306 Seiten, erschienen als eBook am 07.01.19, erscheint als Taschenbuch am 11.02.19 |
„Du widersetzt dich, als wäre das hier alles ein Spiel. Du
hörst nicht auf, obwohl dein Körper nicht mehr kann. […] und dann schafft es
dein Stolz nicht einmal, >Nein< zu sagen? Dann werde ich dir beibringen
müssen, wie das geht. Dass auch du Grenzen besitzt, die du nicht übertreten solltest.“
(C in Catching Beauty 1)
Worum geht’s?
Amber muss mit ihren Kollegen nach Mexiko fliegen, um vor
Ort eine Obstplantage anzuschauen. Als sie einen Abend Freizeit hat,
entscheidet sie sich, ein Abenteuer zu suchen, in eine Bar zu gehen und vielleicht
einen Typen aufzureißen. Ihr Plan geht insoweit auf, dass sie in der Bar einen
unglaublichen Typen kennenlernt. Er hat etwas Gefährliches an sich. Doch er
lässt sie abblitzen und gibt ihr nur den Ratschlag „Lauf, solange du kannst“.
Amber ahnt nicht, dass bereits kurze Zeit später ihr Leben auf den Kopf
gestellt wird und ihr gewolltes Abenteuer zu einem Alptraum wird. Denn als sie
den Laden verlässt, wird sie entführt. Doch von wem und warum? Und welche Rolle
spielt der Unbekannte?
Dies ist der erste Teil der Trilogie „Catching Beauty“ von
Jane S. Wonda. Das Buch ist nicht in sich geschlossen und wird in Band 2
fortgesetzt.
Schreibstil / Gestaltung
Das Cover von Catching Beauty ist wirklich hübsch geworden.
Eine rosane Blume, umgeben von Stacheldraht. Sinnbildlicher könnte man die
Thematik um die entführte Amber nicht darstellen. Gut geeignet finde ich hier
auch den Hinweis „Dark Romance“ auf dem Cover, ohne könnte man vielleicht zu
sehr einen Thriller erwarten.
Der Schreibstil von Jane S. Wonda ist sehr angenehm zu
lesen. Sehr flüssig, eine gute Mischung aus kurzen und langen Sätzen, eine
angemessene sprachliche Varianz zwischen teils vulgärer und teils normaler
Sprache geben dem Buch eine gewisse Tiefe, ohne einerseits zu trocken oder andererseits
zu überzogen zu wirken. Das Buch war leicht und unproblematisch über längere
Zeit lesbar. Die Erzählweise erfolgt aus Sicht der beiden Protagonisten Amber
und C, jeweils in der Ich-Perspektive. Somit erhält man auch Einblick in die
Gedankenwelt der beiden.
Mein Fazit
Bevor ich im Detail ein Fazit zu dem Buch abgeben kann und
möchte, muss ich kurz erklären, mit welchen Erwartungen ich an das Buch
herangegangen bin. Es ist mein erstes Buch der Autorin, der ich aber bereits
längere Zeit auf Instagram folge. Über Wochen hinweg wurden die Follower dort
mit Ausschnitten aus Catching Beauty versorgt und ich war unglaublich gespannt,
auf das Buch. Worum es ging, das wusste ich vor der ersten Seite nicht. Ich
wusste nur, dass es Dark Romance sein wird und verdammt dunkel werden wird.
Der Einstieg in das Buch ist mir sehr gut gelungen. Die
Geschichte legt ohne große Umschweife direkt los mit Amber und ihrem Weg in die
Bar. Wir lernen sehr schnell C kennen und Amber wird sehr schnell entführt. So weit,
so gut - bis dahin wusste der Leser vorher schon, was ihn erwartet. Die große
Überraschung lag in dem, was danach kam. Catching Beauty präsentiert eine
wirklich grausame Realität, wie sie an vielen Orten in der Welt tagtäglich
stattfindet. Es wird dunkel, ja. Es wird streckenweise brutal, absolut. Aber
ehrlicherweise habe ich es schlimmer, härter und dunkler erwartet.
