18.04.2019

J. Kenner - Deep Passion (Deep 2)


336 Seiten, erschienen als eBook und Taschenbuch im Diana Verlag am 11.06.18

„Aber als ich mich an den Schmerz in seinem Blick erinnere, muss ich mich einfach fragen, welchen Preis er auf dem Weg gezahlt hat.“ 
(Laine über Lyle in Deep Passion)


Worum geht’s?

Laine ist in großer Geldnot. Sie muss eine hohe Rechnung für das Haus, was ihr als einzige Erinnerung an ihren Bruder und ihre Mutter geblieben ist, abbezahlen, sonst droht ihr die Zwangsversteigerung. Durch ihre Freundin Joy erhält sie ein unmoralisches Angebot, was ihr bei den Geldproblemen stark helfen würde. Schweren Herzens entscheidet sich Laine, für eine Nacht als Escort-Dame zur Verfügung zu stehen. Doch als sie das Zimmer betritt, trifft sie auf Lyle, einer der angesagtesten Schauspieler in Hollywood. Als am nächsten Tag von den beiden zusammen ein Foto auftaucht, ist guter Rat teuer: Lyle überredet Laine, seine Freundin zu spielen. Schon bald verschwimmen die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge. Doch Lyle hat schockierende Geheimnisse und Laine Angst, ihr Herz zu verlieren...

Deep Passion ist Band 2 der Deep-Reihe. Das Buch kann problemlos ohne Vorkenntnisse von Band 1 gelesen werden, die Story ist in sich geschlossen. Zwar kommen Personen aus Band 1 vor und man lernt bereits die Hauptfigur aus Band 3 kurz kennen, dennoch kann das Buch sehr gut als Stand Alone gelesen werden.



Schreibstil / Gestaltung

Deep Passion besticht mit einem wirklich hübschen Cover, was passend zur Deep-Reihe gestaltet ist, jedoch keinen inhaltlichen Bezug zum Buch hat. Der Schreibstil von J. Kenner ist knackig, leicht zu lesen und sehr angenehm. Ich habe das Buch an zwei Abenden jeweils in einem Rutsch über 2 Stunden durchgelesen. Bei der Wortwahl wird es gelegentlich etwas deftiger, hält sich aber alles im absolut vertretbaren Rahmen.
Bei dem Buch wechseln teilweise die Erzählperspektiven, allerdings nicht mit jemandem Kapitel. Zeitweise wird aus Laines Sicht in der Ich-Perspektive erzählt, zeitweise hingegen werden durch den Erzähler Lyles Erlebnisse beschrieben. Hierdurch erfährt man zur jeder Zeit Laines Gedanken, bleibt aber im Unklaren über Lyles Gedanken. Das fand ich anfangs etwas schade, aber auf der anderen Seite auch sehr reizvoll.


Mein Fazit

Zu Deep Passion habe ich primär aufgrund des Klappentextes gegriffen. Ich habe bisher von J. Kenner keine Bücher gelesen und kenne auch das Vorgängerbuch nicht. Natürlich gab es bereits häufiger Geschichten, wo eine Fake-Beziehung aus Medienzwecken vorgespielt wurde, dennoch fand ich die Idee, dass ein berühmter Schauspieler auf ein Callgirl trifft, sehr interessant. Ich bin allerdings mit der Erwartung an das Buch gegangen, dass Laine den Beruf hauptberuflich betreibt. Bereits am Anfang war ich daher sehr angetan, dass Laine sich gerade erst für den Weg entschieden hat.

Lyle und Laine gestalten sich von Anfang an als sehr sympathische Charaktere. Laine ist kein naives Dummchen, was sich einlullen lässt, sondern eine starke Frau, die versucht, ihr Leben selbst zu meistern. Lyle ist von Anfang an darauf ausgelegt, dass man weiß, er hat Geheimnisse. Was und wie schlimm, das erfährt man erst später. Zwischenzeitlich tat ich mich ein wenig schwer zu verstehen, wieso der beliebte Superschauspieler Escorts braucht, bin von der Erklärung im Buch aber zufriedengestellt worden. Spätestens, als sein Geheimnis aufgeklärt wird, erscheint alles im anderen Licht. Überraschend war für mich, dass der Erotikanteil am Buch doch sehr gering ausfällt. Dies stört mich nicht, aber war vor dem Hintergrund des Escorts doch nicht zu erwarten.

