.
Der Einstieg in das Buch gelang mir schnell und gut. Die
Geschichte setzt unmittelbar vor dem Flug von Tess und ihrem Freund Brax nach
Mexiko an. Anfangs wird der Leser vor allem in Tess‘ Gedankenwelt eingeführt
wird, die sich darum dreht, dass sie ihre sexuelle Fantasie ausleben möchte und
von Brax dominiert werden möchte, der dies aber nicht möchte. Man merkt, wie
unerfüllt Tess ist. Relativ schnell wird sie dann aber auch schon entführt, ist
bei den Menschenhändlern und noch schneller bei dem geheimnisvollen Q. Über 80%
des Buches spielen sich in der Welt von
Q ab. Das fand ich etwas schade, da gerade der komplette Teil um die Entführung
und ihren Erlebnissen hier für mich wichtig waren und hier einfach etwas die Tiefe
fehlt. Als Leser hätte ich gern etwas mehr in das Grauen eintauchen wollen und
mich mit Tess‘ Schicksal verbinden wollen, was mir aber nicht möglich war, da
sie zu schnell bei Q war. Nicht, dass bei Q nicht das Grauen auf sie wartet.
Hier passiert auch verdammt viel, aber auf einer anderen Ebene.
Die Zeit bei Q fand ich größtenteils sehr interessant, was
vor allem an Q liegt. Steinreich, riesige Villa, komplett undurchsichtig,
geheimnisvoll und irgendwie gefährlich kommt er daher. Man weiß nicht, wer er
ist, was er will und was er mit Tess vorhat. Tatsächlich schafft die Zeit bei Q
mich immer wieder zwischen Abscheu, Entzückung und Hoffnung hin und her zu
werfen, nur um mich meist am Boden zu zerschmettern. Es gibt immer wieder
Spannungsmomente und bruchstückhaft werden einem Puzzleteile für das Gesamtbild
hingeworfen. So viel sei verraten: Selbst am Ende ist das Puzzle noch nicht
komplett. Q schafft es regelmäßig, beim Leser für kurze „Aw“-Momente zu sorgen,
nur um dann mit einer unglaublichen Heftigkeit das arme Leserherz wieder zu
zerschmettern. Das war eine sehr große Stärke des Buches.
Ein größeres Manko an dem Buch war für mich aber leider Tess.
Tess ist stark, widerspenstig und nicht auf den Mund gefallen. Sie hat Power
und sie hat dunkle Begierden, zu denen Q perfekt passt. Große Teile des Buches geht
es um Tess‘ innere Zerrissenheit und ihre Gefühle, dass ihr Inneres falsch
gepolt ist. Es wird sicher Leser geben, die Tess zustimmen würden. Mir fehlte
in großen Teilen das Verständnis für Tess und ihre Vorlieben, im Rahmen des
Buches passte jedoch alles zusammen. Man hat hier definitiv eine unkonventionelle
Beziehung, die sicher in einigen Aspekten krankhaft oder gefährlich ist. Man
muss eine gehörige Portion Akzeptanz mitbringen und wird dennoch regelmäßig den
Kopf über Tess schütteln müssen und sie manchmal auch ordentlich durchschütteln
wollen. Ich bin leider nie wirklich mit ihr warmgeworden und war vor allem am
Anfang oft leicht genervt von ihr.
Große Teile der Geschichte sind extrem erotisch aufgeladen.
Man muss der Autorin lassen, dass sie jedoch stets niveauvoll und angemessen zu
lesen waren und trotz der teils extremen Handlungen nicht unangenehm wirkten.
Ob es jedoch so vielen und ausufernden Sexszenen bedarf, um die Message des
Buches zu tragen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mir persönlich war es
teilweise zu viel. Auch gab es leider einige Stellen, die einfach nicht
nachvollziehbar waren.
Das Ende des Buches ist insgesamt eine Runde Sache.
Theoretisch könnte man nur Band 1 lesen, da die Story kein offenes Ende hat.
Man sucht allerdings noch zahlreiche Antworten, auf die ich in Band 2 hoffe.
Das Ende kam überraschend und nicht überraschend zugleich daher. Es war für
mich nicht unwahrscheinlich, nicht unverständlich, aber zugleich kurios.
Dennoch passt es ziemlich gut zum Buch. Besonders verblüffend fand ich allerdings
den Epilog und die Erkenntnisse, die man hier über Q gewinnen kann.
Tears of Tess ist ein Buch, welches mich emotional
unentschlossen zurückgelassen hat. Die Story ist spannend und bringt viele Geheimnisse
mit, deren Antwort man wissen möchte. Vor allem Q tut es einem schnell an, auch
wenn seine Dunkelheit beängstigend ist. Es gibt viele Anhaltspunkte für
spannende Hintergrundstorys in diesem Buch, die jedoch teilweise in der ganzen
Erotik und Grobheit untergehen. Dennoch hat mich das Buch auf eine emotionale
Achterbahnfahrt geschickt, ich habe oft mitgefiebert und gehofft und mehr als
einmal an meine Verständnisgrenzen gedrängt. Zu diesem Buch sollte man aber definitiv
nur greifen, wenn man ein Genrefan ist oder zumindest eine gewisse Härte
abkann.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass
mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon
nicht beeinflusst.]