Das erste Drittel des Buches ist wie ein actiongeladener
Hollywood-Blockbuster, leider verläuft sich der zugrundeliegende
Handlungsstrang dann aber etwas. Bis zur Hälfte des Buches habe ich eigentlich
keine wirklichen Dark Romance Elemente oder maximal minimale Anzeichen hierfür
finden können. Das ändert sich dann aber schlagartig – wobei: Romance? Eher
nicht. Etwa bei der Hälfte des Buches wird der Leser erbarmungslos von den
Geschehnissen überrollt und der ein oder andere Leser wird sicher an seine Grenzen
kommen. Explizite Erotik, gepaart mit Gewaltelementen – das ist nicht für jeden
Etwas. Der Leser sollte sich aber bewusst sein, zu welcher Art von Buch er
gegriffen hat. Hier gibt es keine Rosen, hier gibt es keine Romantik
(allenfalls pseudoromantische Szenen, die sehr schnell den Leser ohrfeigend in
die Realität zurückholen), hier gibt es allerlei verschwimmende Grenzen, die
ein oder andere Grenzüberschreitung und sicher auch den ein oder anderen
Schock. Das muss man mögen, damit muss man klarkommen, sonst darf man nicht zu
diesem Buch greifen. Die letzten 20% des Buches werden dann wieder etwas
actionreicher, aber zugleich erotisch. Machtspielchen, Schauspielchen – hier wird
viel geboten. Dennoch passiert phasenweise nicht viel, am Ende dann aber extrem
viel. Als ich die letzten Seiten las, war ich verwirrt und stand vor der großen
Frage: War das alles nur ein (Schau-)Spiel? Das Buch endet natürlich mit einem
großen Cliffhanger, der aber passend ist und Lust auf Band 2 macht. Stellenweise
wirkte das Buch für mich aber sehr sprunghaft, eingeworfene Handlungsstränge
verschwanden und auch die Charaktere waren teilweise sehr unbeständig.
Die Charaktere in Catching Beauty polarisieren sehr. Wir
haben die weibliche Protagonisten Amber, die tough und mutig sein soll, sich
regelmäßig gegen C auflehnt und auch zu einem (verbalen) Schlagabtausch und
Ungehorsam bereit ist. Amber ist eigentlich die Art von Person, die Leserinnen lieben
müssten – aber ich habe sie leider zu keiner Zeit geliebt. Sie fing relativ
schnell an, mich zu nerven. Sie war zeitweise anstrengend, zeitweise wirkte sie
extrem naiv, wurde stets als klug dargestellt, traf dann aber reihenweise
unlogische oder wenig verständliche Entscheidungen. Amber wird im Buch an
Grenzen getrieben, bei denen ihr Verhalten für mich als Leser nicht nachvollziehbar
ist und ihre Verhaltensweisen nicht erklärbar sind.
Anders war es mit den männlichen Protagonisten C, Wres und Ly.
Zwar kommt nur C als Erzähler zu Wort, dennoch spielen alle drei ihre Rollen im
Buch. Alle drei sind interessant und vielschichtig dargestellt und bei ihnen
hatte ich wirklich stets das Bedürfnis, mehr zu erfahren, vor allem über ihre
Beweggründe, ihre Vergangenheit und die perfide Erklärung, wieso diese drei
Typen sich einerseits regelmäßig an die Gurgel gehen (wollen), andererseits
aber einen engen Pakt geschlossen haben. Im Laufe der Geschichte gab es für
mich jedoch auch einige Charakterzüge an C, die zwar notwendig waren, um ihn
noch ertragbar zu gestalten, aber dann doch im krassen Gegensatz zu seinen
Handlungen standen. Hier wirkt es, als hätte die Autorin nicht den Mut gehabt,
eine wirklich kaputte Gestalt ins Rennen schicken zu wollen.
Es werden sich bei vielen Szenen die Geister scheiden und
ich kann regelrecht hören, wie einige rufen werden „aber so geht das nicht!“
oder „das ist doch krank“ – doch die Wahrheit ist: hier ist nicht alles
schwarz, vieles hier ist auch grau oder einiges wirkt auch nur schwarz. Aber
dennoch: Hier sind teilweise heftige Inhalte und Thematiken verarbeitet, die
für einige Leser zu viel sein könnten. Ist man zartbesaitet, wird man leicht
getriggert, ist man nicht bereit, außerhalb der konventionellen Grenzen zu
denken – bitte einen Bogen um dieses Buch machen.
Insgesamt war Catching Beauty ein sehr nettes Leseerlebnis.
Besonders das erste Drittel und die letzten 20% des Buches konnte mich fesseln,
dazwischen gab es bei mir leider viele „hm, ich weiß ja nicht“-Momente. Das lag
nicht daran, dass ich mit Dark Romance nichts anfangen kann – im Gegenteil.
Aber die Art, wie hier das Genre teilweise umgesetzt wird, konnte mich einfach
nicht vollendens überzeugen. Dennoch freue ich mich auf Band 2, da einige große
Fragezeichen zurückgelassen worden, nicht nur aufgrund des starken Endes,
sondern auch bezüglich C, Wres und Ly. Ich hoffe, hier hält Band 2 antworten
parat.