Ehrlicherweise ist die Geschichte natürlich nicht neu. Ein wenig inspiriert von Pretty Woman mit der natürlich unvermeidbaren Katastrophe, dass auffliegt, dass Lyle Frauenbesuch hatte und natürlich kein anderer Ausweg als eine Fakebeziehung im Raum steht, bekommt man hier keine innovative Story geliefert. Die Art und Weise, wie sich die Beziehung aber entwickelt, kann dies herausreißen. Hier und da muss man über kleinere Logikfehler hinwegschauen – etwa, dass die Escort-Vermittlerin ein komplett neues Mädchen, was sie nur durch ein Familienmitglied kennt, direkt an ihren bedeutendsten, berühmtesten Kunden heranlässt, bei dem Diskretion wirklich wichtig ist. Hierdurch wird meiner Meinung nach das Lesevergnügen aber nicht geschmälert.

Nur zum Ende hin war ich etwas unzufrieden, weil die finale Katastrophe, die Folgen hiervon und auch die Bedeutung für Lyle und sein Geheimnis sehr schnell abgehandelt werden. Hier hätte ich mir etwas mehr Zeit und mehr Differenziertheit gewünscht, leider wurde es doch dann alles sehr fix abgebügelt und vor allem Lyles größte Entscheidung wird nur durch ein kurzes Gespräch mit seinem besten Freund beeinflusst.

Dennoch gilt: Bei Deep Passion kann man problemlos für ein unterhaltsames Buch mit tollen Charakteren und einer soliden Liebesgeschichte mit Hindernissen zugreifen.

**** im weiteren Folgen mögliche Spoiler ****

J. Kenner konnte mich mit einer hohen Detailliebe überzeugen. So fand ich zum Beispiel den Ausflug ins Disneyland sehr schön gestaltet und man fühlte sich wirklich live dabei. Auch sehr gut dargestellt ist die innere Zerrissenheit der Charaktere.

Bereits von Anfang an weiß man, dass Lyle seine Freundin verloren hat. Wie tief die Verbindung der beiden war, wird aber erst durch Lyles Geheimnis deutlich. Davon, dass das Geheimnis das Leben in einem Bordell und zB das Miterleben der Tötung seiner Mutter umfasst, habe ich nichts geahnt. Diese Wendung kam für mich überraschend, funktioniert aber sehr gut. Lyle wird nämlich von Anfang an als ein sehr netter Kunde beschrieben, der den Escortmädels Wünsche erfüllt und mit hohen Trinkgeldern hilft. Vor dem Hintergrund seiner Erlebnisse ist dies auch nachvollziehbar.

Laine hingegen zweifelt anfangs sehr am Escortjob und zweifelt selbst, als sie Lyle besucht, weiterhin. Ich finde es gut gelungen, dass hier der Protagonistin Raum gegeben wurde, den inneren Zwiespalt zu haben. Oftmals wird hier leider mit „Augen zu und durch“ rübergebügelt. Cool fand ich aber auch Laines Einstellung später, dass es ihr egal ist, dass jemand weiß, dass sie als Escort zu Lyle ging. Sie steht dazu und lässt sich selbst von der Veröffentlichung nicht unterkriegen.

Dass am Ende die Wege von Lyle und Laine für immer zusammenführen, war natürlich maximal vorhersehbar und für so ein Buch typisch. Dennoch gibt es das befriedigende Gefühl beim Zumache des Buches, weil beide Charaktere gegen ihre Dämonen (Geldprobleme, familiäre Probleme, Vergangenheit) angekämpft haben und nun gemeinsam Frieden finden dürfen.

Bewertung: ★★★★

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]