*** es folgen im Weiteren mögliche Spoiler***
Für mich eines der größten Mankos an dem Buch war die
Erzählweise. C kam bereits relativ früh als Erzähler dazu, erklärte uns, was
mit Amber passiert ist, wo sie jetzt ist und welche Rolle er und die anderen
Jungs spielen. Leider ist es hierdurch aber so gewesen, dass der Leser bereits von
Anfang an wusste, dass die Jungs eher zu den Guten gehören. Ich denke, es hätte
der Spannung und dem Schockeffekt besser getan, wäre der Umstand, dass die
Jungs zum Freikaufen und nicht zum Sklavenkaufen da waren, länger verborgen
geblieben. Leider hat sich durch dieses Wissen bei mir nie ein richtiges „Böse
Jungs“-Gefühl eingestellt. Ja, sie schießen. Ja, sie töten - aber man weiß,
wieso und kann es billigen. Mit Erklärungen, was der wahre Hintergrund der
Jungs ist, wird dann allerdings gegeizt.
Ein weiterer Faktor, der mich gestört hat: In der ersten
Hälfte des Buches treten einige Leute auf, die wissen, was die Jungs treiben.
Nur Amber weiß es relativ lange nicht. Sie spricht regelmäßig mit Leuten, auch
mit den Jungs – und obwohl sie permanent ihre eigenen Annahmen aufstellt, dabei
sich und andere in Gefahr bringt, bequemt sich niemand, sie aufzuklären, sondern
nur auf „später“ zu verweisen. Diese Variante, Spannung aufzubauen, wirkt
dadurch aber leider nur gekrampft. Nachdem mal mehrfach „du wirst es schon noch
erfahren“ zu hören bekommen hat, interessiert einen die finale Enthüllung
irgendwie auch nicht mehr so sehr und man zweifelt auch am Menschenverstand.
Denn wieso sollte man jemanden sagen „mach dir keine Sorgen, du wirst schon
sehen“ anstatt der Person wenigstens ansatzweise etwas zum „daran festhalten“
zu geben?
Was mir allerdings weiterhin Kopfzerbrechen bereitet, ist
die Szenerie. Eine Bohrinsel, die als luxuskreuzfahrtschiffähnliches Ferienressort
mit allerlei Annehmlichkeiten und sogar Läden ausgebaut ist, dabei aber quasi
unerkannt im Meer liegen soll, dazu eine andere Insel, wo zahlreiche Frauen
wohnen – die stieß ich etwas an die Grenzen meiner Vorstellungskraft, vor allem
bei der Bohrinsel.
Ob die unterwerfungsfreudige Amber, die sich im Laufe der
Story als Jungfrau herausstellt, für den Leser nachvollziehbar ist, muss jeder
für sich selbst entscheiden. Für mich war es phasenweise nicht nachvollziehbar.
Ich verstehe, dass Amber eine düstere Ader haben soll, dass sie sich auf das
alles einlässt und mit ihrer Sexualität auch provozieren möchte, aber es wirkt
komisch, wenn sie dann wie ein Reh im Scheinwerferlicht erschrocken dasteht,
wenn ihre Anspielungen Früchte tragen. Ob es für mich nachvollziehbar ist, dass
jemand ohne sexuelle Erfahrungen sowohl auf Schläge, Kontrollverlust und
härtere Gangart steht, da bin ich mir bisher immer noch nicht sicher. Daran
sollte es aber auch nicht scheitern, das akzeptiere ich einfach als
künstlerische Freiheit und Entscheidung der Autorin. Es wird aber sicher einige
Leute geben, die sich daran stören werden.
Besonders gespannt bleibe ich aber auf die Begründung für
Ambers Gedanken im letzten Abschnitt des Buches. Nachdem sie – für mich
überzeugend – von einer Verliebtheit gegenüber C sprach, mit ihm ihre ganzen
sexuellen Erfahrungen gesammelt hat und nicht den Eindruck machte, gehen zu
wollen, erwischt es den Leser absolut eiskalt, als sie plötzlich plant, die
Jungs und ihre Machenschaften zu verraten. Aber auch Cs Sinneswandel, dass er
eigentlich Amber jetzt gerne tot sehen möchte, ist interessant und wird vor
allem vor dem Hintergrund der Frage relevant, was mit Amber nach diesem Ende
passieren soll. Weil C wäre der einzige, der mir zur Rettung einfallen würde,
aber hat er doch ein Herz, um über den Verrat hinwegzuschauen und seine Meinung
über Amber zu ändern?
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass
mir freundlicherweise überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht
beeinflusst.]